
Eigentlich wollte das Schwaben-Team des Netzwerks „Land schafft Verbindung“ (LsV) den Abgeordneten der Region Gelegenheit bieten, die Landwirtschaft durch das Jahr zu begleiten. „Mit unseren Aktionstagen wollten wir über die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern und die Zusammenhänge, die dahinter stehen, informieren“, erklärt Josephine Glogger-Hönle, Pressesprecherin des Schwaben- Teams. Politiker und Nicht-Landwirte sollten dabei an die Hand genommen werden. Wegen Corona konnten die Aktionen aber nicht wie geplant durchgeführt werden.
Die Entscheidungen in Brüssel, Berlin und München sind zunehmend praxisfremd. Dem wollten Josephine Glogger-Hönle, und ihr Vater Anton – er ist Neben- erwerbslandwirt in Attenhofen und Berater beim Erzeugerring für Pflanzenbau Südbayern mit Fakten entgegentreten. Die Argumentationsketten können aber auch anderen Landwirten helfen, im Dialog mit der Politik und den Verbrauchern Verständnis zu wecken. Dazu hier ein paar Beispiele.
Als Wintergetreide wird Winterweizen bereits im Herbst vor dem Erntejahr ausgesät. Dadurch hat er eine längere Vegetationszeit, die wiederum für höhere Erträge sorgt. Winterweizen ist wie der Roggen ein Brotgetreide, während Wintergerste und Triticale als Futter für das Nutzvieh angebaut werden.
Viel Unwissen bei den Anbauverfahren

Viel Unwissen besteht auch im Zusammenhang mit den Anbauverfahren. Jedes Anbauverfahren hat seine Vor- und Nachteile, so Glogger-Hönle. Werde der Pflug zur Saatbettbereitung eingesetzt, lassen sich mit ihm das Unkraut und die Mäusepopulation auf den Feldern intensiv bekämpfen. Der Pflug könne notwendig sein, um Unkrautprobleme zu lösen. Weitere Vorteile der Pflugtechnik liegen auf der Hand: ein sauberes Saatbett und lediglich eine Bearbeitungsmaßnahme. Allerdings greifen der Pflug wie auch Hacke oder Striegel in die Bodenstruktur ein. Wie sehr, das vermag Glogger-Hönle nicht zu sagen, nachdem die Auswirkungen der mechanischen Bodeneingriffe wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht seien.
Als weitere Verfahren der Bodenbearbeitung kommen die Mulchsaat und die Direktsaat infrage, bei denen jeweils nur der Oberboden beansprucht wird. Die beiden Verfahren fördern das Bodenleben und tragen zum Erosionsschutz bei. Aber auch die Mulch- und Direktsaat haben einen Nachteil: Das Unkraut kann zum Problem werden, der Befall der Kulturen durch Schädlinge wie Mäuse und Schnecken nimmt zu.
Je nach Verfahren gibt es Vor- und Nachteile
Erträge und Pflanzenschutz gemeinsam betrachten
Im Frühjahr wird der Mais dort gesät, wo im Winter die Zwischenfrüchte standen. Durch die Mulchsaat kommt es zwar zu einer lückenlosen Bodenbedeckung. „Aber wie soll der Landwirt diese Flächen sauber halten?“, fragt Glogger-Hönle. „Kann ihm das ohne Glyphosat und andere Pflanzenschutzmittel gelingen?“ Bei aller Diskussion um den Pflanzenschutz vergessen viele Politiker und Verbraucher offenbar, dass es gar nicht so einfach ist, die für die Ernährungssicherheit benötigten Erträge auch ohne chemische Pflanzenschutzmittel zu gewährleisten.
Auch Grünland braucht Pflege
Nicht einmal das Grünland ist ein Selbstläufer in der Landwirtschaft, wie der Großteil der Bevölkerung denken mag. Zwar kommen auch im Grünland das gefürchtete, weil giftige Jakobskreuzkraut und andere Unkräuter auf, aber der Pflanzenschutz spielt dennoch eine untergeordnete Rolle. Meist bekämpft der Landwirt auf seinen Grünflächen nur Einzelpflanzen. Glogger-Hönle weist darauf hin, dass sich Grünland vom Menschen nur über den Magen von Wiederkäuern nutzen lässt. Sie wandeln das Gras in Milch um und erzeugen damit ein hochwertiges Lebensmittel.
Brotgetreide muss Qualitätsanforderungen erfüllen
Für das Brotgetreide verlangen die Mühlen und Verarbeiter eine bestimmte Qualität, die wiederum eine bestimmte Düngung verlangt. Diese gestaltet sich für die Bauern jedoch immer schwieriger. Der bedarfsgerechten Düngung stehen oft genug die Sperrfristen im Weg. So lässt der Herbst dem Landwirt manchmal wenig Zeit zum überlegten Düngen.
Abhängigkeiten
Das Schwaben-Team des LsV fordert die Politiker auf, die Coronakrise zum Anlass für ein Weiterdenken zu nehmen. Hier zeige sich jetzt, dass die Abhängigkeit von Importen zu Problemen führen kann. Geschehen müsse auch etwas im Bereich der erneuerbaren Energien. Nach 20 Jahren läuft für zahlreiche Biogasanlagen die staatliche Förderung aus. „Viele Betreiber hören auf, weil es für sie nicht mehr rentabel ist, für wenig Geld nur Strom zu erzeugen“, bedauert Anton Glogger-Hönle. Oft mache sich die Bevölkerung ein falsches Bild von den Biogaserzeugern. Diese bauen nämlich nicht nur Mais, sondern auch viele andere Kulturen an, darunter Zweitfrüchte wie Roggen oder Triticale, wodurch der Boden das ganze Jahr über begrünt und vor Erosion geschützt ist. Der Abschied vom Mais, so Glogger-Hönle, würde zu einer Marktverzerrung führen.