
Landwirt Andreas Karrer in Woringen-Einöde hat in Kooperation mit dem Maschinenring Unterallgäu seinen Maisanbau in verschiedenen Varianten getestet. Auf einem Infoabend direkt am Feld warb Ring-Geschäftsführer Peter Christmann für den gemeinsamen Einsatz professioneller Spezialtechnik, um zukunftssicher aufgestellt zu sein. Dabei bot er den Landwirten umfassende Unterstützung an.
Andreas Karrer gab einen Überblick über die Produktionstechnik und seine ersten Erfahrungen mit den angewandten Systemen. Ausschlaggebend für sein Engagement im Bereich Bodenschutz war die Beobachtung, dass sich seine Feldfrüchte bei gleichen Behandlungsmaßnahmen teilweise deutlich in der Entwicklung unterschieden.
Lukas Kreiselmeier, Pflanzenbauberater am AELF Mindelheim, bewertete die Varianten aus produktionstechnischer Sicht und spannte dabei den Bogen zu aktuellen Themen des Umweltschutzes, speziell zum Boden-, Klima-, Pflanzen- und Gewässerschutz.
Düngung exakt nach Bedarfsermittlung
In allen gezeigten Varianten galt ein einheitlicher N-Min Wert von 42 kg N/ha, es wurden 50 kg/ha elementarer Schwefel ausgebracht, 25 m3/ha Gärsubstrat gefahren und zur Maisaussaat 1 dt/ha 18/46 DAP gegeben. Nach der Saat erhielt der Bestand 1,4 dt/ha KAS sowie zwei dt/ha Kornkali. Insgesamt ergibt dies 158 kg N/ha, was exakt dem Wert der Düngebedarfsermittlung entspricht. Der Pflanzenschutz erfolgte durch das Bodenmittel Spectrum (1,0 l/ha) und das Blattmittel Elumis (1,25 l/ha).
Die Gärrestgabe erfolgte nach der Frühjahrsfurche sowie in der Mulchsaatvariante mit dem Möschaverteiler und wurde flach eingearbeitet. In der Direktsaatvariante wurde der Gärrest vor der Saat mit dem Schlitzgerät ausgebracht.
Pflug mit geringem Erosions- und Grundwasserschutz

Die Pflugvariante präsentierte sich optisch am vitalsten. Kreiselmeier plädierte allerdings dafür, die Pflanzen nicht mit den Augen einer Kuh zu betrachten, sondern exakte Wiegeergebnisse zu bevorzugen – der optische Eindruck täuscht gerade beim Mais. Langjährige Versuchsergebnisse belegen, dass zwischen Pflug und Direktsaatvarianten in den gängigen Kulturen keine Ertragsunterschiede festzustellen sind.
Im Bereich Bodenschutz kann der Pflug in keiner Weise punkten. Durch den starken Eingriff werden Bodenstruktur und Bodenleben gestört. Dies bringt neben der ansprechenderen Optik aber eklatante Nachteile im Bereich des Erosionsschutzes, gerade auf hängigen Flächen. Auch die Wasserinfiltration bei Starkregen ist eingeschränkt.
Soll der Pflug vor Mais eingesetzt werden, dann wie hier im Frühjahr nach einer Winterbegrünung. Denn der Pflugeinsatz in einem milden Herbst ohne nachfolgende Begrünung fördert die Mineralisation und damit den Nitrataustrag ins Grundwasser. Dies wirkt sich negativ im Bereich des Gewässerschutzes aus. Das ist problematisch besonders vor Ort im Wasserschutzgebiet. Je geringer die Bodenbearbeitungsintensität, desto besser ist es für den Grundwasserschutz.
Mulchsaat mit beschränktem Erosionsschutz aber gut für den Boden
Als gängige Alternative wurde daher die Mulchsaatvariante vorgestellt. Der in diesem Zusammenhang viel zitierte Spruch „Jeder Strohhalm ist ein Staudamm“ muss laut Kreiselmeier allerdings kritisch hinterfragt werden. Zwar war mehr Mulch als bei der Pflugvariante vorhanden, der zweimalige Einsatz des Bodenbearbeitungsgeräts ließ aber in Summe nur noch wenige Prozent Bodenbedeckung übrig. „Diese paar Staudämmchen werden beim ersten Starkniederschlag gleich weggespült und stellen somit keinen nachhaltigen Erosionsschutz dar“, gab Kreiselmeier zu bedenken.
Das Bodenleben selbst freut sich allerdings über die organische Mahlzeit und die geringe Bearbeitungstiefe. Es bleibt stabiler und baut sich schnell nach der Bearbeitung wieder auf, da es nicht komplett vergraben wurde. Der Maisbestand selbst präsentierte sich auffällig gut und war nur um wenige Zentimeter kürzer als bei der Pflugvariante. „Die Länge der Maispflanze sagt wenig über den Ertrag aus, denn mindestens 50 Prozent davon macht der Kolben aus“, erklärte der Pflanzenbauberater.
