
Das Jahr 2022 war von Turbulenzen geprägt. Extreme Wetterphasen und hohe Energiepreise machten das Wirtschaften zu einer anspruchsvollen Aufgabe. Die Qualitätstrocknung Nordbayern eG (QTN) hat das schwierige Jahr gemeistert und startet mit guter Liquidität ins neue Jahr.
„Wir sind keine Energiehändler“, leitete Simon Burkhard, Operativer Geschäftsführer der QTN, den Jahresrückblick ein. Geschäftszweck der QTN sei die Produktion hochwertiger Futtermittel. Auch dank des Geschäftszweiges Biogas in Wechingen habe man aber in Zeiten hoher Energiepreise das letzte Jahr gut überstanden. Neben der Trocknungsanlage betreibt am einzigen schwäbischen QTN-Standort das Tochterunternehmen „Energie TG Wechingen GmbH eine Biogasanlage; die produzierte Wärme wird in der Trocknungsanlage eingesetzt und in ein Wärmenetz mit 110 angeschlossenen Haushalten eingespeist.
Dass Gras zu günstigen Konditionen vorgekauft war, trug zudem zum guten Jahresergebnis bei, ergänzte Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Kleemann. Allerdings sorgte vor allem der trockene Sommer dafür, dass die verarbeitete Gesamtmenge deutlich hinter dem Ergebnis der Vorjahre zurückblieb. Mit 236 264 dt (bei herausragenden 436 608 dt im Jahr 2021) erreichte man nur 54 % der Vorjahresproduktion und 63 % vom Mittelwert der Jahre 2017 – 2021.
Trockener Sommer führt zu geringer Gesamtmenge
„Die nötigen Mengen waren im letzten Jahr einfach nicht da“, erklärte Burkhard das schwache Ergebnis. „Über den Sommer hinweg sind schon die Lagerbestände geschwunden, obwohl wir da produziert haben.“ Die Bilanz bei den Mahl- und Mischanlagen ergibt mit 699 247 dt ein Ergebnis von 98 % im Vergleich zum Vorjahr.
Den anwesenden Landwirten legte Burkhard die Wiesengras- und Luzerneverträge der QTN ans Herz – derzeit sind 450 ha Luzerne und 800 ha Wiesengras unter Vertrag. Die Verträge bieten ein Rund-um-Paket: Die QTN übernimmt Mahd (zwei Schnitte beim Wiesengras, drei bei der Luzerne) und Abholung. Neben der Arbeitserleichterung profitiert der Landwirt von einer planbaren Laufzeit, einer Abnahmegarantie und einem fixen Auszahlungspreis mit marktabhängigem Zuschlag. Beim Wiesengras kann der Landwirt gleichzeitig VPN- und Kulap-Förderung in Anspruch nehmen. Burkhard wies zudem auf das Angebot von Esparsette-Verträgen hin. Die Verarbeitung des Pferdefuttermittels wolle man in Zukunft ausbauen.
Abends mähen und nicht bei Regen
In einer Zeit, in der Energieeinsparung wichtiger denn je ist, sind Tipps für die richtige Anlieferung gefragt: Landwirten, die selbst anliefern, sollten den Schnittzeitpunkt gegen Abend wählen und nicht bei Regen mähen, und das Grüngut anwelken lassen. Lange Feld- und Hofliegezeiten seien problematisch. „Mähen Sie so, als ob Sie zum Silieren mähen würden“, rät Burkhard.
Die politische Diskussion um eine Erlösabschöpfung brachte die Planungen in der Energie TG durcheinander. Hatte sich das Jahr mit einem relativ hohen Energiepreis gut angelassen, seien Anpassungen in der Produktion notwendig geworden, um „eine einigermaßen verträgliche Lösung zu finden“, die gleichzeitig alle angeschlossenen Haushalte mit Wärme versorgte.
Leichter Abwärtstrend beim Futtermittelabsatz
Martin Hübner, stellvertretender Bereichsleiter Vertrieb, musste einen leichten Abwärtstrend beim Futtermittelabsatz vermelden. 2022 lag dieser bei 40 751 t (gegenüber 41 900 t in 2021 und 44 400 t in 2020). Der Absatz von Cobs steigt kontinuierlich und erreichte 2022 knapp 18 000 t.
