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Parteientermin

Viel erklärt, aber kein Rezept

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JG
am Dienstag, 25.02.2020 - 09:26

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber diskutierte mit Bauern in Sonthofen.

Sonthofen/Lks. Oberallgäu - Auch im Allgäu drückt die Bauern der Schuh. Vom Milchpreis ist derzeit zwar nicht viel zu hören, doch die Debatte über die Düngeverordnung sorgt ebenso für Unmut bei den Landwirten, wie der dramatische Einbruch bei der Kälber-Vermarktung. Dazu das „Kleingedruckte“ beim neuen Artenschutz-Gesetz der Staatsregierung. Bayerns Umweltminister, zuständig für viele Bereiche, die den Verbraucherschutz und auch die Landwirtschaft betreffen, stand auf Einladung der Freien Wähler und ihrer Allgäuer Europaabgeordneten Ulrike Müller in Sonthofen Rede und Antwort. Den präsentierten „Knoten der Unvernunft“ konnte Thorsten Glauber jedoch nicht an Ort und Stelle durchtrennen. Und: Nicht alles „Gift“ für die Landwirtschaft komme aus Brüssel. Oftmals seien es Bundes-Initiativen, die die Dinge zuspitzten und für weitere Regelementierung sorgten.

Die idealisierten Darstellungen der Landwirtschaft auf Messen taugten nicht, den bäuerlichen Alltag widerzugeben. Er, Glauber, vermisse die Wertschätzung der Arbeit der Bauern ebenso wie die Wertschätzung hochwertiger Lebensmittel. „Hauptsache billig – das ruiniert unseren Mittelstand und die Landwirtschaft!“
Der Slogan „Rettet die Bienen!“ müsse einhergehen mit dem „Weg mit Geiz ist geil!“, ergänzte der Staatsminister. Wer das nicht hören und begreifen wolle, hätte das Artenschutz-Begehren nicht unterschreiben dürfen. Ein Gesetz sei entstanden, das „im Ansatz richtig, in der Praxis aber hochproblematisch“ sei, so Glauber. Artenschutz und Kulturlandschaft gebe es nicht zum Nulltarif. Für jede Einschränkung in der Bewirtschaftung müsse es einen Ausgleich geben. „Es ist unsere Aufgabe, die Bürger zu erreichen, die das alles nicht wissen!“
Beim Stichwort „Tierwohl“ zu pokern, sei nicht die Nische, gab Glauber weiter zu bedenken. „Das wird eingefordert und zur Pflichtaufgabe.“ Gerade in diesem Punkt dürfe man die Bauern nicht allein lassen, sondern Beratungsangebote schaffen, das die Veterinärbehörde mit den örtlichen Tierärzten sicherstellen sollten. Man müsse auch überlegen, ob man nicht an eine Form der „Landtierarzt-Bindung“ für Studienabgänger denken könne.
„Viele Dinge sind in den vergangenen Jahren liegengeblieben“, kritisierte Glauber, der seit gut einem Jahr an der Spitze des Umweltministeriums steht. „Sauber danebengelangt“ habe die Bundesregierung bei der neuen Düngeverordnung. Selbst wenn man jetzt die Zahl der Messpunkte auf 1500 in Bayern erhöhe, messe man vielerorts nichts anderes als „altes Wasser“, das seit 30 oder 40 Jahren in der Tiefe liege. „Das sagt nichts über derzeitigen Bewirtschaftungsformen aus!“, kritisiert Glauber.
Ähnlich verfahren sei die Situation bei den Tiertransporten, speziell den Kälbertransporten, griff der Staatsminister einen weiteren Punkt auf dem Plakat der protestierenden Bauern auf. Um die verschärften Regelungen komme man „nicht irgendwie herum, das sind Gesetze“. Derzeit laufe ein „bayerischer Weg“ an, bei dem Transportfahrzeuge beschafft werden, die den Vorschriften für Tiertransporte entsprächen. „Sonst kommt wieder eine Diskussion...“
Die lange Talsohle bei der Kälbervermarktung monierte AHG-Vorsitzender Norbert Meggle: „Wir müssen endlich Gesetze und Praxis unter einen Hut bringen!“ Das gelte für den Umgang mit der Blauzungenkrankheit und den eingerichteten Restriktionszonen ebenso wie für die zugelassenen Transportfahrzeuge. Den Schaden wegen des Transportstopps seit vergangenen Mai beziffert er auf bislang fast 7 Mio. € allein im Allgäu. Stichwort Tierwohl: Unser System der Überwachung funktioniert“, betonte Schwabens BBV-Berzirkspräsident Alfred Enderle. Keiner könne tun was er wolle in der „sehr engmaschigen Überwachung“.Und der Chef der Veterinärbehörde im Oberallgäu, Dr. Thomas Brunner, erkennt zum Teil „schwache Mittel der Behörde“. Die betroffenen Landwirte sähen sich mit den Problemen und Schwierigkeiten oft alleingelassen – finanziell, fachlich und psychisch überfordert.
„Wenn die Erzeugerpreise nicht stimmen, hören immer mehr Bauern auf!“, brachte Herbert Dinser, Milchviehhalter aus Weitnau, seine Stimmung auf den Punkt. Da und dort „ein Zuckerl“ zu verteilen, ändere nichts an den Problemen. Er selbst werde wohl auch nicht mehr lange durchhalten. Man müsse laufend investieren und werde gängelt. „So gerne ich Bauer bin, das macht keine Freude ...“