15 Jahre ist die Forstreform jetzt her, die zu einer kompletten Umverteilung der Funktionen der Förster im Freistaat geführt hat. Und immer noch scheinen viele Waldbesitzer heute nicht zu wissen, welcher Förster für welche Probleme und Fragen zuständig ist, berichten die Experten aus den forstlichen Zusammenschlüssen im Allgäu. Wir sprachen darüber mit Roman Prestele, dem Geschäftsführer der FBG Oberallgäu e.V.
Unser Allgäu: Förster ist eine Berufsbezeichnung für Personen, die für die Verwaltung und Bewirtschaftung des Waldes zuständig sind. Die Bezeichnung wird insbesondere für Forstrevierleiter verwendet, im weiteren Sinne bezieht er sich auch auf andere Personen im Forstdienst mit entsprechender forstfachlicher Qualifikation. Welche Ausbildung haben die Förster und wo liegen die Schwerpunkte?
Prestele: Grundsätzlich haben alle Förster eine ähnliche Ausbildung gemacht. Die forstliche Ausbildung ist eine klassische Ausbildung, wie es sie in anderen Bereichen auch gibt. Es gibt den Lehrberuf Forstwirt und darauf aufbauend den Forstwirtschaftsmeister und den Forsttechniker. Dann gibt es die studierten Förster, welche alle von der Hochschule mit einem Bachelor-, Master-, oder Diplomforstingenieur-Abschluss kommen. Die Ausbildungsrichtungen haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte: Forstwirtschaftsmeister und Forsttechniker orientieren sich eher an der praktischen Tätigkeit, während die Ingenieure den Fokus auf den Waldbau, Verwaltung, rechtliche Themen oder kaufmännische Inhalte legen.
Unser Allgäu: Nach der Forstreform 2005 ist das Ganze recht unübersichtlich geworden. Welcher Förster arbeitet wo und ist wofür zuständig?
Prestele: Mit entscheidend für die Zuständigkeit ist, bei welchem Arbeitgeber der Förster angestellt ist. Über 250 Jahre lang bis zur Forstreform, hat es die einheitliche Staatsforstverwaltung gegeben. Dabei hat die Staatsforstverwaltung den Staatswald und den Privatwald in einer Verwaltung vereint. Es gab die klassischen Forstämter. Im Jahr 2005 wurde dann der Staatswald in eine eigene Körperschaft des öffentlichen Rechts, die Bayerischen Staatsforsten (BaySF), überführt. Der eigenständische Forstbetrieb mit Sitz in Regensburg wird unternehmerisch unter Aufsicht und mit Auflagen des Freistaates Bayern geführt. Vor Ort sind die einzelnen Forstbetriebe mit ihren Förstern die regionalen Anlaufstellen. Bei uns im Oberallgäu also der Forstbetrieb Sonthofen. Der Privatwald wurde der Landwirtschaftsverwaltung angeschlossen, diese wurde so zum Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Der Freistaat Bayern stellt dabei im Rahmen seiner Aufgaben den Privatwaldbesitzern Förster zur Verfügung, die auch Waldbesitzer beraten. Ein Großteil der dort beschäftigten Förster ist verbeamtet.
Die Beamtenlaufbahn ist in verschiedene Kategorien unterteilt, für die bestimmte Einstiegsvoraussetzungen erforderlich sind. Der höhere Dienst ist grundsätzlich für Forstwissenschaftler, die an der Universität studiert haben, vorgesehen. Die Universitätsausbildung unterscheidet sich etwas von der Hochschulausbildung. Die Forstwissenschaft beschäftigt sich zum Beispiel mit Raumplanung und anderen wissenschaftlichen Themen rund um die Forstwirtschaft. Einen Schwerpunkt nehmen auch rechtliche Themen ein. Der Förster mit Hochschulabschluss hat die Voraussetzung für den gehobenen Dienst.
Bedingt durch die praxisorientierte Ausbildung sind dies die klassischen Förster, die im Revierdienst auf der Fläche präsent sind. Sie sind auch die Beratungsförster am AELF, die den privaten Waldbesitzern vor Ort zur Verfügung stehen. Auf Grund ihres Status als Beamter können die Förster vom Amt keine wirtschaftlichen Tätigkeiten (z.B. Holzverkauf) für den einzelnen Waldbesitzer organisieren oder durchführen. Zu diesem Zweck haben sich in Bayern die forstlichen Zusammenschüsse (FBG/WBV) gegründet, eben um individuelle Dienstleistungen für den Privatwald anbieten zu können.
Unser Allgäu: Die Frage ist für viele Waldbesitzer: An welchen Förster wende ich mich bei welchen Problemen? Können Sie weiterhelfen?
Prestele: Ja. Die Förster bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) kümmern sich vorwiegend um den Staatswald. Das sind rund 800 000 Hektar in Bayern. Nur wenn es an den Außergrenzen des Staatswaldes Berührungspunkte mit dem Privatwald gibt, kommen sie zum Privatwaldbesitzer. Sollte die Waldfläche kleiner als 81,75 Hektar sein, werden sie damit ein Teil der örtlichen Jagdgenossenschaft. Dann kommen die BaySF Förster mit den privaten Waldbesitzern in Kontakt, wenn es um die gemeinsame jagdliche Bewirtschaftung der Waldflächen geht.
Sie helfen bei einem klimagerechten Waldumbau unter Berücksichtigung der Allgemeinbedürfnisse der Gesellschaft. In diesem Rahmen kümmern sie sich auch um die bedarfsgerechte Erschließung der Wälder mit Fahr- und Rückwegen. Bei all dem unterstützen sie die privaten Waldbesitzer auch mit den verschiedenen forstlichen Förderprogrammen.
FBG Oberallgäu
- Gründung: 1969
- Mitglieder: 2979
- Waldfläche der Mitglieder: 24 673 ha, davon ein großer Teil Schutzwald
- Jährlich. Holzaufkommen Stamm-holz: 60 000 fm, hiervon ein hoher Starkholzanteil mit 35 %
- Jährliches Holzaufkommen Hackgut: 40 000 Srm
- Jährliche Pflanzenbeschaffung: 75 000 Pflanzen, damit kann eine Fläche von 17 ha aufgeforstet werden, davon 65 % Mischbaumarten;
- Betreute Waldfläche mit Waldpflegevertag: 600 ha
- Leihmaschinen für Mitglieder: 30 Maschinen (Spalter, Hacker etc.)
- Zertifizierung nach den PEFC-Richtlinien
Die Serie von Unser Allgäu stellt die forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse heute und morgen vor. Mehr Infos zur Serie finden Sie hier.
Im ersten Teil der Serie geht Ignaz Einsiedler auf die Veränderungen im Laufe der Zeit ein. Einsiedler gibt nach fast 50 Jahren den Vorsitz der WBV Kempten ab und kann auf einen starken Wandel im Wald zurückblicken, den Unser Allgäu beschreibt. Den Artikel über Ignaz Einsiedler finden Sie hier.
Im zweiten Titel lädt Andreas Täger, der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Westallgäu, zu einem Rundgang ein. Hierbei wird deutlich, welche besonderen Wälder in seinen Zuständigkeitsbereich fallen. Hier finden Sie den Artikel.