Heftiger Widerstand gegen die Vorgaben der neuen Düngeverordnung bestehen nach wie vor im Allgäu. Im Vordergrund stehen die Vorschriften zur Gülleausbringung ab 2025. Sie ist dann nur noch mit bodennahen Systemen wie Schleppschuh, Schleppschlauch oder Schlitzgerät erlaubt. Das in Dänemark seit längerer Zeit praktizierte Verfahren des Zusatzes von Schwefelsäure bei der Ausbringung konnte in Deutschland noch nicht Fuß fassen.

Neben den hohen Kosten für die Technik der bodennahen Gülledüngung und den Problemen der Ausbringung im hängigen Gelände bestehen die größten Bedenken gegen die Futterverschmutzung auf Dauergrünland durch „Güllewürste“. „Wir bringen den Mist zurück auf den Futtertisch“, befürchten Allgäuer Landwirte. Verschmutztes Futter senkt nicht nur die Leistung der Tiere. Schlimmer noch ist die Gesundheitsgefährdung der Tiere.
Sind diese Befürchtungen berechtigt? Unser Allgäu informierte sich deshalb bei den vom LKV im Allgäu tätigen Fütterungsberatern Benedikt Ohneberg, Manfred Waltner und Gebhard Waldmann. Die drei Spezialisten betreuen seit über 20 Jahren mehr als 350 Milchviehbetriebe im ganzen Allgäu. Die Kuhbestände der betreuten Betriebe schwanken zwischen 25 und über 300 Kühen.
Ihre Kunden, schätzen die drei Experten, setzen etwa zu 30 % bodennahe Ausbringtechnik ein, wobei praktisch nur Schleppschuhverteiler zum Einsatz kommen. Deren Einsatz erfolgt meist in größeren Betrieben oder Maschinengemeinschaften. Die Fütterungsberater befürchten eine Tendenz zur verstärkten Aufgabe kleinerer Betriebe, sollte die bodennahe Gülleausbringung ab 2025 wirklich Gesetz werden.
Mit Beginn der bodennahen Gülletechnik beobachteten die Fütterungsspezialisten Veränderungen in der Grassilagequalität. Sie vermissten den Geruch der Milchsäure. Stattdessen rochen die Silagen anders: „Nicht so fruchtig, eher muffig und nach Buttersäure, obwohl wenig Rohasche vorhanden war.“
Eine fatale Folge war, dass in Betrieben mit einem hohen Anteil Grassilage in der Ration die Futteraufnahme und damit auch die Milchleistung sank. Die Berater vermuten, dass verstärkte Probleme mit Klauen, Zellgehalt und Euterentzündungen auf den Einsatz der durch die bodennahe Gülleausbringung verschmutzten Silagen zurückzuführen sind.
Das Problem ist auch in Heumilchbetrieben akut. Fehlgärungen in den Grassilagen sind in diesen Betrieben kein Thema. Diese Betriebe grasen meist im Sommer ein oder treiben die Kühe auf die Weide. Die Problematik der Futterverschmutzung ist deshalb für diese Betriebe noch größer als in Betrieben mit Ganzjahressilagefütterung.
Experten geben Empfehlungen
Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung raten die Fachleute des LKV von der bodennahen Gülleausbringung während der Vegetationsperiode tendenziell ab. Bodennah sollte Gülle, um die Verschmutzung des Futters auf Dauergrünland niedrig zu halten, nur im sehr zeitigen Frühjahr oder besser im Herbst nach dem letzten Schnitt ausgebracht werden. Problematisch kann die Gülleausbringung im Frühjahr trotzdem werden, wenn wie im Jahr 2020 im April eine lange Trockenperiode herrscht.
Während der Vegetation beträgt der Zeitraum zwischen zwei Schnitten nur 4 bis 5 Wochen. Der Zeitraum für eine bodennahe Gülleausbringung sei deshalb extrem kurz. Eine Ausbringung in größere Bestände im Dauergrünland habe sich nicht bewährt. Es gibt hier keine Saatreihen wie bei eingesäten Grasbeständen. Futterverschmutzung ist nicht zu vermeiden. Unmittelbar nach der Ausbringung müsse es richtig regnen, um die Anhaftung am Gras zu verhindern. Am Gras angetrocknete „Güllewürste“ könne auch ein Regen nicht mehr auflösen.
Die Landwirte haben auf die Probleme der bodennahen Ausbringung reagiert. Sie nutzten – solange dies noch zulässig ist – die alte Technik wie den Schwenkverteiler, um während der Vegetation sauberes Futter zu erzeugen und damit die Gesundheit ihrer Herden zu sichern.
Die drei Fütterungsspezialisten sorgen sich indes um die Tiergesundheit in den Milchviehherden im Allgäu, wenn ab 2025 nur noch bodennahe Gülleausbringung zulässig ist. Sie fordern für das Dauergrünland angepasste Lösungen zum Schutz der Tiergesundheit. Sie appellieren, die Zusammenhänge in den Milchviehbetrieben zu beachten. Ammoniak-Emissionen seien ein Aspekt für eine umweltbewusste Landbewirtschaftung, Tierschutz und Tierwohl dürfen aber darunter nicht leiden. Mehr kranke Kühe durch verschmutztes Futter bei bodennaher Gülledüngung sind die große Sorge der LKV-Fütterungsberater.
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