Berlin Die besten Ideen reifen in der Kneipe. Zumindest war das bei Käsemeister Oliver Stich der Fall. Der 52-jährige Käsemeister aus dem Ostallgäu hat eine ganz besondere Käsesorte patentieren lassen: den Espresso-Käse. Auf der Grünen Woche in Berlin macht sich diese ausgefallene Idee bezahlt: Immer wieder steuert Stich den Kühlraum an, um einen Käselaib mit dem tiefschwarzen Rand an die Theke zu schleppen. Die Nachfrage ist groß.
Vor zwei Jahren hat Stich den Käse entwickelt, vor einem halben Jahr patentierten lassen. Nun kommt die Grüne Woche genau recht. Mit einem großen Aufsteller wirbt der „Käsebaron“, wie ihn seine Freunde nennen, für die ungewöhnliche Sorte. Der Espresso-Käse reiht sich ein in die Liste der ungewöhnlichen Kreationen, etwas hinter Spezialitäten wie Algen-Brot und Meerretticheis, die in Berlin serviert werden.
Ausgereifte Idee aus der Espresso-Kiste
Fast vier Jahre sei der Espresso-Käse in einer Höhle ausgereift, besteche mit einem kräftigen Geschmack und brenne nicht auf der Zunge, preist Stich, den hier alle nur „den Olli“ nennen, seine Kreation an. Den Werbeaufsteller hätte sich der Allgäuer allerdings sparen können: Die Kunden kommen sowieso. „Der Geruch führt sie hierher“, sagt Stich und lacht. Gelogen ist es nicht: Nebenan bereitet Käsemeister Alfred Becker Käsespätzle zu. Der Duft ist noch mehrere Stände weiter zu riechen – und beste Werbung für die Käsemanufaktur.
Rebecca Kunde hat ihre Mittagspause genutzt, um die Käsespätzle zu probieren. In der Halle gegenüber verkauft sie Bier aus Sachsen-Anhalt. Die Käsespätzle seien ihr sofort aufgefallen, der Geruch habe dann noch das Übrige getan. „Fünf Sterne von fünf. Das sind originale Käsespätzle, wie man sie sich wünscht“, sagt sie. Olli Stich grinst – und lädt dazu ein, noch ein Stückchen vom Espresso-Käse mitzunehmen. 4,90 Euro kosten 100 Gramm von der Espresso-Sorte. Der Käse sei handgemacht und ohne Konservierungsstoffe, erklärt Stich den Kunden immer wieder.
Anstrengend sei es auf der Messe schon, sagt Stich, doch das Lob und die Gespräche seien eine willkommene Motivation. Acht Käsesorten haben die Allgäuer mitgebracht. Und das in großer Zahl. Wie viele Kilogramm Käse genau über die Theke gehen, will Stich nicht verraten, nur so viel: „Wir haben schon ein wenig was dabei.“
Allgäuer Wanderimkerei präsentiert Erzeugnisse
Das kann auch Imkermeister Rainer Krüger aus Maierhöfen (Lks. Lindau), der den Familienbetrieb in dritter Generation führt, von sich behaupten. Vor ihm stapeln sich die Honiggläser in die Höhe, dazwischen ziehen Bienenkörbe die Blicke an. Am Stand seiner Allgäuer Wanderimkerei geht es zu wie in einem Bienenstock. Krüger muss viel erklären und beraten. Doch gerade um diesen Kontakt zum Verbraucher geht es.
Mindestens zehn Mal habe er schon auf der Grünen Woche ausgestellt, sagt Krüger. Viele Stammkunden würden jedes Jahr bei ihm vorbeischauen. Rund 600 Bienenvölker hält er im Allgäu, weitere 600 in Sardinien. Bei ihm am Stand gehe es nicht nur um den Honig. „Häufig wird gefragt, wie wir produzieren oder wie das denn nun mit dem Bienensterben ist.“ Und dann wären da noch medizinische Fragen zu den Bienenprodukten. Krüger gibt auch Lehrgänge für Heilpraktiker. Das Bienenvolk gelte als Apotheke der Natur, sagt er. Für jede einzelne Frage nimmt sich der Imkermeister viel Zeit.
Die Grüne Woche ist mehr als nur eine Verkaufsveranstaltung. „Es ist auch die Chance, neue Märkte zu erschließen und Kontakte mit der Politik zu knüpfen“, sagt Krüger. Das bestätigt auch Franz Berchtold, der geschäftsführende Vorstand der Bio-Schaukäserei Wiggensbach. Er hat sich für die Messe einiges einfallen lassen. Am Stand gibt es eine Käseaktionstüte: Vier Stück Käse, insgesamt mindestens 750 Gramm, für 15 Euro. Außerdem verteilt er Messeflyer mit einem Gutscheincode für den Online-Shop. „Durch die eingelösten Codes erfahre ich, ob die Kunden der Grünen Woche auch anschließend unsere Erzeugnisse bestellt haben. Das ist ein gutes Feedback.“
Neben regionalen Käseprodukten verkauft Berchtold mit seinem Team auch die Bio-Rindfleischprodukte der Weideschuss.Bio GmbH. „Der Name ist Programm. Das erkläre ich auch den Kunden“, sagt Berchtold. „Von unserem ganzheitlichen Konzept sind alle durchweg begeistert.“
Auch Käsemeister Olli Stich hat einiges zu erzählen. Sich selbst versteht er bei der Messe als Botschafter für das Allgäu. „Wir haben nur regionale Zutaten, alles aus dem Allgäu.“ Wo das Allgäu liege, das müsse inzwischen nicht mehr erklärt werden, sagt Angelika Soyer, Vorsitzende der Anbietergemeinschaft „Mir Allgäuer“. An ihrem Stand liegen eine große Allgäu-Karte und stapelweise Broschüren auf den blauen Werbewürfeln. „Camping auf dem Bauernhof ist aktuell ein großes Thema bei den Besuchern“, erzählt sie.
Ein Blickfang ist auch der geschickt platzierte, im Hallenlicht glänzende Fendt Dieselross. „Das ist das meistfotografierte Element in der Bayernhalle“, sagt Soyer stolz und ihre Stellvertreterin Michaela Lang nickt. Für die Messe transportierte Fendt den Traktor extra nach Berlin. Es hat sich gelohnt. „Wir haben die Grüne Woche als Plattform bestens genutzt“, erklärt Soyer zufrieden. Auch Olli Stich kann schon vor dem Ende der Messe, die noch bis Sonntag geht, ein positives Fazit ziehen. Für ihn steht fest: „Nächstes Jahr bin ich wieder mit dabei!“