Brot backen aus Getreide, bei dem auf die Stickstoff-Spätdüngung verzichtet wurde: Diese Idee stammt ursprünglich aus Franken. Nach dem Start eines regionalen Projektes im Landkreis Deggendorf soll die Idee jetzt in ganz Niederbayern umgesetzt werden.
Eine entsprechende Initiative wurde von der Regierung von Niederbayern gestartet, jetzt werden noch Akteure gesucht, die gerne mit dabei wären beim „Wasserschutzbrot“.
Initiative soll ausgedehnt werden
Die Regierung von Niederbayern unterstützt im Rahmen der Aktion „Grundwasserschutz – Trinkwasser für Niederbayern“ die Initiative für das Wasserschutzbrot. „Das bestehende Modellprojekt aus Unterfranken steht für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, regionaler Verarbeitung und dem Lebensmittelhandwerk“, so Reimund Neumaier vom Sachgebiet Wasserwirtschaft der Regierung von Niederbayern.
Die Initiative soll jetzt, nachdem der Startschuss in Rottenburg a.d. Laaber gefallen ist, nach und nach auf den ganzen Regierungsbezirk ausgedehnt werden.
„Gesucht werden deshalb konventionell wirtschaftende Landwirtschaftsbetriebe, Mühlen, Handwerksbäckereien und öffentliche Wasserversorger, die bei der neu gegründeten Initiative in unserem Regierungsbezirk mitmachen wollen“, so Neumaier.
Das Prinzip sei, so Reimund Neumaier, recht einfach: Landwirte verzichten beim Anbau von Qualitätsweizen in wassersensiblen Gebieten oder in Schutz- und Einzugsgebieten der öffentlichen Trinkwasserversorgung auf die Stickstoff-Spätdüngung. Dadurch verringert sich die Gefahr der Nitratauswaschung ins Grundwasser, aus dem das Trinkwasser gewonnen wird.
Mühlen aus der nahen Umgebung vermahlen dann, so ist es geplant, den „Wasserschutz-Weizen“ zu „Wasserschutz-Mehl“. Dieses Mehl gelangt ausschließlich an die am Projekt beteiligten Bäckereien, die dank ihrer handwerklichen Kompetenz auch aus dem weniger gedüngten Backweizen, der dadurch einen geringeren Gehalt an Klebereiweiß besitzt, hochwertige Wasserschutz-Backwaren herstellen.
Wasserschutzbrot sehr erfolgreich
„In Franken ist das Wasserschutzbrot sehr erfolgreich“, weiß Reimund Neumaier. Nach dem Start im Jahr 2014 in Unterfranken wurden 2019 auf 330 Hektar in Ober-, Mittel- und Unterfranken rund 2300 Tonnen Winterweizen ohne Qualitätsdüngung erzeugt und an sechs beteiligte Mühlen geliefert.
Das daraus gebackene Wasserschutzbrot und -gebäck fand in 28 Bäckereien mit über 100 Verkaufsstellen sehr guten Absatz. „Und auch die Nominierung für die Top drei des Deutschen Nachhaltigkeitspreises im Bereich Forschung zeigt, dass das Projekt durchaus Strahlkraft besitzt“, ist Reimund Neumaier überzeugt.
Ein für die Verbraucher greifbares Projekt
Die Initiatoren des Projektes auf niederbayerischer Ebene haben sich in Franken informiert und waren erfreut über die große Resonanz in der Bevölkerung: „Viele Grundwasserschutz-Projekte sind für den Endverbraucher schwer greifbar, beim Wasserschutzbrot ist das ganz anders“, betont Neumaier.
Durch die bewusste Kaufentscheidung könne der Kunde direkt zum Grund- und Trinkwasserschutz beitragen und erhalte gleichzeitig ein regionales Produkt mit transparenter Herkunft bis zum Acker.
Erfolge sind im Wasser schon messbar
Grundsätzlich benötigen Maßnahmen in der Landwirtschaft zum Schutz des Grundwassers Zeit, um Wirkung in der Fläche zu entfalten.
In Unterfranken zeigen bereits Messungen der vergangenen Jahre die deutlich niedrigeren Restnitratgehalte im Boden von Wasserschutz-Weizenflächen gegenüber Flächen mit herkömmlichem Backweizen.
Entsprechend reduziert sich die Gefahr der Nitratauswaschung in das Grundwasser und kann zur Senkung der Nitratbelastung beitragen. „Besonders wertvoll sind die Maßnahmen deshalb für Einzugsgebiete der öffentlichen Trinkwasserversorgung“, erklärt Reimund Neumaier.
Die in Franken gewonnenen Erfahrungen sollen auch in Niederbayern zum gewünschten Erfolg führen, Es gäbe, so Neumaier, viele gute Gründe, sich als Landwirt an der Initiative zu beteiligen, er nennt drei davon: „Das Projekt ist eine optimale Kombination aus Umweltschutz und Regionalität, durch den Anbau von Wasserschutz-Weizen kann man auch als konventioneller Landwirt noch grundwasserschonender wirtschaften und aktiv zum Grund- und Trinkwasserschutz beitragen.“
Auch trage die Aktion einen wichtigen Aspekt zu einem positiven Bild der Landwirtschaft beim Verbraucher bei. Am Projekt interessierte Landwirte können mit der Regierung von Niederbayern Kontakt aufnehmen.
Die notwendigen Kontaktdaten sind unter www.wasserschutzbrot.de erhältlich.