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Elf Stationen rund um Rinderhaltung

Praxistag rund um Milchvieh im Allgäu: Gülle, Weide, Hörner und mehr

Praxistag
Markus Endraß
am Mittwoch, 13.09.2023 - 14:06

Der Praktikertag auf einem Biobetrieb in Haldenwang bot viele interessante Aspekte. Nicht bei jedem Thema herrschte Einigkeit.

Ein umfangreiches Programm bot sich den Teilnehmern des Praktikertages rund um Milchvieh und Mutterkühe auf dem Biobetrieb Gabler in Haldenwang, Lks. Oberallgäu. An elf Stationen wurden den zahlreichen Besuchern wichtige Informationen aus dem Bereich Rinderhaltung vorgestellt.

Eingeladen hatten die führenden deutschen Bioverbände in Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen und Organisationen. Federführend bei der Organisation war im Vorfeld das Team um Edmund Leisen von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Das Thema Grünlandwirtschaft und Weidehaltung in Zeiten des Klimawandels bildete einen Themenschwerpunkt. Der Einfluss von unterschiedlichen Weidesystemen auf die Zusammensetzung der Grasnarbe konnte auf dem Betrieb Gabler, Haldenwang im Oberallgäu, bei besten Bedingungen begutachtet werden.

Rinderherde und Bodenverhältnisse genau beobachten

Edmund Leisen betonte, dass mit einer Vorweide im zeitigen Frühjahr eine hohe Narbendichte gefördert werden kann. Aufgrund der stark schwankenden Witterungsverhältnisse mit langen Trockenheitsphasen und Starkregenereignissen, gelte es aber die Rinderherde und die Bodenverhältnisse genau zu beobachten. Die Kurzrasenumtriebsweide hat sich für den Betrieb Gabler dabei als zuverlässiges System seit über fünfzehn Jahren etabliert und die langlebige Braunviehherde und auch die Grünlandflächen präsentierten sich in einem hervorragenden Zustand.

Technik für Grünland bildete einen weiteren Schwerpunkt beim Praktikertag. Mit der derzeit wiederauflebenden Messerbalkentechnik befasste sich eine Station. Durch große Arbeitsbreiten und ausgefeilte Schleiftechnik sind hier Flächenleistungen von mehreren Hektar in der Stunde möglich, erklärte Landwirt Tobias Ruppaner. Die Leichtbauweise des Mähbalkens verbraucht wenig Energie und findet mittlerweile auch in den Pilot-Projekten der E-Antriebtechnik Verwendung, außerdem ist sie laut Bioberater Markus Moser besonders Insektenfreundlich.

Mit der Firma Schleppfix war auch ein Aussteller zum Thema bodennahe Gülleausbringung vertreten, das durch die Demonstration eines mobilen Gülleseparators ergänzt wurde.

Landwirte diskutieren Hornloszucht

Die neuesten Strategien in den Bereich Hornloszucht und Triple A konnten die Besucher an zwei weiteren Stationen begutachten. Besonders das Thema „Hörner“, vorgestellt von Carsten Scheper von der ÖTZ, wurde von den anwesenden Landwirten kontrovers beurteilt und auch die Bioverbände legen sich hier nicht einheitlich fest. Letztendlich liege es an der Strategie des Betriebes und am Konsumenten, betonten mehrere Besucher. Der Milchtyp und die besondere Weideeignung waren Merkmale die Zuchtberater Marc Cranshof in seinem Vortrag zum Thema Triple A besonders vertiefte.

Auf dem Betrieb Gabler wird seit vielen Jahren die Kuhgebundene Kälberaufzucht praktiziert. Dieser Programmpunkt wurde von mehreren Referenten bearbeitet und an diesem Tag auch in der Praxis dargestellt. In einem separaten Begegnungsbereich konnten hier die Tränkekälber an den Kühen ihre Ration während der Melkzeit aufnehmen. Laut Manfred Gabler reiche dazu ein Zeitfenster von einer halben Stunde aus. Zur Absicherung einer ausreichenden Biestmilchmenge wird auf dem Betrieb jedes Kalb nach der Geburt einmal mit dem Tränkeeimer versorgt. Manfred Gabler sagte dazu: „Dies erleichtert auch eine Umstellung auf den Eimer, die bei Verkaufskälber meist nötig ist.“

Eutergesundheit (durch Silvia Ivemeyer) und homöopathische Bestandsbetreuung (Sybille Maurer) sowie Rinderbehandlung mit Low Stress Stockmanship (Gudrun Plesch) und Weideschuss mit mobiler Schlachtbox (MSB, Uria e. V.) waren weitere interessante Stationen.

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