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Ernte 2020

Mais: Maßgeblich ist der Ertrag

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Eberhard Westhauser
am Montag, 28.09.2020 - 10:59

Maisfeldtag bei Bonlanden: Landwirte können rund 40 Sorten begutachten.

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Die Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH organisiert seit vielen Jahren den Illertaler Maisfeldtag in Bonlanden. Unter den Bäuerinnen und Bauern rechts und links der Iller genießt er große Beliebtheit. Georg Ziesel, Landwirt in Bonladen, ist für die Anlage und Organisation des Versuchs verantwortlich. Heuer konnten die Besucher rund 40 Maissorten begutachten.

Neun international aufgestellte Züchterhäuser stellten die Versuchsergebnisse bei jeweils vier Maissorten vor, unter ihnen erstmals auch Oseva, ein Unternehmen aus Tschechien, dessen Saatgut die Raiffeisen-Ware vertreibt. Außerdem war die Raiffeisen Ware-Schwaben erneut selbst mit einem eigenen Versuch mit mehreren Sorten präsent.

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Der Vertrieb von Maissaat ist ein wichtiger Geschäftsbereich und die Sortenvielfalt ein besonderes Angebot für die Bauern der Region. Die Repräsentanten der Firmen stellten ihre Maissorten fachlich kompetent und mit starken Argumenten vor. Das gesamte Spektrum der Verwendung von Mais im landwirtschaftlichen Betrieb im Reifebereich 210 – 320 konnte ausgiebig besichtigt und beurteilt werden.

„Wir hatten heuer einige klimatische Ausnahmeerscheinungen“, stellte Georg Ziesel fest, der den Sortenversuch angelegt hatte. So fehlten im Mai mit nur 48 mm die notwendigen Niederschläge. Im Juni fielen wiederum 180 mm vom Himmel, der Juli war mit 60 mm regenarm und im August prasselten dann erneut 180 mm herab.

Extreme Niederschläge

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Mit diesen Extremen musste auch der Mais im Illertal klar kommen, wo 1,5 m unter dem Boden Kies ansteht. Dazu kamen regional heftige Böen, die den Mais teils in Kolbenhöhe abbrechen ließen. Die Maissorten sind mittlerweile jedoch sehr anpassungsfähig. Am Feldtag sahen die Bestände prächtig aus mit bis zu 4 m Höhe, gut ausgebildeten Kolben und einem TS-Gehalt von rund 28 %.

Die Sorten wurden Anfang Mai mit einem Reihenabstand von 75 cm und einem Abstand innerhalb der Reihen von 15 cm angesät. Der Pflanzenbestand beläuft sich damit auf rund 90.000 Stück/ha. Zur Saat wurde Volldünger (30-9-9) ausgebracht. Eine Güllegabe im Schleppschlauchverfahren erfolgte bei einer Pflanzenhöhe von gut 80 cm, eine Herbizidmaßnahme war ausreichend. „Sie können auch heuer kaum Unterschiede sehen, was die Körner-, Silo- oder Biogasmaissorten betrifft, auch nicht bei den Reifegraden. Wuchshöhe und Kolbenausreife der Sorten S oder K 210 – 250 sind fast identisch“, stellte Ziesel fest.

Vorgestellt wurden folgende Sorten:
  • Surterra (S/K260,250), Neutrino (S/K240), Leguan (S/K230,240) und Micheleen (S/K230) ; Saatenunion,
  • LG31.227 (S/K210,220), LG31.219 (S/K220), LG31272 (S/K250) und LG31276 (S/K260,250) von LG Limagrain,
  • Motivi (S280), Poesi (S/K280), Tonifi (S/K240,250) und Cranberri (S/K 229,230) von Causade,
  • Asteroid (S/K250), Bond (S240), Hubble (S/K230,220) und Amazing (S/K210) von Euralis,
  • P8888 (S/K280,250), P8742 (S/K270,260), P8666 (S/K260,250) und P8329 (S/K250,240) von Pioneer,
  • Rancador (S/K210,220), Multiplex (S/K230), Geoxx (S/K240) und Haruka (S/K250) von r.a.g.t.,
  • Jackleen (S/K220,230), Korynt (S/K240), Janeen (S/K260,250) und Novialis ((S290) von DSV,
  • DKC 3097 (S/K230,210), DKC3697 (S230), DKC3450 (S/K250) und DKC3990 (S280) von Dekalb sowie
  • Cetip (S/K240), Cebir (S/K240), Cemora (S/K260) und Celunar (S/K270) von Oseva.
Bei der Besprechung der einzelnen Sorten ging es dann vor allem um die Kriterien Standfestigkeit, Pflanzengesundheit, Stressstabilität, hohe Masseerträge, Kälte- und Trockentoleranz, Abreife, Standorteignung, Doppelnutzungseigenschaften, maximale Verdaulichkeit und hohe Stärkeerträge.

Zahn- oder Hartmais?

Eine intensive Diskussion unter den Firmenrepräsentanten ergab sich über die Vor- und Nachteile von Zahnmais bzw. Hartmais. Auch der züchterische Fortschritt bei der Dicke der Spindel, dem eher unverdaulichen Anteil des Kolbens, oder das Merkmal steil wachsender Blätter zur besseren Kolbenreife wurden intensiv diskutiert. Alle genannten Kriterien muss der Landwirt bei der Sortenwahl freilich berücksichtigen, damit sich ein guter Anbauerfolg einstellt, sofern die natürlichen Bedingungen mitspielen.
„Selbstverständlich muss zuvorderst der Ertrag stimmen, das ist das maßgebliche Kriterium für eine gute Maissorte“, meinte einer der rund hundert anwesenden Landwirte. Aber alleine damit sei es nicht getan. Denn „die Sorte muss unter meinen Boden- und Witterungsbedingungen optimale Ergebnisse liefern. Das heißt für meinen Betrieb Standfestigkeit, Kältetoleranz, hohe Masse- und vor allem Stärkeeträge.“