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Dorfleben

Altbau sanieren, Dorfkern beleben

Bescheidübergabe mit (v. l.) Bürgermeister Christian Weber, Tobias, Jonas und Sonja Schön, Erich Herreiner, Leader-Koordinator am AELF Nördlingen-Wertingen, AELF-Leiter Dr. Reinhard Bader, und Leo Schrell, 1. Vorsitzender Donautal-Aktiv e.V. und LAG Schwäbisches Donautal e.V.
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Redaktion Wochenblatt
am Donnerstag, 23.03.2023 - 08:11

Familie Schön aus Lutzingen belebt einen leer stehendes landwirtschaftliches Anwesen im Dorfkern.

Lutzingen/Lks. Dillingen - Familie Schön aus Lutzingen hat sich einiges vorgenommen. Ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen im Ortskern wird umgebaut und mit einem Mix an funktionalen Neuerungen ausgestattet. Dabei werden sie durch das EU-Förderprogramm Leader unterstützt. „Mit unserem Leitsatz‚ Neues ist nicht möglich ohne viel Altes. Zukunft braucht Herkunft‘ versuchen wir hier, in unserer Heimatgemeinde vorhandene Potenziale zu nutzen und mit neuem Leben zu füllen“, sagte Tobias Schön bei der Vorstellung seines Projektes.

In der Ortsmitte von Lutzingen wird damit ein leer stehendes landwirtschaftliches Anwesen eine neue Identität erhalten. Auf dem Gelände des Bauernhofes beabsichtigt die Familie eine Sanierung sowie einen Anbau.

Dadurch sollen drei Wohnungen, ein Aufenthaltsraum, eine Gesundheitsberatungspraxis, ein Hofladen und eine Kräutergartenanlage entstehen. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten werden auf dem Grundstück noch zusätzlich zwei „Wohlfühlhäusle“ errichtet. Beide bieten Platz für zwei bis drei Personen und verfügen über Infrarotheizung, Küche, Nasszelle mit Dusche, WC, Waschbecken und Terrasse.

Zusätzlich wird ein Mehrzweckraum eingerichtet, der sowohl von den Gästen genutzt als auch gebucht werden kann und als Dorftreffpunkt offensteht. Im Verkaufsladen werden regionale Produkte angeboten. Waren des alltäglichen Bedarfs, Wellnessprodukte aus der Natur und Geschenkartikel.

Naturmaterialien und Mondphasenholz

Für den Bau werden Naturmaterialien und Mondphasenholz verwendet, aber auch alte Materialien, die bei der Sanierung anfallen. Wer das Raumklima von Massivholz testen und probewohnen möchte, ist im Naturhof genau richtig. In der Gesundheitspraxis wird die ausgebildete Gesundheitsberaterin Sonja Schön Wellnessbehandlungen und Kurse für die Gesundheitserhaltung anbieten. Mit Energie versorgt wird das Gebäude mit einer klimaneutralen Hackschnitzelheizung und Strom aus einer Photovoltaik-Anlage. Zusätzlich werden Ladestationen für Elektro-Autos und -Fahrräder installiert.

Bürgermeister Christian Weber freut besonders das gelungene, nachhaltige und zukunftsorientierte Konzept. Er betont, dass nur im Schulterschluss zwischen Gemeinde, Eigentümer und Bürgerschaft aktive Nachverdichtung und Ortsentwicklung gelingen kann. Die Schaffung von barrierefreiem und attraktivem Mietwohnraum sei dabei ein wesentlicher Baustein in der Daseinsvorsorge ländlicher Gemeinden.

Für Dr. Reinhard Bader vom AELF Wertingen-Nördlingen zeigt das Projekt zum einen deutlich den Wandel in den Dörfern hinsichtlich zukunftsfähiger Landwirtschaft und den damit verbundenen Standortansprüchen einschließlich der Notwendigkeit des Flächensparens. Zum anderen werde die Verantwortung der Gemeinden deutlich, die Ortskerne lebenswert zu halten.

Weitere Eigentümer motivieren

„Mit guten Beispielen und innovativen Ideen für leer stehende landwirtschaftliche Anwesen wollen wir auch weitere Eigentümer motivieren, Potenziale innerorts weiterzuentwickeln und somit den Ortskern lebendig zu halten“, sagt Leo Schrell, Vorsitzender von Donautal-Aktiv. Mit dem Netzwerk „Leben und Wohnen auf dem Land“, an dem sich auch die Gemeinde Lutzingen beteiligt, versuche das Team Regionalentwicklung von Donautal-Aktiv seit Ende 2021 gemeinsam mit 16 Kommunen, das Thema Innenentwicklung in ländlichen Gemeinden voranzubringen.

„Mit dem Leader-Projekt ‚Begegnung und Erholung auf dem Naturhof Schön‘ unterstützen die EU und der Freistaat Bayern eine private Initiative, die die Entwicklung des ländlichen Raumes stärkt, mit Beispielcharakter vorangeht und damit Nachahmer generieren soll“, rechtfertigt Leader-Koordinator Erich Herreiner die Förderung in Höhe von 200 000 €.

Team Regionalentwicklung bei Donautal-Aktiv

Das Team Regionalentwicklung bei Donautal-Aktiv hat 2014 in einem aufwendigen Beteiligungsprozess mit zahlreichen Workshops die Entwicklungsziele für den Förderzeitraum bis 2022 festgelegt. Unter anderem wurde ein Workshop „Daseinsvorsorge – Wir gemeinsam können etwas bewegen“ durchgeführt. Das Thema Innenentwicklung findet sich im Entwicklungsziel 1 der lokalen Entwicklungsstrategie „Gut und gerne leben in zentraler Lage zwischen den Metropolen – ein Leben lang“ wieder.

Dieses Projekt befördert das Entwicklungsziel 1 „Gut und gerne leben in zentraler Lage zwischen den Metropolen – ein Leben lang“ und diene als Modellprojekt für die Wiederbelegung ehemaliger landwirtschaftlicher Anwesen. Durch die Kombination von Wohnen, Arbeiten, Treffpunkt, Versorgungsstation, Gesundheitspraxis und Angebot für Touristen trage das Projekt zur Förderung von attraktivem Leben und Wohnen auf dem Land bei und schafft einen Impuls, weitere Projektträger zu privaten Investitionen in diesem Bereich zu motivieren.

Durch das innovative Übernachtungsangebot im Tinyhouse-Stil inkl. Dienstleistungsangebot (Café und Einkaufsmöglichkeiten) befördert das Projekt auch das Entwicklungsziel 2 „Flusslandschaften, Seen, Auen und Moore mit Naherholung und Tourismus in Wert setzen – aber in Naturqualität“.

Und ebenso befördert das Projekt mit seiner einkommensorientierten Ausrichtung auch das Entwicklungsziel 3 „Mit ländlicher Wirtschaft, Klima- und Naturschutz neue Wege beschreiten – auch gemeinsam“: Das Projekt trägt zur Stärkung des Dienstleistungssektors in einer ländlichen Kommune bei, stellt eine unternehmerische Tätigkeit dar und die Betreiberfamilie sichert und schafft als Arbeitgeber vor Ort Arbeitsplätze auf dem Land.

Hintergrundinformationen zum Projekt

  • Projektträger: Tobias Schön aus Lutzingen

  • Geplante Projektkosten: 1 005 000 €

  • Erwartete LEADER-Förderung: 200 000 € (50% EU / 50% Freistaat Bayern)

  • Umsetzungszeitraum: bis 31.12.2024