Der Herr des Pferdestalls ist der 61-jährige Rudi. „Ohne mich geht hier gar nichts“, sagt er lachend. Das stimmt im mehrfachen Sinne: Denn der Johannes-Hof in Schweinspoint im Landkreis Donau-Ries wurde im Jahr 2015 eigens für Mitarbeiter wie Rudi geschaffen.
Der Hof gehört zur Stiftung Sankt Johannes, Mitglied im Caritasverband für die Diözese Augsburg. Zwar wurde dort auch schon zuvor landwirtschaftlich und gärtnerisch gearbeitet, aber vor rund sechs Jahren eröffnete die Stiftung einen komplett neuen landwirtschaftlichen Betrieb.
Das Besondere daran: Die Ställe sind barrierefrei konzipiert, die Arbeitsabläufe sind auf Menschen mit Behinderung, die beim Johannes-Hof Klienten genannt werden, ausgerichtet.
Neben 18 Voll- und Teilzeitarbeitskräften arbeiten auf dem Johannes-Hof 46 Klienten der Stiftung Sankt Johannes mit. Beispielsweise eben Rudi. Vor der Eröffnung des Hofs war er in der Schreinerei und an der Pforte beschäftigt, „aber das war eher langweilig“, meint er heute. Ihm liegt die Arbeit mit den Tieren.
Sinnstiftende Arbeit

„Und das ist das Schöne hier: Die Arbeit ist für alle unglaublich sinnstiftend“, sagt Barbara Gaudera. Die 32-jährige, die Landwirtschaft in Weihenstephan-Triesdorf studiert hat, ist seit einigen Monaten Leiterin des Betriebs, der rund 2 Hektar Hoffläche, 60 Hektar Acker, 17 Hektar Grünland, 800 Hühner, 200 Schweine und 40 Rinder sowie Pferde, Ponys und Esel für die tiergestützte Therapie umfasst.
Doch die Arbeit hier ist nicht nur geprägt von dieser vielfältigen Mischung aus Feldwirtschaft, Gärtnerei, Landschaftspflege und Tierhaltung. Als zertifiziertes Naturland-Mitglied sind ökologischer Anbau und artgerechte Tierhaltung Voraussetzung. „Und darüber hinaus bieten wir als Erlebnisbauernhof Angebote für Kinder und Jugendliche und sind zudem Zentrum für tiergestützte Therapie“, erläutert Gaudera.
Schon bei der Planung des Neubaus hatte der Träger die spätere Biobewirtschaftung im Blick. Großzügige, lichtdurchflutete Ställe wurden geschaffen, 600 Hühner tummeln sich auf 2400 m2 Fläche. 2018 erfolgte die erste Biozertifizierung. Der kirchlichen Einrichtung ist die Bewahrung der Schöpfung ein großes Anliegen. „Das und die Arbeit mit den Menschen stehen hier im Vordergrund“, erläutert Barbara Gaudera.
„Es ist einfach schön, wenn man sieht, welches Potenzial die Klienten plötzlich selbst an sich entdecken, wie sie sich entwickeln“, sagt Lisa Königer. Die junge Frau wollte eigentlich Landwirtschaft studieren. „Dann war ich hier zu einem Praxissemester und habe das Studium geschmissen“, erzählt sie lächelnd.
Heute ist die angehende Landwirtschaftsmeisterin als Gruppenleiterin „Herrin“ über den Hühnerstall und startet zudem bald eine pädagogische Zusatzausbildung: „Die Arbeit in der Landwirtschaft und zugleich mit Menschen, das macht einfach unheimlich viel Freude.“
Investitionen müssen sich rechnen
Auch wenn der Johannes-Hof durch den Hintergrund der Stiftung ganz andere Voraussetzungen hat als herkömmliche Bauernhöfe, die sich der sozialen Landwirtschaft öffnen möchten, so muss er dennoch wirtschaftlich arbeiten und seine Produkte an die Kunden bringen.
Vermarktet werden Fleisch, Gemüse und Eier unter anderem über die eigene Metzgerei und den Supermarkt, mit Automaten oder auch bei Kooperationspartnern. Nicht jeder zahlt jedoch gerne etwas mehr für Bio, „vor allem hier bei uns im ländlichen Raum ist es schwierig“, sagt Gaudera.
So funktioniert auch nicht alles – schweren Herzens musste nun eines der Gewächshäuser, das sanierungsbedürftig war, abgerissen werden, die Investitionen hätten sich einfach nicht gerechnet.
„Wir müssen Arbeitsabläufe anbieten, die für unsere Klienten auch körperlich leistbar sind, da geht nicht alles“, weiß der Gruppenleiter in der Gärtnerei, Erik Paucar Y Bahrs.
Beispiel Süßkartoffeln: „Wir dachten, eine einfache Kultur, die nachgefragt wird – aber die Ernte hat die Einsatzfähigkeit unserer Leute überfordert.“
Neben dem herkömmlichen saisonalen Gemüse probiert die Gärtnerei des Johannes-Hof zunehmend auch Nischenprodukte aus, beispielsweise Schwammgurken, Ingwer und Physalis.
Und insofern gleicht der Johannes-Hof allen anderen Landwirtschaften auch, die auf regionale Wertschöpfungsketten setzen: Am wichtigsten ist es auch hier, mit der Zeit zu gehen und stets die Bedürfnisse der Verbraucher im Blick zu haben.