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Imkerei

Hochsaison für Bienen und Imker

Bienen-Mai-Schwarmkontrolle-2-Weiselzellen
Brigitte Früh
Brigitte Früh
am Montag, 10.05.2021 - 16:48

Im Mai und Juni dreht sich bei den Honigbienenvölkern alles darum, Vorräte einzulagern und sich zu vermehren.

Die arbeitsreichste Zeit für Bienen und Imker ist angebrochen. Im Mai und Juni dreht sich bei den Honigbienenvölkern alles darum, Vorräte einzulagern und sich zu vermehren. Im Bienenstock wurden mittlerweile große Brutflächen angelegt und täglich schlüpfen immer mehr Bienen. Sie können nun, wenn die Voraussetzungen stimmen, Nektar im Überfluss eintragen, zu leckerem Blütenhonig verarbeiten und einlagern. Es „honigt“, sagt der Imker. Dafür braucht es neben starken Völkern und den nektarerzeugenden Blüten auch Flugwetter mit über 10 Grad Celsius und eine ausreichende Grundfeuchtigkeit. Denn bei Trockenheit bilden die Pflanzen weniger Nektar. Passt alles, sorgen in unseren Breiten Löwenzahn, Raps und die Obstbaumblüte, aber auch Ahorn für eine reiche Frühtracht.

Bienen-Mai-Schwarm-3

Gleichzeitig erwacht in den Bienenvölkern der Vermehrungstrieb. Honigbienen vermehren sich auf natürliche Art, indem sich ein Volk teilt. Es bildet sich ein Bienenschwarm, der innerhalb kurzer Zeit die Behausung verlässt und sich zunächst in der Nähe des Stocks, etwa an einem Ast, versammelt. Mittendrin: die alte Königin, die mit ausgezogen ist. Es werden Kundschafterbienen ausgesendet, die eine passende neue Bleibe suchen. Ist diese gefunden, zieht der Schwarm dorthin und bildet ein neues Volk.

Im verbliebenen Teil des Volkes wurden zuvor mehrere junge Königinnen in speziellen Zellen, den „Weiselzellen“, aufgezogen. Eine Jungkönigin wird als neue Regentin im Restvolk verbleiben. Die anderen Jungköniginnen ziehen, sofern das Volk noch stark genug ist, entweder mit weiteren Bienen in so genannten Nachschwärmen ebenfalls aus oder sie werden von der erstgeschlüpften Jungkönigin getötet.

Der Auszug eines Bienenschwarms ist ein beeindruckendes Naturereignis. Tausende Bienen stürzen sich innerhalb weniger Minuten aus dem Bienenstock, ein deutlich hörbares Summen und Bienengeschwirr erfüllt die Luft. Nur wenige Imker können jedoch die Vermehrung über Naturschwärme in ihre Betriebsweise integrieren. Grundvoraussetzung dafür ist nämlich, rechtzeitig den Abgang eines Schwarmes überhaupt zu bemerken, so dass der Schwarm wieder eingefangen und versorgt werden kann. Dieser zeitliche Aufwand ist jedoch gerade für Hobbyimker, die einem Beruf nachgehen, kaum leistbar.

Warum die Bienen nicht einfach ziehen lassen?

Warum lässt man die Bienen nicht einfach ziehen? Zum einen sind Bienenschwärme, die ohne Fürsorge des Imkers sich selbst überlassen werden, dem Untergang geweiht. Denn es ist unsicher, ob ein Schwarm in der freien Natur vor dem Winter noch genügend Vorräte einlagern kann. Vor allem aber wird ihm die Varroamilbe und damit einhergehende Krankheiten ohne entsprechende Behandlung des Imkers im Herbst den Garaus bereiten. Zudem haben Bienenvölker, die in Schwarmstimmung sind, vorrangig anderes im Sinn als Honig zu machen.

Die meisten Imker sind deshalb bestrebt, mit imkerlichen Maßnahmen den Schwarmtrieb zu lenken. Sie zielen darauf ab, Faktoren, die die Schwarmstimmung fördern, zu „entschärfen“. Wesentliche Faktoren, die die Schwarmstimmung anheizen, sind Platznot, wenn der Imker bei reichlich Brut nicht rechtzeitig zusätzlichen Raum gibt, und ein Missverhältnis von Ammenbienen (viele) und zu versorgenden Larven (wenige). Dieser Fall tritt ein, wenn die Königin nicht genug Eier legen kann – etwa, weil bei guter Ernährungslage das Brutnest voll Honig getragen wird, oder wenn die Königin in längeren Schlechtwetterphasen die Eiablage reduziert. Dann fehlt es an Larven, an die die wachsende Zahl von Ammenbienen ihren Futtersaft verfüttern können. Das stört die Volksharmonie. Gesunde und kräftige Völker kommen dann schnell in Schwarmstimmung.
Zum anderen ist die Schwarmneigung auch genetisch veranlagt. Deshalb erleichtern Bienen, die durch Züchtung auf Schwarmträgheit ausgelesen sind, das Imkern in dieser Hinsicht deutlich. Rechtzeitige Raumgabe, die Entnahme von Brutwaben für die Bildung von Ablegern, die Vorwegnahme eines Schwarms, die Bildung von Fluglingen oder Zwischenablegern bis hin zum Ausbrechen von angezogenen Königinnenzellen (= Weiselzellen) sind weitere, mehr oder weniger arbeitsaufwendige und mehr oder weniger erfolgreiche schwarmdämpfende/-verhindernde Maßnahmen.
Erste Anzeichen dafür, dass die Zeit der Vermehrung angebrochen ist, sind die Aufzucht von Drohnen, den männlichen Bienen, und die Anlage von Weiselnäpfchen. Das sind Grundstrukturen für Weiselzellen, in denen neue Königinnen aufgezogen werden können. Ab diesem Zeitpunkt, meist ab Ende April, sollte der Imker aufgrund der kurzen Entwicklungszeit der Königinnen regelmäßige Schwarmkontrollen im Acht-Tages-Rhythmus durchführen, um bei Schwarmbereitschaft rechtzeitig eingreifen zu können. Denn ein Schwarm zieht in der Regel dann aus, wenn die erste Weiselzelle verdeckelt ist. Das ist acht Tage nach der Eiablage der Fall.