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Fleckvieh

Gutes Zuchtvieh ist auf den Märkten gefragt

Jungkuh-Zuchtviehmarkt-Wertingen
Patrizia Schallert
am Mittwoch, 01.02.2023 - 11:48

Die Wertinger Fleckviehzüchter vermarkteten 2022 mehr Kälber und weniger Jungkühe, besonders begehrt waren hornlose Zuchtbullen.

johann-schwarz-und-frederic-sandmeier

Ein Markt lebt vom Angebot. Das gilt auch für die Zuchtviehmärkte der Rinderzuchtverbände. „Mit einem guten Angebot locken wir auch auswärtige Käufer zu unseren Zuchtviehauktionen in Wertingen“, betonte Johann Schwarz auf der Dillinger Kreiszüchterversammlung des Zuchtverbands für das Schwäbische Fleckvieh und des Milcherzeugerrings Wertingen. „Ein gutes und zahlenmäßig großes Aufgebot hilft dabei“, erklärte der Geschäftsführer, „den Marktstandort attraktiv zu halten.“

Knappes Angebot bei den Jungkühen treibt die Preise nach oben

Bei den Kälbern scheint dies zu gelingen. Obwohl die Kuhzahlen im Verbandsgebiet rückläufig sind, wurden im Kälberbereich 340 Tiere mehr verkauft als im Jahr 2021. Umso mehr bedauerte Schwarz die rückläufige Zahl der angebotenen Jungkühe. Verantwortlich dafür machte er vor allem:

  • die anhaltend hohen Schlachtviehpreise, die zu einer starken Selektion auf den Betrieben führen, so dass ursprünglich zum Verkauf vorgesehene Jungkühe oft zur Ergänzung des eigenen Bestands auf den Betrieben bleiben,
  • und die hohen Auszahlungspreise für die Milch, die viele Landwirte dazu veranlassen, ihre Stallkapazitäten voll auszuschöpfen.

So beschränkten sich die Betriebe trotz der hohen Verkaufspreise darauf, ihre vermarktungsfähigen Jungkühe lieber selbst zu nutzen. Die Knappheit auf den Märkten führte zu einer Steigerung des Durchschnittspreises um 321 € gegenüber dem Vorjahr. Auf den Auktionen erlösten die Jungkühe im Mittel 1998 €, im Stallverkauf 1712 € pro Stück.

Hornlose Bullen mit guten Kalbeeigenschaften besonders gefragt

Schwarz zufolge wurden im vergangenen Jahr 275 Bullen verkauft – rekordverdächtig. Der Durchschnittspreis bewegte sich hier bei 3028 €. Dazu kamen 128 Kühe (1571 €), 850 Jungkühe (1860 €), 296 Kalbinnen (1517 €) und 692 Rinder (921 €). Damit wurden über den Zuchtverband insgesamt 2241 Stück Großvieh vermarktet, das sind 150 Stück weniger als im Vorjahr.

Besonders stark gefragt sind natürlich hornlose Bullen mit guten Kalbeeigenschaften. „Absolute Spitzenpreise“ erzielten reinerbig hornlose Bullen. Von den 275 verkauften Bullen gingen 21 in den Prüfeinsatz an eine Besamungsstation. Die Besamungsbullen erlösten einen Durchschnittspreis von 12 867 €. Weit darüber lag der Preis für den Bullen „Sahne“, der im Juni 2022 für spektakuläre 156 000 € versteigert wurde.

Transportkosten dämpfen die Exportchancen

Wie der Schlachtviehabsatz war auch die Zuchtviehvermarktung im zurückliegenden Jahr durch Höchstpreise im Inland geprägt, erklärte Geschäftsführer Frederic Sandmeier. Im Exportgeschäft jedoch ließen sich diese hohen Preise nicht durchsetzen. Den Grund dafür sah Sandmeier vor allem im enormen Anstieg der Transportkosten. Gleichwohl wurden 574 Tiere exportiert, überwiegend Kalbinnen und Jungrinder.

Stabiler Absatz bei den Fleckviehkälbern

Die männlichen Zuchtkälber erzielten ansprechende Preise, 88 hochtypisierte Tiere wurden verkauft. Stabil blieb auch der Absatz der weiblichen Kälber zur Zucht und Mast. Mit hervorragender Genetik ließen sie sich zu Spitzenpreisen vermarkten. Gesteigert wurden die Verkaufszahlen bei den Bullenkälbern zur Mast – und das bei einer guten Preisentwicklung.

Tierwohl-App vom LKV vorgestellt

LKV-Teamleiter Hermann Rager-Kempter stellte die neue LKV-Tierwohl-App vor. Sie soll den Betrieben bei der Eigenkontrolle helfen. Die App erleichtere das Erheben und Bewerten der Tierschutzindikatoren, wie es vom Tierschutzgesetz vorgeschrieben wird. Erfasst werden Messgrößen über Haltung, Fütterung, Gesundheit und artgemäßes Verhalten. Auf Kritik aus dem Züchterkreis, dass mit der App eine weitere Bürokratiefalle geschaffen werde, konterte Rager-Kempter mit dem Hinweis, dass die Nutzung der App ja schließlich freiwillig sei.