Die Düngemittelverordnung zwingt die Landwirte zum Handeln. Wohin mit der Gülle, wenn zu viel da ist? „Deadline“ ist 2025. Höchste Zeit also, sich Lösungen zu überlegen. Auch beim Maschinen- und Betriebshilfering Allgäu-Bodensee (MR) hat man schon vor einiger Zeit damit begonnen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Nicht zuletzt, um den Mitgliedern Möglichkeiten zur Lösung der Nitrat-Problematik aufzuzeigen. Und das Interesse ist groß: Etwa 200 Landwirte kamen zum Feldtag nach Maierhöfen, zu dem der MR zusammen mit dem Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF) Kempten eingeladen hatte.
Es drehte sich dabei alles um die Gülle-Separation, und damit um die Frage, wie und mit welcher Technik sich Rohgülle in Festes und Flüssiges trennen lässt, welche Vorteile dies bringt und was es kostet. Dass es darüber hinaus eine neue und innovative Möglichkeit gibt, das Gülleproblem loszuwerden, erfuhren die Landwirte obendrein. Denn, wie Vorsitzender Manfred Oswald erklärte, „ist das ein spannendes Thema, vor dem wir uns nicht verschließen können“.
Weniger Phosphor und Stickstoff in der Gülle
Und ein neues Thema ist es auch nicht. Denn, wie Theresa Buhl vom AELF Kempten erklärte, gibt es die Separation bereits seit 1970, war allerdings nie so aktuell wie heute. Bei der Separation trennt eine Maschine, ein so genannter Separator, Rohgülle mechanisch in Feststoffe und Dünngülle. Der flüssige Teil wird dann im Güllebehälter gelagert, der feste auf einer Mistplatte. Während die flüssige Gülle als Dünger für das Grünland dient, lässt sich der Feststoff in Biogasanlagen zur Energiegewinnung nutzen oder als Einstreu für den Stall.
Was aber auch durch die Separation passiert, ist, dass der Gülle mehr Phosphor als Stickstoff entzogen wird. Damit lassen sich Phosphor-Überhänge in der Nährstoffbilanz reduzieren. Und auch beim Stickstoff trifft dies zu, da in der festen Gülle der Stickstoffgehalt höher ist als in der gleichen Mengen flüssiger Gülle.
Nährstoffsituation und Lagerkapazität zählen

Grundsätzlich sei es also so, erklärte Theresa Buhl, dass die Entscheidung für oder gegen die Separationstechnik nicht allein von der Nährstoffsituation auf dem eigenen Betrieb abhänge, sondern auch davon, wie viel Lagerkapazität der jeweilige Betrieb hat. Schließlich dürfe Dünger eben nur in begrenzter Menge und zu bestimmten Zeiten ausgebracht werden. Wann es also sinnvoll ist, Gülle zu separieren, sei letztendlich eine betriebsindividuelle Entscheidung, erklärte Buhl.
Wer sich dazu entschließt, Gülle auf seinem Hof zu separieren, muss sich nicht nur die nötige Technik anschaffen, sondern auch die nötigen Anlagen dafür bauen. Denn zum Lagern der flüssigen als auch der festen Gülle gebe es jede Menge Bestimmungen und technische Anforderungen.
Beim Standort der Separationsmaschine ist einiges zu beachten
Aber auch beim Standort der Separationsmaschine müsse, wie Florian Rösle vom Landratsamt Oberallgäu und Sebastian Hocke vom Landratsamt Lindau, erläuterten, einiges beachtet werden. Schließlich gelte Gülle, ganz gleich in welchem Zustand, als wassergefährdend und dürfe keinesfalls ins Grundwasser oder in Gewässer gelangen.
Auf die Frage eines Landwirts nach den Kosten, antwortete Florian Rösle, dass die Landwirte mit etwa 10 000 bis 20 000 € mehr rechnen müssten als für eine herkömmliche Güllegrube. Allerdings, ergänzte Buhl, sei es auch hier schwer, konkrete Fakten und Zahlen zu nennen, weil alles doch sehr individuell sei und es zudem auch noch auf die Beschaffenheit und Zusammensetzung der hofeigenen Gülle ankomme.
„Insgesamt kann ich schon im gut fünf-, sechsstelligen Bereich Geld ausgeben und deswegen krieg ich nicht mehr für meinen Liter Milch“, brachte es MR-Geschäftsführer Adrian Dillmann auf den Punkt und fasste damit die Bedenken der sich zu Wort meldenden Landwirte zusammen. Wenngleich kritische Wortmeldungen laut wurden, wollte sich der Maschinenring-Geschäftsführer an diesem Tag aber ausdrücklich nicht auf eine politische Diskussion einlassen. Weil es in der Region auch Lohnunternehmer gibt, die mithilfe mobiler Anlagen die Gülleseparation als Dienstleistung anbieten, brauche auch nicht jeder Landwirt eine eigene Anlage.
Wie die Technik funktioniert

Wie die Technik funktioniert, war dem Betrieb von Gastgeber Hubert Müller zu sehen. Sowohl die Firma Paulmichl als auch die Firma Biogastechnik Süd hatten Separatoren mitgebracht, die mit so genannten Pressschnecken das Dünne vom Dicken trennen. Das Prinzip funktioniert so, dass die Rohgülle durch einen Schlauch aus der Güllegrube zum Separator gepumpt wird und die Gülle dann mittels einer Schnecke gegen ein Sieb gepresst wird. Das Flüssige geht durch das Sieb, das Feste wird gegen einen mechanischen Widerstand herausgedrückt.
