Oberstaufen/Lks. Oberallgäu - Die Marktgemeinde Oberstaufen will jetzt „in die Gänge kommen“, was die seit Jahren andauernden „Reibereien“ zwischen Grundbesitzern, Älplern und Kommunen auf der einen Seite und der zunehmenden Zahl von Freizeitnutzern andererseits angeht. Wenn man nichts tut, wird es nicht besser, so das Fazit der vergangenen Jahre. Mit der Kampagne „Einfach. Mitanand.“ soll der Konflikt einvernehmlich mit allen Beteiligten entschärft werden. Zündstoff lieferte bislang vor allem die wachsende Zahl der Mountainbiker, die mehrfach mit Grundbesitzern aneinander gerieten.
Taugliche Durchlässe
„Wir machen jetzt einen eigenen Anlauf, da das Projekt der Allgäu GmbH ins Stocken geraten ist“, erläuterte Oberstaufens Bürgermeister Martin Beckel den Vorstoß der Gemeinde. In erster Linie gehe es um praxistaugliche Durchlässe bei Weideflächen. Die Gemeinde stellt den Grundbesitzern von Alpflächen spezielle Durchlass-Konstruktionen zur Verfügung, die das Weidevieh sicher zurückhalten, den Mountainbikern und Wanderern dennoch eine Passage der Umzäunung ohne Abstieg vom Rad erlaubt. Beckel: „Nichts machen bringt nichts.“ Darum habe Oberstaufen mit „Einfach. Mitanand.“ ein Konzept für einen „freundlichen und respektvollen Umgang untereinander“ angestoßen, verbunden mit einer sinnvollen Besucherlenkung. Die Grundeigentümer zögen mit und seien bereit, Lösungen zu finden. „Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“, glaubt Beckel.
Die neuen Schwinggatter werden von der Gemeinde finanziert und installiert. Rund 550 € kostet ein knapp einen Meter breites Durchlass-Modul „Flow Gate“. Die Konstruktion kann ohne großen Aufwand in den bestehenden Weidezaun eingefügt werden, wo von Bikern und Wanderern genutzte Wege die Alpfläche queren. Der Stromfluss wird nicht unterbrochen, die Leitung von den Benutzern beim Durchgang aber nicht berührt. Der Probelauf soll mit 20 Durchlass-Einrichtungen beginnen. Doch Beckel ist überzeugt, dass man bald werde nachfassen müssen.
Ob das „generelle Problem“ damit aus der Welt geschafft wird, bezweifeln etliche Älpler und Grundbesitzer dennoch. „Es kommen dank E-Bike-Boom immer mehr Leute in die Gegend“, so die vielfach formulierte Feststellung. „Es sind viele Leute unterwegs – wir haben die Probleme“, brachte es ein Landwirt auf den Punkt. „Je besser das Angebot, umso mehr kommen“, ergänzte ein Kollege. Zum Teil seien manche Biker wenig umsichtig und rücksichtsvoll. Offene Weidegatter, niedergedrückte Zäune – alles sei schon vorgekommen.
Und längst nicht alle beherrschten ihr flottes Rad in jeder Situation und bei schwierigen Wegeverhältnissen. Es gehe in letzter Konsequenz um die Verkehrssicherungspflicht. „Das bleibt nach wie vor beim Grundeigentümer hängen!“, beklagte etwa Ludwig Kirner. Der Älpler hat einen einschlägigen Rechtsstreit in einer solchen Sache hinter sich und will das „nicht mehr mitmachen“.
Freistaat soll haften
Auch beim Alpwirtschaftlichen Verein im Allgäu (AVA) will man die Konflikte um die Wegenutzung aus der Welt schaffen und begrüßt den Vorstoß in Oberstaufen. „Nichts tun, bringt nichts“, betonte AVA-Mitarbeiterin Petra Breuer. Der Versuch mit den neuen Weidedurchlässen sei ein wichtiger Ansatz.
„Die Verkehrssicherungspflicht ist tatsächlich Sache des Grundeigentümers“, betonte Bernd Seelherr, bei Oberstaufen Tourismus zuständig für „Projektmanagement Rad & Wandern“. Allerdings übernehme diesen Part hier die Gemeinde. „Endziel muss aber die Übernahme der Haftung durch den Freistaat sein!“, ergänzte Bürgermeister Beckel.
Von einer „touristisch sensationellen Entwicklung“ sprach Jürgen Meier, Geschäftsführer der Oberstaufen Tourismus. Ein „hoch attraktives“ Klientel sei da unterwegs. Doch die Infrastruktur müsse da sein, sonst könne man das Angebot nicht bewerben. Sprich: Abwechslungsreiche Strecken mit Erlebniswert brauche es. Und daran arbeitete die Projektgruppe intensiv. Zwei Rundtouren seien bereits fix, eine dritten in Arbeit, erläuterte Seelherr. In jedem Fall seien die Grundbesitzer mit im Boot. Nur wo eine umsichtige Besucherlenkung greife, könne man die Konflikte regeln und womöglich vermeiden, so Seelherr. „Ausschließen funktioniert nicht.“