
Was der Kartoffelmarkt macht, ist in der Coronakrise ungewiss. Die Kartoffeln selbst stehen jedoch zumindest in Schwaben gut im Feld, wie sich auf der jährlichen Informationsfahrt der Erzeugergemeinschaft für Veredelungskartoffeln Donau-Lech gezeigt hat. Auf dem staatlichen Versuchsfeld bei Langenreichen gab es bis Ende Juli nichts zu klagen.
Auf dem Versuchsfeld, das wie schon in den vergangenen Jahren vom Landwirt Robert Deiniger aus Langenreichen betreut wurde, begrüßte der zweite Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft, Josef Kügle, eine coronabedingt etwas kleinere Gruppe von Kartoffelanbauern. Durch die Versuchsparzellen führte sie Franz Steppich vom AELF Augsburg. Die Kartoffeln seier heuer im Frühjahr unter nahezu optimalen Bedingungen recht schnell aufgelaufen, erklärte er.
Einfluss der Witterung

Die Trockenheit im April habe den Erdäpfeln kaum geschadet, da sie die Ausbreitung von Krankheitserregern und Pilzen hemmte. Allerdings bremsten mancherorts Spätförste noch im Juni das Wachstum. „Das war aber nicht dramatisch, auch wenn ich einen solchen Vorgang schon seit Jahren nicht mehr beobachtet habe“, betonte Steppich. Zwar fror ein Teil der Pflanzen ab, sie konnten aber meist neu treiben.
Im Juni setzten rechtzeitig ausreichende Niederschläge ein, so dass sich die Kartoffeln gut entwickeln konnten. Mit dem Regen stellte sich jedoch auch die Krautfäule ein. „Das war ebenfalls nicht dramatisch, obwohl sie insgesamt stärker auftrat als in den Vorjahren“, so Steppich. Vom Regen gefördert wurde die Schwarzbeinigkeit, eine Pilzkrankheit, die zur Ertragsminderung führen kann. Andererseits bremsten die Niederschläge den Unkrautdruck, da die Pflanzenschutzmittel gut wirken konnten.
Schwierige Pflanzenschutzsituation

Bei der mittelfrühen Kartoffelsorte „Fontane“ beobachtete Steppich heuer eine starke Reaktion auf das Y-Virus, das von Blattläusen übertragen wird und aufgrund einer geringeren Knollengröße und eines verminderten Stärkegehalts zu Ertragseinbußen führt. Das gilt insbesondere dann, wenn es zu Mischinfektionen mit anderen Viren kommt.
Beruhigend für die Anbauer: Bis jetzt sind noch alle herkömmlichen Pflanzenschutzwirkstoffe zur Fungizidanwendung zugelassen. „Das wird voraussichtlich auch im kommenden Jahr so bleiben“, sagte Steppich. Eng könnte es jedoch bei den Beizmitteln werden und enger geworden ist es bereits bei der Krautregulierung.
Zur Sikkation fehlt Reglone
Für die Sikkation fehlt seit heuer das wichtige Mittel Reglone mit dem Wirkstoff Deiquat. So stehen für die Regulierung nurmehr die Mittel Shark und Quickdown zur Verfügung. Für die Veredelungskartoffeln mag das ausreichend sein, aber bei den Pflanzkartoffeln sieht es anders aus. Hier wird es Steppich zufolge schwierig, die Krautabtötung bei Beständen durchzuführen, die sich noch nicht in der Abreife befinden. Zum einen muss die Größensortierung passen, zum anderen sollte das Kartoffelvirus nicht vom Blatt aus in die Knollen abwandern können. Als Alternative zum fehlenden Reglone bleibt im Pflanzkartoffelbereich imgrunde nur das Abschlegeln des Krauts. Betroffen vom Wegfall des Mittels sind auch die späten Stärkekartoffeln.
Probleme mit Rhizoctonia bei Veredelungskartoffeln
Monika Janitschek, Geschäftsführerin des Erzeugerrings für Pflanzenbau Südbayern, wies auf die zunehmenden Probleme mit der Pilzkrankheit Rhizoctonia im Bereich der Veredelungskartoffeln hin. Sie befällt die Kartoffelpflanze über den Boden oder über das Pflanzgut und verursacht Ertragsverluste durch Auflaufschäden, Nekrosen an den Stängeln sowie kleine oder missgebildete Knollen. Damit gehen spürbare Qualitätsverluste einher. Die wichtigsten präventiven Maßnahmen sind eine Anbaupause von drei bis vier Jahren und der Einsatz von gesundem Pflanzgut.
Absatz bewegt sich unter Vorjahr
Als neuer Geschäftsführer des Kartoffel Centrums Bayern (KCB) bedauerte Josef Färber, dass sich der Kartoffelabsatz derzeit auf einem Niveau von nur 85 % des Vorjahresabsatzes bewegt. Ein Grund für den Rückgang dürfte die Angst der Abnehmer vor einem zweiten Lockdown sein. Im Frühjahr mussten die europäischen Pommesfabriken für sieben Wochen ihren Betrieb einstellen, nachdem die Nachfrage aus Gastronomie und Großküchen infolge der Coronakrise massiv eingebrochen war. „Die Planungssicherheit ist eingeschränkt“, konstatierte Färber. Ab Mitte Juli stellten die Fabriken von alterntiger auf neue Ware um.