Auch bei der Technik selbst kommt es ganz auf den jeweiligen Hof darauf an, welche Maschine die beste für den Betrieb ist. Hier reichen die Kriterien von der Güllemenge und ihrer Beschaffenheit, über den zur Verfügung stehenden Platz bis hin zum Stromanschluss.
Erfahrungen von Lohnunternehmern
Über ihre Erfahrungen mit dem Separator informierten einige Lohnunternehmer. Markus Frick aus Kisslegg etwa erklärte, dass er sich 2015 einen Separator der Firma Biogastechnik Süd angeschafft habe. Weil seiner Meinung nach „Verdünnen und Gülle ausbringen mit dem Schleppschuh nicht funktioniert“. Er habe sich für eine mobile Variante entschieden, damit er sie nicht nur bei sich, sondern auch bei Kollegen einsetzen könne. 27 € verlange er pro Stunde, wobei er den Separator zu dem Betrieb bringt, ihn aufstellt und dann laufen lasse. Die Leistung wiederum hänge von der Gülle ab, im Durchschnitt seien es aber zwischen 12 bis 35 m³ pro Stunde.
Rund 150 m³/Std. schafft dagegen der Separator der Firma Börger von Lohnunternehmer Alexander Kaeß aus Achberg. Auch er kommt mit seiner Maschine auf den Betrieb. Allerdings bleibt der Fahrer immer dabei, wobei die Einsätze bei dieser großen Maschine nach zwei bis drei Stunden beendet seien. Eine Stunde samt Anfahrt und eigenem Strom aus dem Generator kosten bei ihm 220 €.
Wie schon Markus Frick lässt auch Lohnunternehmer Reinhold Frener aus Leutkirch seinen mobilen Separator der Firma Paulmichl in der Obhut des jeweiligen Landwirts. Je nach Rohgülle leistet der zwischen 50 und 100 m³/Std. Kostenpunkt: 75 €/Std., inklusive Anfahrt. Auch Frener war der Meinung: „Wir kommen um die Technik nicht drum rum.“
"Wir wollen weg vom Kunstdünger"
Während die Separatoren der Aussteller an diesem Tag ausgeschaltet blieben, lief der von Mario Müller auf vollen Touren. Der Gastgeber des Feldtages hatte das kleinste Gerät der Firma Paulmichl erst im Juni gekauft. „Wir wollten weg vom Kunstdünger. Die Kosten sind ja jetzt noch mehr gestiegen“, begründete er die Investition. Gleichzeitig ging es dem Landwirt aus Maierhofen, der 60 Milchkühe im Stall hat, darum, eine „Alternative zu haben, die genauso viel bringt, wie Kunstdünger“.
Während er die dünne Gülle auf seinem Grünland ausbringt, streut er das Feste in die Boxen ein. Das, was übrig bleibt, lagert er zwischen, um es dann im Frühjahr auszubringen. Bisher, so versicherte er seinen Kollegen, sei er „ziemlich zufrieden“ mit dem System. Und Thomas Rummel von der Herstellerfirma betonte: „Ein Separator läuft nur so gut, wie die Gülle gerührt ist.“
Landwirt: Zu teuer, kommt für mich nicht infrage
Ein Lohnunternehmen zu engagieren, statt sich einen eigenen Separator zu kaufen, könnte für Landwirt Andreas Buhmann aus Grünenbach die Lösung sein. „Aber“, so sagt er, „es kommt auf den Preis an.“ Der Kauf eines eigenen Separators kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage. „Investieren, um der eigene Knecht zu sein, das will ich nicht“, sagt er. Sollte sich keine Lösung für ihn auftun, werde er seinen Hof aufgeben. Sein Geld verdiene er, immerhin Haupterwerbslandwirt, jetzt schon überwiegend nur noch mit der Montage von PV-Anlagen, und weniger mit der Milch, die er produziert. Das gab er offen zu.
Eine Lösung, bei der Andreas Buhmann nicht Geld geben muss, sondern welches bekommt, könnte jene alternative Methode sein dem Gülleproblem Herr zu werden, die Christoph Lingg anbot. Manfred Oswald hatte anfangs bereits erklärt, dass sein Vorstandskollege zusammen mit Clemens Maier eine innovative Lösung entwickelt habe, die letztendlich aus den Feldtagen heraus entstanden sei. „Wir sind nicht das Problem, wir sind Teil der Lösung“, hatte Oswald angekündigt. Denn mit der Gülle ihrer Berufskollegen wollen Lingg und Maier Bio-LNG, also Flüssiggas, produzieren. Dafür haben sie die REG GmbH (Regionale Energie Gewinnung) gegründet und einen ersten Produktionsstandort in Isny gefunden. „Wenn alles gut läuft wollen wir nächstes Jahr schon die Behälter füllen“, sagte Lingg, und warb um Mitglieder wie auch um Teilnehmer. Denn damit die Anlage läuft braucht es Gülle von immerhin 11 000 Kühen.