Die Gülle wurde unmittelbar nach der Ausbringung eingearbeitet. Das ist positiv für den Klimaschutz zu werten, weil nur geringe Ausgasungsverluste entstehen. Eine kritische Anmerkung, dass ohne den Pflug mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssten, wies Kreiselmeier differenziert zurück. „In einer breiten Fruchtfolge und professioneller Minimalbodenbearbeitung trifft diese Behauptung nicht zu. Bei einer rein ökonomisch ausgerichteten Fruchtfolge gibt es selbst beim ständigen Pflugeinsatz Ackerfuchsschwanzwüsten. Entscheidend ist eine gute Pflanzenbauberatung.“
Direktsaat mit hohem Erosionsschutz und gut für Bodengefüge
Eine noch extensivere Landbewirtschaftungsform wurde mit der Direktsaat vorgestellt. Kreiselmeier wies darauf hin, dass es sich hierbei eigentlich auch um eine Mulchsaat handelt. Auf dieser Fläche wurde zwar seit zwei Jahren nicht mehr gepflügt und es wurde auch ohne Bodenbearbeitung direkt in die bestehende Zwischenfrucht gesät. Unter Direktsaat versteht man allerdings ein System, in dem der Boden tatsächlich niemals bearbeitet wird (No-Till). Auf der einen Seite verbleiben deutlich mehr Pflanzenrückstände auf der Bodenoberfläche, die einen Puffer gegen die aufprallenden Regentropfen bieten. Auf der anderen Seite halten die abgestorbenen Wurzeln den Boden durch Lebendverbauung zusammen.
Die direkt gesäten Maispflanzen waren etwa 30 cm kleiner als in den anderen Parzellen. Dieser Unterschied ließ sich gut an zwei Tatsachen erklären: Zum einen wurde der Mais sechs Tage später gesät, zum anderen hat der Pflanzenschutzmitteleinsatz nicht ausreichend funktioniert. Durch den Einsatz einer geringen Menge Glyphosat hätten in Summe gerade gewässersensible Pflanzenschutzmittel eingespart werden können.“
Direktsaat mit hoher Regenwurmbiomasse, auch bei Glyphosateinsatz
Auf die Glyphosat-Problematik angesprochen, erkannte Kreiselmeier die bestehenden Probleme an. „Es kann nicht sein, dass Chemie in einen druschreifen Bestand gefahren wird, um zwei Prozent Maschinenkosten einzusparen, wie es teilweise praktiziert wurde. Ebenso ist es inakzeptabel, dass der Wirkstoff verboten wird, obwohl er hier eklatanten Nutzen zum Boden- und Gewässerschutz bringt. Fakt ist, dass in langjährigen Direktsaatflächen dreimal mehr Regenwurmbiomasse vorkommt als in herkömmlich bewirtschafteten.“ An der Parzelle selbst ließ sich diese Behauptung gut nachvollziehen. So war der Boden noch nahezu vollständig von einer Mulchschicht bedeckt.
Direktsaat mit hoher Abhängigkeit bei Witterung
Landwirt Karrer erläuterte die Grenzen dieses Systems. Er musste mit der Aussaat bis zum nächsten Regen warten, nachdem die Sätechnik trotz entsprechender Ausstattung nicht in der Lage war, in den ausgetrockneten Boden einzudringen. „Für eine professionelle Direktsaat braucht es eine Cross-Slot Maschine, die sich preislich bei 150.000 Euro bewegt. In der aktuellen politischen Diskussion wird wohl kein Landwirt in diese Technik investieren.“
Die Gülle wurde vor der Saat eingeschlitzt, wodurch sich die N-Ausgasungsverluste minimieren. Dabei dürfen auf keinen Fall Fahrspuren entstehen, nachdem keine Lockerung des Saatbetts mehr erfolgt. „Was in einem trockenen Frühjahr wie diesem problemlos durchzuführen war, bringt in einem anderen Jahr das ganze System zum Scheitern“, sagte Karrer.
So müsste die Gülle nach der Saat eingeschlitzt werden. Die verlustarme Ausbringung von organischem Dünger bezeichnete Kreiselmeier als eine große Herausforderung in der Direktsaat. Zudem reichern sich über die Jahre manche Nährstoffe in den oberen Zentimetern des Bodens an, was aus pflanzenbaulicher Sicht nicht immer ideal ist.
Strip Till mit Gülle-Unterfußdüngung
Mit diesen Problemen sahen sich auch die „No-Till“-Amerikaner konfrontiert und riefen daher das Strip-Till-System ins Leben. Dabei wird die streifenweise Saatbettbereitung mit einer Unterfußdüngung (UFD) kombiniert, im vorliegenden Fall mit Gülle. Die Oberkante des Güllebandes muss 7 cm unter dem Maiskorn (5 cm) beginnen, um wie bei der klassischen UFD Schäden am Keimling auszuschließen.
Auf auswaschungsgefährdeten Standorten empfiehlt Kreiselmeier zur Risikominimierung die Zugabe eines Nitrifikationshemmers. Normalerweise wäscht im Frühjahr kein Nitratstickstoff aus, da ihn die Pflanzenwurzeln aus dem Boden nach oben saugen.
Vor- und Nachteile am Strip-Till-System müssen dabei gut abgewogen werden. Zwar irritieren die auf den ersten Blick hohen Gesamtkosten des Systems, Landwirt Karrer gab aber zu bedenken, dass auf der anderen Seite auch Einsparungen zu berücksichtigen sind. So werden schließlich in einem einzigen Arbeitsgang die Gülle ausgebracht, eingearbeitet und ein Saatbett bereitet.
Die größte Herausforderung sieht Karrer darin, im Frühjahr schlagkräftig zum optimalen Zeitpunkt ins Feld zu kommen. Im vorliegenden Demoversuch wurde dabei ohne GPS gefahren. Davon rät Kreiselmeier ausdrücklich ab. „Das System muss sicher und schlagkräftig laufen, dazu gehört zum Güllefahren und zum Säen RTK-Genauigkeit.“
Mit Blick auf den Pflanzenschutz ist die Strip-Till-Variante mit der Direktsaat vergleichbar. Zur Not kann beim Mais auf ein Totalherbizid verzichtet werden, Voraussetzung dafür ist aber eine optimal entwickelte Zwischenfrucht.