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Öffentlichkeitsarbeit

Schafhalter haben mit vielen Problemen zu kämpfen

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Max Riesberg
Max Riesberg
am Freitag, 10.12.2021 - 08:54

Schafhaltung wirtschaftlich zu betreiben ist schwierig. Es braucht Idealismus, um den Betrieb weiter zu führen.

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Stoffenried/Lks. Günzburg Die Schafhalter haben mit vielen Problemen zu kämpfen: Billiges Lammfleisch aus Neuseeland drückt in den deutschen Markt, der Wollpreis liegt seit Jahren am Boden, Weideflächen sind knapp und jetzt lauert auch noch der Wolf auf leichte Beute. Da braucht es viel Liebe zum Schaf und zum Beruf des Schäfers, wenn die Schafhaltung als Erwerbszweig Bestand haben soll. Barbara Mettenleiter-Strobel und ihr Ehemann Dr. Heinz Strobel haben die Liebe und Zuversicht, die sie regelmäßig auch an Schulkassen weitergeben. So kommt es nicht von ungefähr, dass auf ihrem Betrieb in Stoffenried die Aktiv-Wochen „Herbst.Erlebnis.Bauernhof“ des bayerischen Landwirtschaftsministeriums anliefen. Die 7. Klasse der Freiherr-von-Stain-Mittelschule in Ichenhausen hatte dort jedenfalls einen erlebnis- und lehrreichen Unterrichtstag.

Die Schafhaltung habe sich aus einem Hobby entwickelt, wie Dr. Heinz Strobel erklärte. Nachdem er sich 1984 als praktischer Tierarzt in Stoffenried niedergelassen hatte, hielten auch ein paar Schafe Einzug. Heute hat er 60 Mutterschafe. Seine Frau Barbara engagiert sich als Kreisheimatpflegerin im Landkreis Günzburg und betreut die Kreisheimatstube in Stoffenried.

Schafdung für den Acker

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Mit der Schäferei, wie sie in Bayern vom 17. bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts praktiziert wurde, hat der Betrieb Mettenleiter-Strobel jedoch kaum noch etwas zu tun. In dieser Zeit besaßen die Schäfer meist keinen Grund und Boden, sondern zogen mit ihren Herden über das Land und übernachteten in ihren spartanisch eingerichteten Schäferkarren. Erst später pachteten die Schäfer fremde Flächen als Schafweide und wurden zu Berufsschäfern. In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts hielten in Bayern die Schäfereien noch einen Anteil von 50 % an der Gesamtheit der landwirtschaftlichen Betriebe.

Ehedem, so Dr. Heinz Strobel, durften die Schäfer von Michaeli am 29. September bis Georgi am 23. April mit ihren Tieren landwirtschaftliche Flächen beweiden. An den Sonntagen nach dem Kirchgang wurden von den Bauern die Nachtpferche versteigert, auf denen die Schäfer während der Wanderschaft ihre Herden einzäunten. Damals hatten sie nämlich noch einen für die Landwirtschaft sehr wichtigen Job: Sie fungierten als Dienstleister für die Bauern, indem sie ihre Schafe auf deren Äcker stellten, um sie zu düngen. Der Pferch wurde auf dem Acker mehrfach versetzt, damit er komplett gedüngt wurde. „Das war die Grunddüngung, die für drei bis vier Jahre vorhalten musste“, sagt Strobel.

Wertschätzung durch die Bauern

Die Wertschätzung der Schäfer durch die Bauern zeigte sich auch darin, dass sie Speisen zu den Schäferkarren bringen und die Karren jeweils zum nächsten Nachtpferch ziehen mussten. Für die Schäfer wiederum war das Düngen eine wichtige Einkommensquelle, die ihnen später durch das Aufkommen der Mineraldünger wegbrach. „Der Schafdung war lange Zeit so wichtig wie die Wolle und das Fleisch der Schafe“, betont Strobel.

Mittlerweile ist der wirtschaftliche Erfolg für die Schafhalter schwierig geworden. Immerhin, der Lammfleischpreis bewegt sich aktuell mit 3 bis 3,50 € pro Kilogramm Lebendgewicht auf einem halbwegs befriedigenden Niveau, meint Strobel. Die Nachfrage wachse und es gebe weniger Lebendimporte als in den Jahren zuvor. Zugleich verharren die Wollpreise mit 80 Ct/kg weißer Merinowolle im Keller, für gemischte Wolle gibt es keinen müden Cent. „Damit deckt der Verkauf der Wolle nicht einmal mehr die Schurkosten“, bedauert Strobel. Große Posten Wolle kann er über die Wollerzeugergemeinschaft vermarkten. Das Lammfleisch deckt zum Teil den Eigenbedarf, zum größeren Teil geht es an Metzger und Bio-Direktvermarkter.

Wettrüsten gegen den Wolf

Ein „Riesenproblem“ ist für den Betrieb der Wolf. „Solange die Wölfe nicht reguliert werden, gibt es keine wirklich wirksamen Schutzmaßnahmen. Da hilft auch das Wettrüsten mit Zäunen und Herdenschutzhunden nicht weiter.“ Möchte die Gesellschaft auch künftig noch Weidetiere in der freien Kulturlandschaft sehen, dann müsse sie etwas dafür tun.
Barbara Mettenleiter-Strobel hat sich zur Erlebnisbäuerin fortgebildet und empfängt regelmäßig Schulklassen auf ihrem Schafbetrieb. Zum schwabenweiten Auftakt der Aktionswochen „Herbst.Erlebnis.Bauernhof“ ließ sie die Schülerinnen und Schüler die Schafe und Lämmer beobachten und erklärte ihnen, was die Tiere fressen. Am Ende durften die Jugendlichen den Schafen selbst das Grünfutter vorlegen. Mettenleiter-Strobel machte sie auch mit der langen Geschichte der Schäferei und mit der Wollproduktion vertraut.
Agnes Meichelböck, am AELF Krumbach-Mindelheim zuständig für das Programm „Erlebnis.Bauernhof“, freute sich, dass in Schwaben bereits 89 Betriebe eine Fortbildung für das Programm absolvierten und sich an ihm beteiligen. „Aber es dürfen gerne noch mehr werden.“