Klartext in Sachen Wolf: Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Problematik geht, die vom großen grauen Beutegreifer mittlerweile immer stärker auch in Ostbayern zum Tragen kommt. Bei einem Besuch des Traditionsvolksfestes „Gerner Dult“ in Eggenfelden im Kreis Rottal-Inn sprach er mit dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt über die Wut, die sich nicht nur bei Landwirten in der Region, sondern auch bei ihm als Politiker breit macht. „Letztendlich können wir es uns doch gar nicht mehr leisten, mit der Entnahme von problematischen Wölfen noch länger zu warten“, unterstrich der Minister und verweist auf einen Fall im Kreis Feyung-Grafenau , bei dem erst vor kurzem wieder mehrere Schafe von einem Wolf gerissen wurden.
Hubert Aiwanger machte im Gespräch klar, dass er selbstverständlich ein starker Befürworter des Artenschutzes sei: „Natürlich trete ich hier nicht an, um alle Wölfe auszurotten, das ist ganz sicher nicht mein Ziel. Aber wenn ich immer wieder höre, dass es Ideologen gibt, die keinerlei Problem damit haben, das Leben eines Wolfes über das eines Menschen zu stellen, dann habe ich dafür überhaupt kein Verständnis“, hält er fest und er warnt davor, aus der Diskussion über den Wolf „völlig auf den gesunden Menschenverstand zu verzichten“, wie er im Gespräch betont.
Aiwanger: Gefährliche Diskussion über Wolf
„Ich frage mich dann schon oft, was in den Köpfen der Menschen vorgeht, die so tun, als sei ein Wolf ein putziges Tier, der keiner Fliege etwas zu Leide tut“, meint Aiwanger. Noch gefährlicher sei die Art und Weise, mit der mittlerweile die Diskussion über den Wolf geführt wird: „Es gibt Meldungen aus Niedersachsen, in denen berichtet wird, dass mittlerweile nicht nur Ansitze angesägt werden, das kennen wir ja schon seit Jahren, dass auf diese Art und Weise gerne der Hass auf Jäger und Jagd zum Ausdruck gebracht wird. Nein, es werden offenbar jetzt unter den Ansitzen schon Bretter versteckt, aus denen Nägel herauskommen, damit sich der Jäger, der hinaufsteigen will, nicht nur die Knochen brechen kann, sondern sich an den Nägeln schwer verletzt“, betont der Minister und fügt hinzu: „Ich werde mir jetzt alle Informationen zu diesen Fällen kommen lassen, weil ich es mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass selbst ernannte Tierschützer und Jagdverhinderer mit so kriminellen Methoden arbeiten – das wäre schwer kriminell, hier muss die Justiz eingreifen.“
„Bestürzt“ sei er, so der Minister, von der Entscheidung eines italienischen Gerichtes, mit der verhindert wurde, dass ein Bär, der mittlerweile einen Menschen getötet und mehrere schwer verletzt hat, nicht getötet werden darf, obwohl sich das große Tier sehr nah an Wohnhäusern bewegt hat. „Ich bin mir aber leider gar nicht so sicher, ob eine derartige Entscheidung nicht auch in Deutschland so getroffen werden würde.“
Auf die Frage, wann es denn möglicherweise eine politische Lösung der Fragen rund um die Entnahme von Wölfen geben könne, konnte sich der Minister einen kräftigen Seitenhieb gegen die Berliner Politik nicht verkneifen: „Es müsste dringend und deutlich auf deutscher und europäischer Ebene eingegriffen werden, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass hier speziell die Vertreter der Grünen es sich nicht zu sehr mit den Stammwählern vermiesen möchten. Aber die Grünen sind ja sehr stark in den Städten und weniger im ländlichen Raum vertreten - sie werden also die Wolfsproblematik nur sehr selten aus nächster Näher erleben und einen zerbissenen und zerfetzten Schafskadaver sieht man in der Stadt wohl zu selten, um das Leid der zerfleischten nachfühlen zu können“.
Wolf: Aiwanger fordert pragmatische Lösungen
Aiwanger fordert deshalb pragmatische Lösungen: „Es gibt Modelle, mit denen wir nachrechnen können, wie viele Wölfe unser Land verträgt. Aber es sollte uns zu denken geben, dass es in Deutschland derzeit offiziell rund 2000 Wölfe gibt, in Schweden, Finnland und Frankreich zusammen sind es 1000 Wölfe, in Niedersachsen leben mit 600 Wölfen mehr als in ganz Schweden - da passt doch etwas nicht zusammen“, meint Aiwanger im Gespräch.
Und er sieht sehr gefährliche mögliche Auswirkungen einer zunehmenden Zahl der Beutegreifer: „Es geht ja nicht nur um die Weidehaltung als solche, die massiv in Gefahr ist. Darüber hinaus geht es ja um die Auswirkungen des Rückgangs der Tiere auf den Almen - es steigt die Gefahr von Erdrutschen und anderen Umweltschäden, wenn keine Tiere mehr auf den Almen sind. Es wird auch der Tourismus in Bayern leiden, denn nur wenige Wanderer werden Lust haben, auf ihrem Weg einem Wolf zu begegnen“.
Für den Wolf brauche es Wolfsmanagement, aber in dem muss es um Fakten, nicht um Ideologie gehen – aber derzeit sehe ich da keine große Chancen in Berlin“, so Aiwanger. Doch für ihn steht auch fest: „Es muss jetzt gehandelt werden, wir dürfen uns hier nicht auf den Kopf scheißen lassen von Menschen, die keine Ahnung, aber offenbar viel zu sagen haben!“