
Es war eine Premiere im doppelten Sinn: Am vergangenen Wochenende gab es die erste Tierschau überhaupt des Zuchtverbandes ProRind, der vergangenes Jahr aus der Fusion der Allgäuer Herdebuchgesellschaft mit dem Schwarz- und Rotbuntzuchtverband Bayern entstand. Und es war die erste Schau im neuen Vermarktungszentrum in Unterthingau. ProRind betreut rund 145 000 Herdbuchkühe, vorwiegend Brown Swiss und Holstein sowie Fleckvieh und Original Braunvieh. In Unterthingau finden alle zwei Wochen Großviehmärkte mit jeweils über 200 Jungkühen und jede Woche ein Nutzkälbermarkt statt. Das neue Zentrum ist rein für die Vermarktung konzipiert. Bei Schauen, so war die Planung von Beginn an, wird der große Stall der Nutzkälber geräumt. Und das war jetzt der Fall: Die Boxenabtrennungen kamen aus der Kälberhalle raus, eine Tribüne rein und mit einiger Arbeit wurde sie umgebaut zur Schauarena.
Die Kälberhalle zur Schauarena umgebaut

„Alle waren hoch motiviert und es ist planmäßig verlaufen“, sagte Vorsitzender Norbert Meggle erleichtert. Das Schauprogramm war auf drei Tage verteilt: Los ging‘s am Freitagabend mit den Jungzüchtern, 36 Rindern aus 18 Betrieben und einer großen Party, und schon hier war die „Hütte voll“. Am Samstagnachmittag waren die Bambini dran, 89 Kinder von 5 bis 14 Jahren präsentierten ihre Kälber in 14 Altersgruppen.

Der Haupttag war dann der Sonntag: 129 Schaukühe der Rassen Brown Swiss (76), Holstein (45) und Original Braunvieh (8) aus 64 Betrieben traten in 20 Abteilungen an. Zusätzlich präsentierten die Stationen Greifenberg und Memmingen vier Demonstrationsgruppe mit je drei Kühen der Brown-Swiss-Vererber Piero und Vassido sowie Bison und Vaselino. Eine dieser zwölf Kühe nahm auch an der Schau teil, sodass 140 Kühe am Sonntag zu sehen waren. Mit den Rindern und Kälbern zogen an den drei Tagen 265 Stück Vieh in den Ring.

Die 20 Abteilungssieger bei den Kühen stammten aus 13 Betrieben, von denen zwei so richtig absahnten: Michael Denz aus Oberstaufen beim Braunvieh und die Stockingen Dairy aus Trauchgau bei „braun und schwarz“ nahmen die meisten Siegerschärpen mit nach Hause und stellten die Grand Champions.

Drei Abteilungssiege bei Brown Swiss, den Gesamtchampiontitel durch Dynamite Esmeral und den Sieg der alten Kühe durch Durham Beverly, das ist die makellose Bilanz von Michael Denz. Seine vierte Kuh, Salomon Evolete, lief auf dem zweiten Platz. Gleich vier Abteilungssiege holte die Stockingen Dairy der Familien Lang und Weise aus Trauchgau. Zweimal schlugen sie beim Braunvieh zu, zweimal bei Holstein und krönten die Bilanz durch den Gesamt- und Gesamteuterchampiontitel der Rasse Holstein durch die Jacoby-Tochter Roxoby. Zudem holte die braune 100 000-kg-Kuh Leonie, längst eine Legende, den Eutersieg bei den alten Kühen. Stockingens Eva, eine Tochter des Natursprungstieres Siwaboy, wurde sogar Gesamt-Euterchampion der Rasse Brown Swiss. Die Stockingen Dairy beeindruckte durch ihre enorm korrekten und meist eher etwas spätreifen Kühe.

In der 100 000-Literklasse starteten sechs Kühe. Neben Siegerkuh Leonie und der starken schwarzbunten Hawai waren hier vier weitere braune Kühe zu sehen, darunter die Husjet-Tochter Hedina vom Betrieb Meggle. Sie wurde bereits 2014 Gruppensiegerin an der Bundesschau. „Wo gibt es das, dass Top-Kühe über einen so langen Zeitraum auf Schauen zu sehen sind“, sagte Zuchtleiter Dr. Franz Birkenmaier begeistert.

