Kaufbeuren - Das Volksbegehren zum Artenschutz und die öffentliche Diskussion in den letzten Monaten zu diesem Thema haben auch die Studierenden des Sommersemesters an der Landwirtschaftsschule Kaufbeuren berührt. Sie haben sich deshalb überlegt, welchen Beitrag sie als Landwirte auf ihren Betrieben dazu leisten können oder bereits umsetzen. Unter dem Titel „Junge Landwirte lassen es blühen“ stellten sie nun am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren die Ergebnisse vor.
Die einzelnen Projekte zeigen dabei beispielhaft einen Querschnitt aus dem gesamten Landkreis Ostallgäu und der Stadt Kaufbeuren. Vitus Zettl erläuterte die Zielsetzung: „Wir wollen die Bevölkerung darüber aufklären, was wir Landwirte im Grünland, Obstbau oder Wald bereits auf freiwilliger Basis umgesetzen.“ Dazu wurden verschiedene Gruppen gebildet.
So will die Gruppe „facebook“ vor allem junge Leute ansprechen. „Facebook hat in Deutschland 25 Millionen Mitglieder, somit können wir hier viele Menschen erreichen“, machte Franz Josef Dempfle deutlich. Er hofft, über die Sozialen Medien eine verstärkte Kommunikation zwischen Landwirten und Verbrauchern zum Thema Artenschutz zu erreichen. Die Facebookseite Artenvielfalt/Biodiversität ging an diesem Vormittag ans Netz und wird jetzt alle ein bis zwei Wochen aktualisiert.
Florian Eble stellte eine gewässernahe Fläche seines Betriebes vor, die nur noch zweimal jährlich gemäht und nicht gedüngt wird. „Diese Wiese ist nicht nur Lebens- und Schutzraum für zahlreiche Tiere, der rohfaserhaltige Aufwuchs kann gleichzeitig als gute Ergänzung für die Futterration verwendet werden“, erläuterte er.
Wald ist integriert
Wie die Biodiversität im familieneigenen Wald gefördert wird, zeigte Dominik Maul auf. Hier werden bewusst einzelne Stämme liegen gelassen, die dann als Totholz vielen Tierarten das Überleben sichern. Doch nicht nur Tiere, sondern auch Pilze können sich dort vermehren, sie dienen zur natürlichen Zersetzung der abgestorbenen Pflanzen und schließen den Kreislauf. Der Studierende warb dafür, dass auch Gartenbesitzer durch die Aufschichtung von Hölzern unterschiedlicher Größe an einem sonnigen, windgeschützten Standort einen Beitrag zur Biodiversität leisten.
Richard Wachter erklärte den hohen Wert von Streuwiesen für den Artenschutz. „Auf diesen Wiesen wachsen 70 bis 100 verschiedene Pflanzenarten. Zusätzlich sind Streuwiesen Lebensraum für viele Insekten, Säugetiere, Vögel und Amphibien“, betonte er. Um diese sensiblen Flächen nicht bei der Bewirtschaftung zu beschädigen, werden sie bodenschonend gemäht und von Hand zusammengerecht.
Weil Artenschutz ohne Bienen nicht möglich ist, baute eine weitere Gruppe Studierender im Garten neben der Landwirtschaftsschule am Grünen Zentrum ein Zuhause für bisher drei Bienenvölker. Der Bienenstand wurde in traditioneller Zimmermannsarbeit ohne Metall errichtet. Dass sich die Bienen hier wohl fühlen, war bei der Besichtigung deutlich zu sehen. Als Nahrungsangebot stehen ihnen die Blumenwiesen rund um das Amtsgebäude und die neu gepflanzten Obstbäume mit alten Sorten zur Verfügung.
Projekt in der Bevölkerung gut aufgenommen
Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse lobte das Projekt der Studierenden: „Es ist toll, was sie hier entwickelt haben, denn das Thema Biodiversität entspricht derzeit auch den Bedürfnissen der Bevölkerung.“ Damit es kein Gegeneinander gibt, müsse die Landwirtschaft diese Herausforderung aufnehmen.
„Ihr seid auf dem richtigen Weg, denn das Projekt zeigt, dass wir schon vieles machen“, betonte Kreisbäuerin Karina Fischer. Leider werde in der Öffentlichkeit nur das kommuniziert, was die Landwirtschaft angeblich falsch macht. „Dagegen hilft nur reden, reden, reden. Ihr habt dazu die Ausbildung, das Wissen und den Charme“, gab sie den jungen Leuten mit auf den Weg.
Die Imkerei habe im Ostallgäu zwei „Hotspots“, die Imkerschule Schwaben und das Honigdorf Seeg, machte schließlich Christoph Langhof, Vorsitzender der Ostallgäuer Imker, deutlich. Für ihn ist der Bienenstand am Grünen Zentrum ein dritter, „denn er ist bisher einmalig in Bayern“. Langhof freut sich, dass sich das Image der Imkerei als Altherrenhobby gewandelt hat und heute viele Menschen aller Altersklassen begeistert.