An Einzelfutter wurden 2022 5300 t abgesetzt; davon 1250 t aus der Raps-Ölmühle und 4050 t aus dem Handel mit Körnermais, Melasseschnitzel, Soja etc. Der Mischfutterverkauf erreichte 15 500 t, davon 9800 t Milchvieh-, 2050 t Kälber-, 2750 t Schweine-, 400 t Geflügelfutter und 500 t Sonstiges. Der Verkauf von Einzelfuttermitteln ging aufgrund des Verlustes eines Großkunden etwas zurück, der Rückgang von -10 % bei den Mischfuttermitteln bewege sich im Branchendurchschnitt.
Globale Ernährungssicherung durch effektiven Pflanzenschutz
Hochwertige Futtermittel sind nicht selbstverständlich, chemische Pflanzenschutzmittel stellen ein wirksames und erprobtes Instrument zur Bekämpfung von Erregern dar und tragen dazu bei, die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung zu gewährleisten. Davon ist Andreas von Tiedemann, Professor für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz an der Georg-August-Universität Göttingen, überzeugt. „Zur globalen Ernährungssicherung brauchen wir nicht weniger, sondern effektiveren Pflanzenschutz“, forderte er und ging mit der geplanten EU-Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) hart ins Gericht.
Darin werde eine Reduktion des Gesamteinsatzes und des Risikos chemischer Pflanzenschutzmittel um 50 % und des Einsatzes gefährlicher Pflanzenschutzmittel um 50 % bis 2030 angestrebt. Die Verordnung sehe zudem ein Verbot der Pflanzenschutzmittelanwendung in Schutzgebieten vor. Die Risiken des Pflanzenschutzes, so der Experte, würden in weiten Teilen der Gesellschaft systematisch überschätzt. Dies führe zu einer verhängnisvollen Fehlsteuerung in der Pflanzenschutzpolitik.
Verbrauchergefährdung durch konventionelle Produkte nicht belegbar
Eine Verbrauchergefährdung durch Produkte aus konventioneller Produktion sei wissenschaftlich nicht belegbar. Tatsächlich haben inzwischen von den 277 in Deutschland zugelassenen Wirkstoffen mehr als 97 % keine Gifteinstufung mehr. Laut BVL-Lebensmittelmonitoring von 2020 wurden bei 99,5 % der Proben keine Anhaltspunkte für ein akutes Gesundheitsrisiko der Verbraucher festgestellt. Zu Langzeitfolgen eines Kontakts mit den Wirkstoffen äußerte sich von Tiedemann nicht, auch nicht dazu, wie sich das Restrisiko auf die Landwirte selbst auswirkt, die den Stoffen stärker ausgesetzt sind. Ein unmittelbar durch PSM-Einsatz verursachter Artenverlust sei auf Behandlungsflächen nicht belegt und auf Nichtzielflächen nicht plausibel. So wirkungsvoll, wie Gegner denken, seien chemische Pflanzenschutzmittel dann wohl doch nicht.
Invasive Schaderreger verschärfen das Problem
Von Tiedemann warnte: Die Herausforderungen, die auf die Landwirtschaft durch invasive, neue, veränderte und aggressivere Schaderreger zukommen, würden unterschätzt. Biologische Pflanzenschutzmittel können, davon ist von Tiedemann überzeugt, den chemischen Pflanzenschutz nicht ersetzen. Dies zeige allein ein Blick auf die Zahlen: 277 zugelassene chemisch-synthetische Wirkstoffe für 5577 Indikationen treffen auf gerade Mal 15 zugelassene biologische „Wirkstoffe“ für ca. 50 Indikationen.
Erfolg versprechende biotechnologische Verfahren stünden derzeit nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung und seien gesellschaftlich wenig akzeptiert.
Laut einer Studie der Universität Leuwen für das EU-Parlament von 2019 tragen Pflanzenschutzmittel global zu einer Ertragssicherung von insgesamt ca. 30 % (Weizen 10 %, Reis 32 %, Mais 33 %, Kartoffeln 42 %, Sojabohne 27 %) bei. „Die geplanten Restriktionen werden die Abhängigkeit von Importen in die EU erhöhen und den Weltmarkt belasten, ohne Aussicht auf ökologischen Gewinn.“