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Zucht

Original Braunvieh legt weiter zu

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Toni Ledermann
am Donnerstag, 12.03.2020 - 09:03

Jahresversammlung des Original Allgäuer Braunviehzuchtvereins.

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Obergünzburg/Lks. Ostallgäu Traditionell treffen sich die Mitglieder und Freunde des „Allgäuer Original Braunviehzuchtverein e.V“ zu Beginn eines jeden Jahres im Gasthaus „Schwanen“ in Obergünzburg. Wolfgang Birk, einer der drei gleichberechtigten Vorstände, neben Manfred Ferling und Peter Prinz, eröffnete die Veranstaltung und freute sich über den guten Besuch.

Geschäftsführer Andreas Bühler rief die aus Sicht des Vereins wichtigsten Veranstaltungen nochmal in Erinnerung. Im Jahresverlauf gab es unter anderem Weiterbildungsveranstaltungen. Hier war die erste Aktion die Teilnahme am Projekt „Regionales Vernetzungstreffen Allgäu/Vorarlberg“ auf dem Biohof Lingenhel in Vorarlberg. Es folgte der Vereinsausflug in die Zillertaler Alpen beim OBV-Züchter Stefan Bacher, der zudem auch Weiße Edelziegen und Legehennen hält. Seine Produkte vermarktet er weitgehend selbst. Im Unterallgäu präsentierte Vereinsmitglied Hans Lochbrunner beim Marktfest in Kirchheim (Schwaben) seine OBV-Kühe und beim Fest zum zehnjährigen der Regionalgruppe der „Gesellschaft alter und gefährdeter Haustierrassen“ (Witzenhausen) war Mitglied Robert Bauer vor Ort und gestaltete auch einen Informationsabend.

Früherer Vorsitzender geehrt

Nach dem Kassenbericht durch Robert Baur folgte als ein Höhepunkt der Veranstaltung die Ehrung des früheren Vorsitzenden Xaver Rietzler (Willofs), der auf eigenen Wunsch nach 18 Jahren nicht mehr zur Wahl im vergangenen Jahr angetreten ist. In seiner Laudatio würdigte Vorstand Wolfgang Birk seinen Vorgänger als bekennenden Original-Braunvieh-Anhänger, der in dieser langen Amtszeit sehr viel für diese Zuchtrichtung geleistet habe. In Rietzlers Amtszeit seien gleich mehrere OBV-Viehschauen zum 20., 25. und 30-Jährigen gefallen, darunter auch eine Schau auf dem eigenen Hof. Rietzler habe sich unermüdlich dafür engagiert, die Originalen nach vorn zu bringen.

Was ihm auch gelungen sei! Mehrmals vertrat Rietzler mit seinen Tieren auch auf dem „Zentralen Landwirtschaftsfest“ in München und sogar auf der „Grünen Woche“ in Berlin die Vereinsinteressen. Rietzler habe sich auch in die Politik eingemischt, wenn er es für notwendig hielt. Birk dankte auch nicht zuletzt Rietzlers Frau und Familie für die Unterstützung in all den Jahren. Zum Dank überreichte Birk ein Bild der jungen Malerin Eva-Maria Emmerich (Oy-Mittelberg), das Rietzlers Erfolgskuh „Ronja“ zeigt.

