Im Jahr 2019 führte Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 3,6 Millionen Tonnen Soja ein. Das stößt seit geraumer Zeit auf deutliche Kritik. Nicht nur, weil so gentechnisch verändertes Soja nach Europa kommt, sondern auch wegen der oft wenig nachhaltigen Bedingungen, unter denen Sojabohnen in den Exportländern angebaut werden.
Doch Sojaanbau ist auch in heimischen Breiten möglich. Dazu organisierten das AELF Mindelheim und der MR Allgäu-Schwaben auf dem Lohhof mit dem Verwalter Christoph Aigster einen ungewöhnlichen Versuch mit dem Ziel, in einen Roggenbestand direkt die Sojabohne einzusäen, den Roggen nach der Sojaaussaat durch Walzen am Weiterwuchs zu hindern und durch die Roggenmulchschicht positive Effekte wie z. B. Unkrautunterdrückung oder eine Verbesserung der Bodenstruktur zu bekommen.

Mit der Aussaat des Grünschnittroggens der Sorte „Protector“ Anfang November 2020, wurde der Grundstein für die Sojaaussaat 2021 gelegt, erläuterte vor Ort der Pflanzenbauberater des AELF Mindelheim, Lukas Kreiselmeier. Besser wäre eine Aussaat Anfang Oktober gewesen, was aus Termingründen leider nicht möglich war. In diesen stehenden und wachsenden Bestand wurde am 10. Mai mit einer Direktsaatmaschine Soja gesät. Zwei Wochen später, bereits im Keimblattstadium der Sojabohne, wurde der noch stehende Roggen im Stadium Ährenschieben niedergewalzt. Christoph Aigster musste genau zwischen den bereits gesäten Sojareihen steuern, die angesichts der hohen Grünmasse kaum noch zu erkennen waren.
„Im Idealfall wird der Roggen erst in der Vollblüte gewalzt und dann die Soja eingesät“, meinte Kreiselmeier. Dies wäre aber aufgrund der kalten Witterung dieses Jahr für die Abreife der Bohne zu spät geworden. Trotzdem wurden die bereits aufgelaufenen Sojapflanzen nicht beschädigt. Teilweise richteten sich ein paar Halme vom Roggen wieder auf – beim Walzen in der Vollblüte wäre dies wohl nicht passiert. Probleme mache dies im niederschlagsreichen Unterallgäu aber keine.
Bei mehr als 800 mm Jahresniederschlag bringe der Roggen gleich zwei Vorteile. Erstens zieht er im Frühjahr Wasser aus dem Boden und gewährleistet eine frühere Befahrbarkeit. Zweitens schützt er als Mulchschicht im Sommer den Boden vor Wasserverdunstung – genau dann, wenn die Sojapflanze in die Blüte kommt und das meiste Wasser benötigt. Darüber hinaus bietet das Roggenstroh zahlreichen Insekten und Wildtieren Rückzugsmöglichkeiten. Zudem dient es Regenwürmern als Futter und schont die Bodenstruktur, da keine Bearbeitung erfolgt. Eine Win-Win-Win Situation also, da die Produktion gesichert, die Biodiversität gefördert und der Bodenschutz gewährleistet ist.
Ein biologischer Teppich
Der abgestorbene Roggen bildet eine Art „biologischen Teppich“, unter dem deutlich weniger Unkrautsamen keimen können. Interessant sei dies im Ökolandbau deshalb, da weder chemische noch maschinelle Verfahren vorhanden sind, um Unkräuter in der Reihe effektiv zu dezimieren. Kritisch merkte Kreiselmeier aber an, dass Wurzelunkräuter wie Distel und Winde im Sojaanbau auch in diesem System nicht bekämpfbar sind. Alle anderen Unkräuter würden auch nicht komplett unterdrückt, aber immerhin soweit, dass keine Schadschwelle erreicht werde.
Zwar wurde der Roggen im Frühjahr in der Bestockung noch gestriegelt, durch die feuchte Witterung und die bereits zu großen Unkräuter hatte dies aber in diesem Versuchsjahr kaum Erfolg. Im Bio-Bereich sollte bereits im Herbst einmal „Bildgestriegelt“ werden. Dafür muss der Roggen mindestens 2,5 cm tief gesät werden.
Eine interessante Kultur
Derzeit stehen im Unterallgäu etwa 223 ha Sojabohnen. Ob sich diese Kultur im Unterallgäu durchsetzen kann? Das sieht der Pflanzenbauberater kritisch. Zwar sei es eine sehr interessante Kultur, aber ohne staatliche Förderung sei der konventionelle Anbau ökonomisch selten konkurrenzfähig. Da Soja als Leguminose selbst Stickstoff bindet, habe sie keinen N- Düngebedarf und passe leider nicht für Betriebe mit hohem GV-Besatz. Der Berater sieht aber durchaus Chancen in anderen Bereichen. Auch Mais könne in diesem System angebaut werden. Die Gülledüngung solle dann aber im Strip-Tillage-System erfolgen.