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Austausch

Den Mais nicht zu früh ernten

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Josef Diebolder
am Dienstag, 28.09.2021 - 10:49

Beim Maistag in Frechenrieden wird der schwierige Witterungsverlauf deutlich. Mehrere Wochen lang waren dann die Felder zu nass.

Frechenrieden/Lks. Unterallgäu In Frechenrieden fand ein Maistag statt, bei dem zahlreiche Landwirte die neuesten Entwicklungen erfahren konnten. Gleich vier Referenten (Andreas Rädler und Michael Meyer von Pioneer sowie Mario Reinhold und Karl Wacker von Deutsche Saat Veredelung-DSV) führten durch die Versuche des Bauernstammtischs Frechenrieden und der Raiffeisen-Ware Ottobeuren.

Spätere Abreife

Aufgrund der Witterung wird in diesem Jahr der Mais später abreifen. Es braucht noch zahlreiche Sonnenstunden und milde Nächte. Mit dem vielen Regen sind auch die Wassergehalte in den Pflanzen recht hoch. „Wer zu früh erntet, hat viel verschenkt“, fasste Meyer zusammen. Frühestens bei 28 % Trockensubstanz in der Gesamtpflanze könne man mit dem Silieren beginnen. Maßgeblich fürt die Ernte sei überdies die Kolbenreife. Hier ist eine Trockensubstanz von mindestens 50 % nötig. Für eine bessere Leistungskraft und Qualität können auch eine Trockensubstanz bis 38 % in der Gesamtpflanze oder 60 % im Kolben angestrebt werden.

Wenn Maispflanzen von Hagel verletzt worden seien, sagte Meyer, könne dies jedoch eine vorzeitige Ernte fordern. Verletzte Pflanzenteile seien Eintrittspforten für Schadpilze, die auch im Silo das Futter belasten. Hierfür rieten die Referenten, unbedingt stabilisierende Siliermittel beizugeben. Sonst könnten etwa Hefen zu Nacherwärmung und Wertminderung führen.

Knappes Saatfenster

Laut Andreas Rädler war in dieser Gegend nur zwischen dem 23. und 30. April eine gute Aussaat möglich. Mehrere Wochen lang waren dann die Felder zu nass. Im Wasser stehende Maispflanzen hätten durch Sauerstoffmangel im Boden nicht wachsen können. Auch das Bodenleben war beeinträchtigt. Ein Landwirt berichtete, wie sein Mais neu ausgesät werden musste. Die Vogelschutzbeize ermöglichte es indes, den Mais etwas flacher zu säen. Entscheidend in diesem Jahr sei die Saattiefe enorm entscheidend gewesen.

Zahnmais habe gegenüber dem landläufigen Hartmais ein höheres Ertragspotenzial. Die Kühe könnten mit der leichter verfügbaren Stärke bis 250 € mehr Wert aus dem Futter schöpfen, beschrieb Rädler. Durch Neuzüchtungen mit Zahnmaisanteil bleibe die optimale Jugendentwicklung der Hartmaissorten erhalten.

Auch für rauere Lagen

Ein idealer Mais für schlechte Lagen im Allgäu oder als Zweitfrucht sei die frühe Sorte „P7515“ (Siloreife 220/Körnerreife 210) von Pioneer, schilderte Rädler. Schwerpunkt der Doppelnutzungshybride mit Zahnmaisgenetik sei der hohe Kornertrag zur frühen Reife. In die gleiche Richtung gehe auch die Sorte „P7948“ mit sehr hohen Energieerträgen bei früher Abreife.
Für Körnermais oder CCM (CornCobMix) stehe die Sorte „P8307“. Mit die höchsten Kornerträge bringe auch „P8834“. Neu vorgestellt wurde die Doppelnutzungssorte „P8255“ (S/K240) mit Zahnmaischarakter für Körner-, Silo- und Biogasmais. Seinem Namen „Davos“ Ehre mache die DSV-Sorte. Wacker beschrieb sie als allwettertauglich für kalte Lagen.
In der neuen Sorte „Emeleen“ erkennt Mario Reinhold eine „hohe Zellwandverdaulichkeit“, die ihr das Prädikat „Milchindex“ einbringe. Zudem bringe der frühe 210er lange Pflanzen. Eine der leistungsstärksten Sorten sei „Jakleen“ (S220K230). Die massenbetonte Dreiweghybride bringe eine sehr hohe Gesamttrockenmasse bei sehr hohem Energieertrag und guter Verdaulichkeit der Restpflanze.

Von der Monotonie des Maisanbaues weg bewege sich die DSV mit einer Mais-Ackerbohnenmischung. Als Vorteile beschrieb Wacker die bessere Phosphor-Verfügbarkeit. Mit ihrer Pfahlwurzel könne die Ackerbohne als Leguminose den Boden verbessern. Zugleich reiche auch eine 30 % geringere Stickstoffmenge, was vorteilhaft für die Düngebilanz sei.

Der Pflanzenschutz sei im Vorauflauf der Acker- oder Stangenbohne zu erledigen. Stangenbohnen würden den Proteingehalt steigern. Der optimale Aussaatzeitpunkt für die Bohnenmischungen sei Anfang Mai. Eine Kombination des Pflanzenschutzes mit einer mechanischen Unkrautbekämpfung bis zum 8-Blattstadium verbessere den Wirkungsgrad. Zur regulären Erntezeit des Mais könne auch die Mischung abgefahren werden. Allerdings hätten die Bohnen einen geringeren Trockenmassegehalt als der Mais.

Das Bodenleben fördern

„Das Bodenleben will gerne organische Substanz verdauen“, erklärte Karl Wacker anhand eines Zwischenfrucht-Versuches. Wer dem Boden nur abgestorbene Reste oder Stroh überlassen, müsse handeln wie bei einer Kuh. Sie brauche für das Verdauen von Stroh mehr Energie, als sie daraus holen kann. Gegen den landläufigen Trend meint Wacker, dass Bodenleben den Ton-Humus Komplex fördere und damit Kohlenstoff im Boden verbaue. Diese „Lebendverbauung“, wie auch vom Regenwurm bekannt, lasse ständig neue Krümel entstehen. Ein „Belüften“ des Bodens setze nicht Kohlenstoff frei, sondern fördere das Bodenleben.

Selbst Mais erzeuge neben der oberirdischen Pflanze ebenso viel Wurzelmasse im Boden, erklärte Wacker. Diese blieben nach der Ernte als Kohlenstoffspeicher zurück. Mit den Zwischenfrüchten würden die sich freisetzenden Nährstoffe in neue Pflanzenmasse verwandeln und für die Folgefrucht bereitstehen. Es gebe hier abfrierende und frostharte Sorten.

Tiefenrettich angesprochen

Auf jeden Fall favorisieren Wacker und Reinhold breitgefächerte Zwischenfrucht-Mischungen. Sie würden sich der Witterung entsprechend entwickeln und damit immer passend reagieren. Ein besonderes Augenmerk richtete Wacker auf den „Tiefenrettich“. Seine Pfahlwurzel bohre sich regelrecht in den Boden und hinterlasse ein „Bohrloch“ als Drainage für Regenwasser, etwa in der Mischung Rigol TR. Weniger gut wirke sich Senf auf der Fläche aus. Die Pflanze ströme in den Boden Senfgas aus und behindere dadurch das Bodenleben.