Zuwächse in allen Kategorien

Was hat sich in der Zucht getan? Darüber berichten jeweils die Vertreter der Landratsämter Stefan Immler (Kempten) und Edwin Schick (Biberach). Der Oberallgäuer erläuterte den OBV-Bestand am 30. September 2019: Hier fällt auf, dass in allen Kriterien Zuwächse zu verzeichnen sind: Der OBV-Bestand betrug demnach 546 (+ 19) Tiere, davon 136 Mutterkühe (+ 8), Kühe der Kategorie A 124 (+ 5), OBV-Jungvieh 490 (+ 57) Tiere, davon 76 A Tiere (+ 8). Außerhalb der weiß-blauen Grenze stehen 54 OBV-Kühe (+ 9).
Wie wenig OBV-Kühe es im Jahr 2004 über alle Blutlinien hinweg gab, und wie stark sie gefährdet war, zeigte eine weitere Statistik von Immler: Damals waren es gerade noch zwei Tiere gewesen!
Weiter gab Immler auch die häufigsten Väter bei den Kühen bekannt: Dies sind der Stier „Singau“ mit 56 Kühen und 22 A-Kühen. Gefolgt von „Vulkan“ und „Asterix“.
Die Milchleistungen der bayerischen OBV-Tiere lag im vergangenen Jahr bei 5133 kg (- 13), mit 206,7 (+ 1,6) Fett-kg, 4,03 (+ 0,04) Fett-%, 178,4 (+ 0,2) Eiweiß-kg und 3,48 (+ 0,01) Eiweiß-%.
Beim Kriterium „Höchste 100 Tage Leistungen aller OBV-Kühe“ führt der Betrieb Schlichting-Ritter (Oberbinnwang) gleich mit drei Kühen, die vom Vater „Landgraf“ stammen. Nämlich „Anita“ mit 2608 Milch-kg, „Evita“ mit 2713 Milch-kg und „Astrid“ mit 2751 Milch-kg. Es folgt „Brezel“ (V: Vulkan) mit 2371 Milch-kg von Norbert Wiedemann (Frankenried) und „Blaste“ (V: Held) mit 2325 Milch-kg vom gleichen Züchter!
Wie waren die höchsten Jahresleistungen aller OBV Kühe: Hier führt „Dana“ (V: Rico) vom Betrieb Eble-Fichtl (Oberzell) mit 10 472 kg Milch (823,6 Fett- und Eiweiß-kg). Es folgen „Dohle“ (V: Monti) von Hans Geisenberger (Schwabsoien) mit 11 098 kg (772,8 Fett- und Eiweiß-kg) und „Hedi“ (V: Rico) von Xaver Rietzler (Willofs) mit 9406 kg (725,7 Fett- und Eiweiß-kg).
Ergänzend wies der Referent auch auf die höchsten Lebensleistungen aller OBV-Kühe hin. Diese Tabelle führt „Viola“ (V: Walkil) mit 69 106 kg von Xaver Rietzler (Willofs) an. Es folgen „Dana“ (V: Rico) mit 66 277 kg von Eble-Fichtl (Oberzell), Pegwill (V: Wirkil) mit 64 506 kg von Manfred Ferling (Schleifmühle), „Biene“ (V: Amtsrat) mit 63 334 kg von Anna Maria Fehr (Scheidegg), „Nicki“ (V; Windsor) mit 61 386 kg von Schlichting-Ritter (Oberbinnwang) und „Hedi“ (V: Rico) mit 59 929 kg. „Hinter diesen züchterischen Leistungen brauchen Sie sich nicht zu verstecken,“ würdigte Immler die Arbeit der OBV-Züchter.
Bei den Erstbesamungen der OBV-Kühen liegt „Landgraf“ mit 173 Erstbesamungen an der Spitze. Insgesamt waren dies bei den Besamungsstationen Memmingen und der BS Greifenberg 1265 Erstbesamungen.
Der Freistaat fördert die OBV-Zucht mit Prämien, da sie zu den gefährdeten Rassen zählt. Im Jahr 2018 begann ein neuer Verpflichtungszeitraum, der insgesamt fünf Jahre läuft. Um diese Gelder zu erhalten sind verschiedene Kriterien einzuhalten, etwa dass die Tiere bei einer anerkannten Züchtervereinigung im Zuchtbuch eingetragen sein müssen, sowie eine tierschutzgerechte Haltung. Im vergangenen Zuchtjahr wurden für 483 Tiere Förderungen ausbezahlt. „Respekt dafür“, so Immler, „dies ist ein gut angelegtes Geld, zumal damit auch der Markt stabilisiert wird.“
Zum Abschluss seiner Ausführungen stellte Immler noch verschiedene Stiere vor, von denen auch die einzelnen Zuchtblätter auslagen. Zufrieden zeigte er sich über die nachrückenden Jungstiere. Er schloss mit dem Motto „Mit Original-Braunvieh in die Zukunft!“
Sein Kollege aus dem Landratsamt Biberach, Sachgebiet Tierzucht, Edwin Schick, erläuterte die OBV-Zucht in diesem Bundesland. Hier stehen derzeit in 57 Betrieben 191 OBV-Tiere. 2013 waren es erst 160 Kühe gewesen. Einen großen Sprung nach vorn gab es bei der Milchleistung auf 4 445 kg, ein Plus von 112 kg zum Vorjahr.
„Die Geschichte der Rinderhaltung zwischen Alpen und Donau: eine archäologische Spurensuche“ nahm Dr. Simon Trixl von der Ludwig-Maximilian-Universität (München) vor. Dabei ging es 7000 Jahre zurück! Der Referent zeigte die wechselvolle Geschichte der Viehwirtschaft anhand archäologischer Funde, wie Knochenreste aus Siedlungen, die teilweise komplett gefunden wurden. Etwa 5000 vor Christus waren Rind, Schaf und Schwein, noch lange vor dem Pferd, die ersten Nutztiere, erklärt er.