Lehen/Lks. Regensburg Bayerns schönster Stier beäugt das Treiben auf dem Hof der Familie Auburger in Lehen (Gem. Bernhardswald) skeptisch. Denn dort beobachtet Betriebsleiter Markus Auburger gemeinsam mit Markus Dirschl und Matthias Schneider vom AELF Regensburg-Schwandorf die derzeit 18 Highland-Rinder dabei, wie sie bei Schnee und Minustemperaturen auf der Weide grasen. Denn das ist eines der hervorstechenden Merkmale dieser eindrucksvollen Tiere: Sie kommen hervorragend mit der Kälte zurecht, sie schätzen niedrige Temperaturen mehr als sommerliche Wärme.
Minus 7 bis Plus 13 Grad: Wohlfühltemperatur der Highland-Rinder
„Kracken“ (man spricht den Namen „Kräckn“ aus) heißt der Stier, der bei der 6. Bayerischen Landestierschau der Fleischrinder zum „Mr. Bayern“ gekürt worden ist. Er verbringt zusammen mit seinen „Damen“ das ganze Jahr im Freien. Ob sich die Tiere der Herde unter Dach in ihrem trockenen und windgeschützten Liegeplatz aufhalten oder auf der Weide ihre Runden ziehen, entscheiden sie selbst. „Meist gefällt es ihnen draußen besser“, sagt Markus Aunburger. Er weiß: „Die Wohlfühltemperatur der Highland Cattle liegt zwischen minus 7 und plus 13 Grad Celsius“, erklärt der Landwirt.
Im Nordwesten Schottlands, wo die Rasse ursprünglich herkommt, haben sich die Tiere den extremen Lebensbedingungen mit viel Regen und heftigen Stürmen mit langen nassen und harten Wintern angepasst.
Mutterkuhhaltung als gute Haltungsform
Ihr langes Oberhaar und das üppige Unterhaar schützen den Körper. „Die nassen Tropfen perlen daran ab wie von einer Wachsjacke“, so Auburger. Die Highland Cattle hatten es ihm schon immer angetan. „Die haben mir schon als Kind gefallen“, schwärmt er. Als er den väterlichen Betrieb übernahm, war für ihn klar: Er möchte Mutterkuhhaltung mit dieser Rasse betreiben.
Mutterkuhhaltung betrachtet der Züchter als eine besonders natürliche Haltungsform, die der Fleischerzeugung dient. „Je nach Betrieb bleiben die Kälber im Durchschnitt neun Monate bei der Kuh auf der Weide“, erklärt Markus Dirschl vom AELF Regensburg-Schwandorf.
In der Oberpfalz gibt es derzeit etwa 1000 Betriebe mit rund 10 000 Mutterkühen. Im Vergleich zur herkömmlichen Milchviehhaltung müssen Landwirte deutlich weniger Zeit aufwenden, so dass sie nebenbei auch noch zur Arbeit gehen und etwas hinzuverdienen können. „Mit der Mutterkuhhaltung fördern die Halter den Erhalt dieser besonderen Rasse und tragen dazu bei, die heimische Kulturlandschaft zu pflegen, sind sich Halter und Berater vom Amt einig.
AELF hilft Kuhhaltern bei der Vermarktung
Die größte Herausforderung für Mutterkuhhalter ist es allerdings, ihre Produkte an den Verbraucher zu bringen. „Landwirte, die auf diese Haltungsform umsteigen, müssen ihre eigene Vermarktung aufbauen und sich untereinander vernetzen“, sagt Matthias Schneider, vom AELF Regensburg-Schwandorf. Darum gibt es seit Oktober 2022 am AELF das Projekt „Wertschöpfungskette Mutterkuhhaltung“. Im Rahmen dieses Projekts wollen Matthias Schneider und Markus Dirschl dazu beitragen, dass Landwirte ihr Fleisch aus der Mutterkuhhaltung langfristig gewinnbringend vermarkten können. Dabei wollen sie Landwirte, Metzger bzw. Schlachtbetriebe und deren potenzielle Kunden besser miteinander vernetzen.
Interessierte Landwirte aus der ganzen Oberpfalz können sich bei ihnen am Dienstsitz Nabburg unter Telefon 09433 896-2415 melden.