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Hackschnitzel

Bislang eher weniger attraktiv

Max Riesberg
Max Riesberg
am Freitag, 03.04.2020 - 09:19

Hackschnitzel könnten im Zuge von CO2-Abgaben wieder interessant werden.

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Bissingen/Lks. Dillingen - Bisher waren Hackschnitzel aufgrund der preisgünstigen fossilen Konkurrenzbrennstoffe wenig attraktiv. Das könnte sich jedoch in den kommenden Jahren ändern, wenn die fossilen Energieträger mit steigenden Kohlendioxidabgaben belastet werden. Auch die hohen Investitionskosten für eine Hackschnitzelheizung verlieren ihren Schrecken, nachdem die Bundesregierung die Förderung erheblich verbessert hat. Auf einer Info-Veranstaltung des AELF Nördlingen erfuhren an der Hackschnitzeltechnik interessierte Landwirte, was bei einer Investition zu beachten ist.

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Als Leiter des Fachzentrums Diversifizierung und Strukturentwicklung eröffnete Erhard Würth die außergewöhnlich stark besuchte Veranstaltung in Bissingen. Die aktuellen und künftigen Rahmenbedingungen machten die Investition in eine Hackschnitzelheizung lukrativ, betonte Würth. Dabei gelte es aber auch die Qualität der Hackschnitzel im Auge zu behalten. „Die billigsten Hackschnitzel sind nämlich am Ende oft die teuersten“, sagte Würth.

Auf die Qualität achten

Das sah Klaus Reisinger vom Technologie- und Förderzentrum Straubing nicht anders. Der Leiter der Abteilung Wissenstransfer machte anhand des Prozessablaufs der Hackschnitzelgewinnung deutlich, wie gute oder geringe Qualitäten entstehen. Fallstricke können schon bei der Holzernte oder im Sägewerk lauern, beim Hacken, Trocknen und vor allem bei der Lagerung. Und schließlich verlangen die verschiedenen Heizanlagen oft auch verschiedene Hackschnitzelqualitäten. So darf sich der Wassergehalt bei A1-Hackschnitzeln höchstens auf 25 %, bei der A2-Ware auf höchstens auf 35 % belaufen, der Aschegehalt bei A1 auf maximal 1 % und bei A2 auf maximal 1,5 %. Ebenso gibt die Produktnorm Mindestwerte für den Heizwert vor, dazu die Schüttdichte und die Partikelgrößeklasse. Für die B-Hackschnitzel, unter denen sich auch gebrauchtes Holz befinden darf, gelten wiederum Grenzwerte für bestimmte Stoffe wie Schwermetalle. Allgemein sollten Hackschnitzel möglichst viel Holz und möglichst wenig Grünware, Rinde, Humus oder Schmutz enthalten.

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Je sorgfältiger vor oder nach dem Hacken alle nichtholzigen Bestandteile aussortiert werden, desto geringer ist der Aschegehalt der Hackschnitzel. Bei der Begutachtung der Ware sollte der Käufer auf Feuchtigkeit und Schimmel achten. Für die Ermittlung des Wassergehalts stehen entsprechende Schnellmessgeräte zur Verfügung. Wichtig ist ein sauberes Qualitätsmanagement über die gesamte Prozesskette von der Ernte bis zur Lagerung hinweg. So kann schon bei der Holzernte eine Qualitätsminderung der späteren Hackschnitzel auftreten, wenn sie auf nassem Boden erfolgt und das Holz deshalb vermehrt Anhaftungen aufweist.

Auch bei der Lagerung finden ständig Prozesse durch Bakterien und Plize statt, die zu einem Trockenmasseverlust, zu Qualitätsänderungen, zur Bildung von Sickerwasser und Staub, im schlimmsten Fall zu Bränden führen können. Vor allem in Mieten mit Waldrestholz besteht bei zu hoher Verdichtung eine Brandgefahr durch Selbstentzündung. Hackschnitzel aus Waldrestholz erleiden bei der Lagerung einen stärkeren Trockenmasseverlust als Hackschnitzel aus Energierundholz.

Heizanlage korrekt auf die Brennstoffqualitäten einstellen

Schließlich gilt es auch noch, die Heizanlage korrekt auf die Brennstoffqualitäten einzustellen. Ansonsten kann es schnell zu ehöhten Emissionen, beispielsweise von Staub und Kohlenmonoxid, oder durch Säure zur Korrosion an Bestandteilen der Anlage kommen. „Der Heizkessel und der Brennstoff müssen aufeinander abgestimmt werden“, betonte Reisinger. Doch selbst beim Einsatz qualitativ hochwertigen Brennstoffs empfahl er den Einbau eines Staubabscheiders. Mit Skepsis betrachtet Reisinger die Gewinnung von Hackschnitzeln aus dem Holz von Kurzumtriebsplantagen. „Aufgrund ihrer erhöhten Emissionen sind diese generell als schwieriger Brennstoff einzuordnen.“ In Versuchen habe sich gezeigt, dass das Plantagenholz qualitativ noch schlechter abschneidet als Waldrestholz. Es benötigt einen größeren Lagerraum, sein Feuchte- und Aschegehalt ist höher.