Auch die Binzer GbR aus Ebersbach schnitt hervorragend ab: Neben dem Holsteinsieg bei den älteren Kühen durch die 100 000-kg-Kuh Hawai sicherten sie sich mit der Sullivan-Tochter Wanda den Schöneutersieg jung. Zwei Klassensiege nimmt auch Stefan Gumpold aus Ainring mit ins Berchtesgadner Land. Seine Ronald-Tochter Rolandr schnappte sich zudem den Gruppensieg bei den jungen Kühen der Rasse Holstein, die vom Züchter Torben Melbaum rangiert wurden. Der Schöneutersieg bei den jungen Holsteinskühen ging nach Apfeldorfhausen zur Schertich GbR für ihre Sudoku-Tochter Lilo.

Bei den Erstmelkkühen war Brown-Swiss-Preisrichter Nikolas Sauter hin und weg von einer Kuh, und so wurde der Brownstar Biggi von Markus Adelgoß aus Rettenberg neben der Schärpe für die schönste Jungkuh auch noch die für das schönste Jungkuheuter umgehängt.
Jungzüchter: Doppelsiege für Sichler und Binzer

Die Jungzüchter gingen in vier Brown-Swiss- und zwei Holsteinklassen an den Start. Bei Holstein war es ein Start-Ziel-Sieg für die Binzer GbR: Zwei Klassensiege und den Championtitel Holstein und gesamt durch die kapitale King Doc-Tochter, vorgeführt von Daniel Binzer, sowie den Reservechampiontitel durch die von Andreas Immle vorgestellt Chief-Tochter sind eine astreine Bilanz.
Ebenso erfolgreich waren Martin und Ines Sichler aus Blaichach bei Brown Swiss: Mit der Alasko-Tochter JJ am Halfter von Alexander Höß gewannen sie den Championtitel Brown Swiss. Sichlers Reservesiegerin David Marylou ist eine Tochter der bekannten Schaukuh Mattli, vorgeführt wurde sie von Pius Hierl. Mit Thomas Wiethege rangierte ein bekannter Holsteinzüchter diesen Typwettbewerb der Rinder. Weitere Abteilungssiege gingen an Sevilla Legendary, am Halfter von Johanna Steinacher, Hopferau, sowie an Jongleur Jana, vorgeführt von Tobias Guggemos. Beide Rinder sind im Besitz der Guggemos GbR, Rückholz-Höhen.
Der Fleckviehzüchter Toni Huber durfte die besten Vorführer ermitteln. Hier ging der Gesamtsieg zu Christoph Schropp aus Habach, der mit seiner schwarzen Crownroyal-Tochter Melody alles richtig machte. Zweitbeste Vorführerin ist Linda Lechner, eine Österreicherin, die Brice-Tochter Ice von der Stockingen Dairy führte. Weitere Abteilungs-Vorführsiege holten Yvonne Schmid aus Weicht, Tobias Guggemos aus Höhen, Theresa Spatz aus Hurlach und Severin Schweiger vom JZC OA Süd.
Mit 89 Kindern war am Samstag auch bei den Kindern richtig viel los. Hier fand die Beurteilung durch die württembergische Braunviehkönigin Isabell Allmendinger und Jungzüchter Marcel Trautwein im Versteigerungsring statt. Wie an der gesamten Veranstaltung war der Besuch gut, dafür sorgten schon die Familien der eifrigen Jungen und Mädchen.
Züchtermedaillen in Gold und Silber
Über das Wochenende gab es einige Züchtermedaillen zu verteilen und viele Glückwünsche von Ministerialrat Dr. Georg Beck und ASR-Geschäftsführer Hans Ertl. Neben sieben bronzenen und drei silbernen Züchtermedaillen an die Binzer GbR, Markus Adelgoß und Stefan Gumpold wurde zweimal „Gold“ überreicht, und zwar an Michael Denz und die Stockingen Dairy.
Nach drei gelungenen Schautagen stand am Sonntag ab 16 Uhr wieder die Vermarktung im Mittelpunkt: Sofort nach der Schau wurde die Kälberhalle wieder umgestaltet: Die Tribüne wurde ab- und die Aufstallung aufgebaut. Um 22 Uhr war alles fertig und bereits am nächsten Tag versteigerte ProRind wieder 600 Nutzkälber in Unterthingau.