Im Plattlinger Werk der Südzucker wurden in den letzten Wochen fast rund um die Uhr Rüben angeliefert. Am 8. September wurden die ersten Rüben der aktuellen Kampagne angeliefert, am 9. September begann die Verarbeitung der Rüben zu verschiedenen Zuckerprodukten, jetzt ist die Saison vorbei, nachdem 16 700 Tonnen täglich angeliefert und verarbeitet wurden.
Im Gespräch mit dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt zogen Dipl.Ing. (FH) Wolfgang Vogl, Regionalleiter der Südzuckerwerke in Plattling, Offenau und Rain und Benjamin Kirchberger, Leiter der Rübenabteilung Bayern der Südzucker eine „durchwachsene Bilanz mit positiver Tendenz“.
Pandemie und Energiekrise sorgen für Unsicherheit

Kommt die Coronakrise zurück? Bleibt die Energieversorgung sicher? Diese beiden Fragen sorgten auch bei der Südzucker in Plattling in den vergangenen beiden Jahren für Sorgenfalten. „Wenn bei einer neuen Infektionswelle Personal in großem Umfang ausgefallen wäre, dann hätten wir echte Probleme bekommen, denn unsere Mitarbeiter sind Spezialisten ihres Fachs, die kann man nicht so einfach ersetzen“, bestätigt Wolfgang Vogl. Umso mehr gilt der Dank der Werksleitung den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich „ausgesprochen verantwortungsvoll“ verhalten hätten, „so haben wir in diesem Bereich eigentlich keine Probleme gehabt“.
Energiekrise bislang gut überstanden
Und auch die Energiekrise, ausgelöst durch den russischen Angriff auf die Ukraine, ging für das Werk glimpflich ab: „Wir haben natürlich Vorsorge getroffen, denn ohne Energie gibt es keine Produktion“, unterstreicht Benjamin Kirchberger. Im Notfall hätte man den Betrieb mit Leichtöl aufrecht erhalten können, dies sei aber nicht notwendig gewesen.
Rückblickend auf die Rübensaison stellten die beiden Experten fest, dass man in der ersten Wachstumsphase der Rüben sehr zufrieden sein konnte: „Der Regen war ausreichend, der Frost dauerte nicht zu lange, der Zuckergehalt lag bei den Probenentnahmen bei 23 Prozent, alles lief ideal. Aber dann kam die große Hitze mit langer Trockenheit, das hat den Zuckergehalt auf unter 17 Prozent gedrückt, damit liegen wir unter dem Schnitt der letzten Jahre“, erklärt Benjamin Kirchberger. Dennoch gibt es selbstverständlich ausreichend Zucker, denn der niedrigere Gehalt wurde durch den höheren Ertrag an Rüben ausgeglichen.
Jetzt vorsorgen für den Klimawandel
Für die liefernden Landwirte ergibt sich, so die Prognose des Leiters der Rübenabteilung, ein guter Rübenpreis. Es wird auch wieder, wie jedes Jahr, eine Dividende geben, beide Zahlen sind derzeit noch nicht veröffentlicht.
„Die Rübe in Niederbayern leidet derzeit noch nicht unter dem Klimawandel“, sagt Benjamin Kirchberger. Doch das dürfe kein Grund dafür sein, nicht vorzubauen: „Wir setzen auf die Forschung und die Pflanzenzüchtung, denn natürlich wollen wir auch in Zukunft hier in der Region Rüben anbauen“, unterstreicht der Experte.
Neue Investitionen zur Vorbereitung auf die nächste Zucker-Kampagne
Wenn jetzt der Schornstein der Fabrik in Plattling nicht mehr raucht, bedeutet das aber nicht, dass die Hallen in „sommerlichen Winterschlaf“ verfallen, im Gegenteil: „Neben den jährlichen umfangreichen Wartungsarbeiten werden wir auch wieder Geld investieren. Bis zum Herbst soll beispielsweise die neue Zuckerloseverladung fertig sein, die auf die Zukunft ausgelegt ist. Auch bei unserer Rübenwaschanlage werden technische Verbesserungen umgesetzt, um die Abläufe bei der Anlieferung der Rüben noch effizienter gestalten zu können, betont Benjamin Kirchberger.