Mit der Wirtschaftlichkeit einer Hackschnitzelheizung befasste sich Hannes Geitner, Fachberater für Landtechnik und erneuerbare Energien am AELF Nördlingen. Die Preise für Erdgas, Pellets und Hackschnitzel seien in den vergangenen zehn Jahren nahezu stabil geblieben, während der Ölpreis stärker schwankte. Allerdings bewegte sich der Hackschnitzelpreis dabei auf einem extrem niedrigen Niveau. So werden für Fichtenrestholz pro Kubikmeter nur 0 bis 3,5 € und für Buchenrestholz nur 2 bis 5 € ab Waldstraße bezahlt. „Es ist viel Material auf dem Markt, das hält die Preise am Boden“, erklärte Geitner. Aktuell belaufen sich die Kosten für Hackschnitzel auf 2 ct, von Erdgas auf 6 bis 6,4 ct und für Heizöl auf 6,5 ct pro Kilowattstunde. Neben dem geringen Preis haben Hackschnitzel jedoch weitere Vorteile: Sie werden regional erzeugt und sind erneuerbar. Das kompensiere die höheren Investitionskosten.

Staatliche Zuschüsse möglich

Außerdem fördert Vater Staat den Einbau von klimafreundlichen Hackschnitzelheizungen mit einem Zuschuss von satten 35 bis 45 %. Zu 45% gefördert werden können die Anschaffungskosten für den Heizkessel, die Kosten für die Installation und Inbetriebnahme der Anlage sowie alle erforderlichen Umfeldmaßnahmen, beispielsweise für die Lagerung, den Schornstein oder die Demontage der bisherigen Heizanlage. Auch ein Wärmenetz ist förderfähig, wenn die angeschlossenen Gebäude auf dem eigenen Grund liegen und vom Grundeigentümer oder von Familienangehörigen bewohnt werden. Beim Austausch einer fossilen Heizanlage gegen eine Hackschnitzelheizung gibt es noch einen Zuschuss von 2340 € für den Hausanschluss und von 78 € für den laufenden Meter Wärmenetz obendrauf.

Eine Hackschnitzelheizung attraktiv macht auch die Kohlendioxidabgabe für fossile Brennstoffe, die bis zum Jahr 2026 auf 55 bis 65 €/t emitiertes Kohlendioxid steigen wird. Da wundert es nicht, dass sich mit all diesen Maßnahmen die Wirtschaftlichkeit einer Hackschnitzelanlage deutlich erhöht. So ergibt sich bei einer 40 kW-Anlage mitsamt Föderung eine Investition von nurmehr rund 15 000 €. Dazu gesellen sich noch Wartungskosten von rund 180 € pro Jahr.

Erfahrungen eines Praktikers

Abschließend berichtete Karl Kißlinger aus Lehmingen über seine Erfahrungen mit seiner eigenen Hackschnitzelanlage samt kleinem Wärmenetz. Die Heizung hat er auf dem ehemaligen elterlichen Betrieb installiert. Über das Netz werden sein Wohnhaus, mehrere Nachbarhäuser, das Bürgerhaus und ein Gewerbebetrieb mit Wärme versorgt. Eingerichtet wurden die Heizanlage und das Wärmenetz vor zehn Jahren. Anlass war die Frage, wie sich die Wertschöpfung aus den eigenen zwei Hektar Wald erhöhen lässt. Da kam dann bald der Austausch der bisherigen Öl- durch eine Hackschnitzelheizung ins Spiel.

Heute verkauft Kißlinger jährlich 156 000 kWh Wärme aus seiner 150 kW-Anlage. Damit nimmt er mehr als 10 700 € ein. Zieht man davon die Kosten von 5100 € für die Hackschnitzel und 1500 € sonstige Kosten ab, bliebt ihm ein Überschuss von 4100 €. Um Verluste und Feuchtigkeit zu vermeiden, achtet Kißlinger auf eine sorgfältige Lagerung der Hackschnitzel. Ein Problem muss er dabei jedoch in Kauf nehmen: Je besser die Schnitzel getrocknet sind, desto mehr kommt es zur Staubbildung. „Meine Wärmeabnehmer sind zufrieden“, versicherte Kißlinger und gab den Landwirten einen Tipp: „Überlegen Sie, ob eine Hackschnitzelheizung mit Wärmenetz nicht auch eine gute Altersvorsorge sein könnte.“

In Versuchen hat sich gezeigt, dass das Plantagenholz qualitativ noch schlechter abschneidet als Waldrestholz.