Als wir das Betriebsleiterehepaar Werner und Sonja Frey an ihrem Einödhof im württembergischen Landkreis Biberach besuchen, ist Werner gerade mit dem Füttern fertig. Alle Kühe stehen im Fressgitter und „hauen“ sich genüsslich den Pansen voll. „Seit einigen Jahren bieten wir eine Voll-TMR an und sind davon sehr überzeugt. Seitdem ist viel mehr Ruhe im Stall als vorher mit der Futterstation“, erklärt Werner. Die Ration fühlt sich feucht an. „Wir geben pro Kuh derzeit neun Liter Wasser dazu und versuchen, auf maximal 38 Prozent Trockensubstanz zu kommen. Eine Voll-TMR darf nicht trocken sein, sonst selektieren die Kühe zu stark“, erklärt der Züchter. Ganz wichtig ist hier eine gute Futterhygiene: Ist viel Schmutz im Futter, nehmen ihn die Kühe bei einer feuchten TMR unweigerlich mit auf, und das kann sie bei hohem Mäusebesatz oder einem rohaschereichen letzten Schnitt belasten.
Voll arrondierte Flächen am Betrieb

Frey bewirtschaftet 57 ha Fläche, alles voll arrondiert um den Betrieb. „Früher war der Hof ein Klosterbetrieb“, erklärt Werner die gute Flächensituation. 43 ha sind Grünland und 14 ha Acker, alles Silomais. Da er mehr als 75 % Grünland hat, ist der Betrieb vom so genannten Greening befreit, bei dem mindestens 5 % des Ackerlandes als ökologische Vorrangfläche ausgewiesen werden müssen. Anstatt eine Fruchtfolge im Acker zu machen, bricht Frey regelmäßig Grünland um und sät dafür an anderer Stelle wieder Ackerland ein, macht es also zu Grünland. Nur 7 ha Betriebsfläche sind natürliches Dauergrünland, alle anderen Flächen waren schon einmal Ackerland. Durch das Umbrechen hat er kaum Gemeine Rispe und einen sehr hochwertigen Grasbestand. Auch der Mäusedruck ist niedrig. „In den fünf Grünlandschnitten in diesem Jahr hatten wir durchschnittlich 6,5 MJ NEL und 172 g/kg Rohprotein“, sagt er.
Die Ampferbekämpfung lässt er bei Bedarf überbetrieblich mit einem Rumbo Jet 880-Gerät durchführen, bei dem der Ampfer mittels Bildanalyse erkannt und selektiv mit Harmony besprüht wird. Das funktioniert gut und spart enorm Arbeitszeit.
Versuch: Silomais verkauft anstatt verfüttert
Obwohl Frey auf 14 ha Silomais anbaut, hat er von Ende September bis Mitte Dezember auf Maissilage in der Ration verzichtet.Der Grund für diesen „Fütterungsversuch“: Der Betrieb verfügt über reichlich Grundfutter und Silomais lässt sich besser und einfacher verkaufen als Grassilage. Freys Fazit: „Es geht auch ohne Mais, aber die Ration ist schneller und der Kot dünner. Einfacher ist die Fütterung mit Silomais!“ Seit 10. Dezember ist wieder Silomais in der Ration.
Die Arbeitseffektivität stets im Blick
Werner bewirtschaftet den 70-Kuhbetrieb gemeinsam mit seiner Frau Sonja. Um gut über die Runden zu kommen, achten sie auf eine effektive Arbeitswirtschaft. Alle Wiesen werden fünfmal jährlich siliert und das Futter wird vom Lohnunternehmer gehäckselt.
Stroh für die trockenstehenden Kühe
Freys waren schon immer offen für Veränderungen und sind bemüht, Dinge gut und trotzdem einfach zu machen. Vor gut einem halben Jahr stellten sie die Trockensteherfütterung um: Früher bekamen die Trockensteher eine mit Stroh verdünnte Kuhration. Seit März erhalten sie nur Stroh guter Qualität sowie täglich 6 kg eines speziellen Trockensteher-Kraftfutters und Mineralfutter. Kurz vor der Kalbung werden sie dann auf die Laktierenden-Ration umgestellt.
„Wir haben weniger Probleme mit Milchfieber und die Kühe fressen nach dem Kalben sehr gut“, erklärt Werner. Vor allem der Kali-Überschuss in der grassilagereichen Ration bei den Trockenstehern war früher nicht optimal. Jetzt seien die Frischlaktierenden fitter und setzen mit weniger Milch ein als früher, steigern sich dann aber gut. „Es ist viel entspannter“, fasst es der Landwirt zusammen.
Mit zwei KB-Stieren zum Züchter des Jahres
Zum vierten Mal wurde in diesem Jahr in Baden-Württemberg die Auszeichnung für den Züchter des Jahres vergeben. Nach den Betrieben Jürgen Held, Andreas Hörmann und Michael Schmaus platzierte sich dieses Mal Werner Frey mit 115,5 Punkten auf Platz eins. Die Besamungsstiere Albany und Douglas brachten zusammen 30 Punkte, drei Rinder-ETs 15 Punkte und die Kühe und Rinder im Zuchtprogramm 41 Punkte. Die Dauerleistungskühe trugen mit 7,5 Punkten zum Erfolg bei. Ohne Punkte ist das Schaukonto. Zum einen fielen in den vergangenen zwei Jahren fast alle Schauen aus, zum anderen beteiligt sich Frey hier nicht sonderlich stark.
Hebron-Tochter Inka vererbt enorm viel Milch
Zu den Leistungsgranaten im Betrieb gehört Inka (Hebron × Huxoy × Husir), aus der zwei Söhne im KB-Einsatz sind. Sie ist eine mittelrahmige Kuh mit ø 4/3 11 429 4,28 3,70. Diese Leistungsbereitschaft hat sie an ihre Söhne Albany (GZW 143, + 1325 kg Milch) und Piaggio (GZW 143, + 1270 kg Milch) weitergegeben. Beide Stiere lassen mittelrahmige Kühe mit mehr Eutervolumen und einer enormen Leistungsbereitschaft erwarten, so, wie es auch Inka verkörpert. „Von Albany haben wir selbst schon drei Kuhkälber, die mit durchschnittlich GZW 135 typisiert sind“, erklärt Werner. Dass er alle Kuhkälber typisieren lässt, ist Standard.
Mehrere Embryotransfers bei Piccards Mutter

Derzeit wird eine andere Kuh über Embryotransfer genutzt: Nach der Herdenauflösung des Zuchtbetriebes Gebhard Heim, Tettnang, kam Huvi-Tochter Heike, die Mutter des Genomstieres Piccard, zu Werner Frey. Sie wurde bisher dreimal sehr erfolgreich gespült. Die ersten neun Kälber aus diesen Spülungen sind geboren und bei Frey gibt es weitere 22 ET-Trächtigkeiten von ihr.
Genomische Stiere aus dem heimischen Zuchtprogramm
Bei Besamungen setzt der Landwirt seit Beginn an fast nur auf genomische Stiere, die meisten aus dem heimischen Zuchtprogramm. „Wir streuen bei den genomischen Stieren viel mehr als früher, als wir noch töchtergeprüfte Stiere eingesetzt hatten“, erklärt Werner. Deshalb tauchen auch einzelne Stiere nicht mehr so häufig auf wie früher, als zum Beispiel Pronto die Zucht in Baden-Württemberg und auch im Betrieb Frey stark prägte. Alle Stiere, von denen es heute zwei oder mehr Rinder oder Trächtigkeiten gibt, sind noch genomisch. Mit dabei natürlich Inkas Söhne Piaggio und Albany.