Heimenkirch/Lks. Lindau - Rund 100 Schlepper und 350 Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter fuhren
nach Angaben der Organisatoren vergangenen Freitag nach einem Aufruf des BDM bei Hochland in Heimenkirch auf. Es ging darum, gegen die „Blockadehaltung der Molkereien“ zu demonstrieren. Parallel dazu fanden auch bei der DMK in Edewecht und Zeven Demonstrationen statt. „Schluss mit Mauern“ gegen alle Vorschläge, welche die Situation der Milchviehbetriebe verbessern könnten – diese Botschaft wollten die Teilnehmer mit ihrer Aktion „untermauerten“. Die Mauer, die von den „Molkeristen“ hochgezogen wurde, wurde schließlich gestürmt.
Hintergrund ist eine „massive Kostenunterdeckung“ und „aktuell weitere starke Steigerungen der Produktionskosten“, welche die Situation der Milchviehbetriebe „existenziell untragbar“ mache. Starken Preisanstiegen für viele Betriebsmittel stünden Milchpreise gegenüber, die vor sich hin dümpeln und „stabil niedrig gehalten werden“, obwohl nach Ansicht des BDM die Marktentwicklung die Durchsetzung deutlich höherer Preise ermöglichen würde.
Bereits im Herbst 2020 seien Bäuerinnen und Bauern unter dem Motto „Schluss mit lustig“ vor Molkereien und andere Verarbeiter in Deutschland gezogen, um Rückenwind zu geben für die Durchsetzung höherer Erzeugerpreise in den Kontraktabschlüssen mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Gefordert wurde nicht nur die Durchsetzung höherer Preise, sondern auch die Unterstützung von Instrumenten und Maßnahmen zur Verbesserung der Marktstellung der Erzeuger. Nichts davon aber wollten und wollen die Molkereien bisher umsetzen, sagt der BDM.
Forderungen nach systematischen Veränderungen
Die Auswahl der drei Molkereistandorte sei laut BDM nicht etwa erfolgt, weil speziell deren Milchpreise zu niedrig sind, sondern weil sie mit ihrer Marktbedeutung und Größe die nötige Durchsetzungskraft und Leuchtturmfunktion hätten, um entscheidende systemische Veränderungen für die Milchviehbetriebe anzuschieben.
Wenn das Preisniveau insgesamt viel zu niedrig ist, helfe es den Milchviehhaltern nicht, wenn einzelne Molkereien 1 bis 2 Cent mehr als die Nachbarmolkerei zahlen. Auch Mehrwertprogramme, die wieder mit Kosten verbunden seien, seien kein Lösungsansatz, weil Mehraufwand und Mehrkosten größer seien als der Nutzen.
Weil auch die Molkerien untereinander in Wettbewerb stehen, brauche es politische Veränderungen, die für den ganzen Sektor die gleichen Rahmenbedingungen schaffen und die Position der Milchviehhalter stärken. „Aber auch dagegen mauern die Molkereien massiv“, sagen die Veranstalter. Die Milchviehhalter fordern mit ihrer Aktion die Molkereien in Deutschland auf, „dieses Mauern der kompletten Verarbeitungsbranche einzustellen und den Milchviehhalterinnen und Milchviehhaltern eine bessere Marktposition und damit bessere Marktpreise zu ermöglichen“.
Für die Politiker, die weiter daran glauben wollen, dass die Probleme der Milchviehhalter branchenintern gelöst werden könnten, sollte die Aktion ein Fingerzeig sein, welcher Teil der Branche wirklich jede Verbesserung der Situation der Milchviehbetriebe blockiere. Es müsse endlich „Schluss sein mit dem Mauern gegen die Zukunft der Landwirtschaft!“
Kritik an der Kundgebung
Im Vorfeld hatte es auch Bedenken gegen diese Demonstration bei der Molkerei Hochland in Heimenkirch gegeben. Verschiedene Milcherzeugergemeinschaften und auch Vertreter der Bayern MEG hielten eine Demonstration bei Hochland nicht für angebracht.
Hochland zahle mit die höchsten Milchpreise und habe sich in der jüngeren Vergangenheit sehr kooperativ gezeigt, etwa was die Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg der Molkerei betreffe, sagte beispielsweise Thomas Bertl, Sprecher der Hochland-Milcherzeugergemeinschaften. Die Landwirte sollten besser vor ihren „eigenen“ Molkereien protestieren, hieß es in einer Erklärung.
Dieser Artikel entstand mit Material von Michael Nagel, Philipp Seitz und unter anderem Inhalten aus einer Pressemitteilung des BDM.