
Die Schlachthöfe haben ihren Durchsatz in der Coronakrise erheblich reduziert, China nimmt kein Schweinefleisch aus Deutschland mehr ab und in den deutschen Ställen staut sich das Vieh. Das hat auch Auswirkungen auf große Vermarktungsorganisationen wie die Erzeugergemeinschaft Franken-Schwaben mit Sitz in Wertingen. Woche für Woche gerät der Absatz der Ferkel, Schweine und Rinder ins Stocken, erklärt EG-Geschäftsführer Burkhard Hock. Dazu komme noch, dass der Lebensmitteleinzelhandel die Coronakrise nutzt, um die Preise zu drücken.
Die Vermarktungszahlen der EG Franken-Schwaben sind jedoch trotz der Coronakrise insgesamt stabil. So erwartet Hock auch für heuer einen ähnlichen Viehumsatz wie 2019: rund 1,2 Mio. Ferkel, 700 000 Schlachtschweine, 20 000 Bullen und 10 000 Fresser. Einschließlich Färsen und Kühen werden rund 40 000 Stück Großvieh vermarktet.
Im Frühjahr hatte die Müller-Gruppe ihren Verabeitungsbetrieb im baden-württembergischen Birkenfeld heruntergefahren, nachdem sich dort 400 Arbeiter mit dem Coronavirus infiziert hatten. Die Auswirkungen waren bis nach Schwaben zu spüren. Die Schweine, die von dort an die Müller-Gruppe geliefert und in Ulm geschlachtet werden, kommen nach Birkenfeld zur Verarbeitung. Dort wurde jedoch sechs Wochen lang die Kapazität in der Schweineverarbeitung um 20 % reduziert und in den schwäbischen Mastställen stauten sich die Tiere. „In diesen sechs Wochen schoben wir rund 10 000 Schweine vor uns her“, erinnert sich Hock.
Flaschenhals Fleischzerlegung

Der Schweinestau hatte wiederum bittere Auswirkungen auf die Ferkelerzeugerbetriebe. Der EG Franken-Schwaben werden im süddeutschen Raum wöchentlich bis zu 10 000 Ferkel angedient. Deren Vermarktung musste jeweils um eine Woche verschoben werden. In diesem Zeitraum wurden die Ferkel schwerer, den Zuchtsauenhaltern entstanden zusätzliche Futterkosten und der Platz in den Ställen wurde knapp. Nach mehreren Corona-Ausbrüchen in der Fleischindustrie wurden dort die Hygieneauflagen drastisch verschärft. Größere Abstände zwischen den Schlachthofarbeitern führten dazu, dass ihre Anzahl reduziert wurde und damit geringere Mengen Schlachttiere verarbeitet werden konnten. Dabei entwickelte sich die Fleischzerlegung zum Flaschenhals.
Nachdem sich die Mastställe nur zögerlich leeren, beziehen die Mäster weniger Ferkel, so dass sich der Stau in die Zuchtsauenbetriebe verlagert hat. „Dass die Ferkel schwerer werden, ist noch handelbar“, sagt Hock. Doch gegen die rigorosen Preissenkungen konnten sich die Vermarkter schwerlich wehren. So ging der Preis von 100 € pro Ferkel auf 70 € zurück. Auch der Schweinepreis sank im Frühjahr von 2 auf 1,60 €/kg. Dazu trug neben Corona natürlich auch die fehlende Abnahme durch China bei, nachdem in Deutschland die ersten Fälle der Afrikanischen Schweinepest aufgetreten waren.
Seit dem Frühjahr hat sich wenig geändert

Auch jetzt arbeiten die Schlachthöfe mit einem Durchsatz von nurmehr 80 %, erklärt Hock. Außerdem fällt erneut die Gastronomie als Hauptabnehmer für bestimmte Schweineteilstücke aus. Der Zeitpunkt könnte ungünstiger nicht sein, weil im Herbst stets die größten Schweinestückzahlen aus den Mastbetrieben geliefert werden. „Heute stauen sich die Tiere noch mehr als im Frühjahr in den Ställen“, klagt der EG-Geschäftsführer. „Und den Preisdiskussionen können wir derzeit nichts entgegensetzen.“ Der Druck lässt die Preise sinken.
Bei den Bullen ist die Situation nicht viel besser. Wegen Corona-Fällen stand der Ulmer Schlachthof zehn Tage lang still, und in Südbayern kam es zum Rinderstau, nachem einige tausend Tiere von den Mastbetrieben nicht abgeholt werden konnten. Der Ausfall der Gastronomie drückt auf die Preise für Bullen, Kühe und Färsen. Immerhin arbeiten die Schlachthöfe im Rinderbereich jetzt wieder auf Normalniveau, so Hock.
Zuchtsauenbetriebe stehen auf der Kippe
Stau durch fehlende Schlachtkapazitäten
Außerdem hat Wöhrle jetzt zwei bis drei Ferkelherkünfte mehr, was für seine Tiere nicht nur eine veränderte Gruppenstruktur, sondern auch ein erhöhtes Krankheitsrisiko mit sich bringt. Bis Weihnachten rechnet Wöhrle mit einem Stau von rund 1 Mio. Schweine. Ihn ärgert das intransparente und planlose Agieren der Politik. Die sollte nicht nur auf drei oder vier bekannte Virologen hören. Der neuerliche Lockdown stürzt ganze Branchen und ein ganzes Land ins Elend.“