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Saisonkräfte

Spargelernte: Jetzt alle Kräfte mobilisieren

Betrieb
Helga Gebendorfer
am Mittwoch, 29.04.2020 - 10:52

Am Spargelhof Blümel ist heuer nur die Hälfte der Saisonarbeitskräfte im Einsatz.

Sonderkulturen anzubauen oder zu ernten, das ist in Corona- zeiten nicht einfach: „Für uns ist es die größte Herausforderung in der diesjährigen Saison, meine Mannschaft von dem Coronavirus freizuhalten. Die nächsten zweieinhalb Monate müssen wir durchhalten“, gibt Stefan Blümel Einblick in die aktuelle Situation auf seinem Spargelbetrieb am Ortseingang von Sandharlanden im Landkreis Kelheim.

Er tut mit einer Reihe von Maßnahmen alles dafür, dass dies gelingt. So wird die Separierung der Helfer beziehungsweise die Quarantäne der später Angereisten streng eingehalten und zudem ruft der Chef regelmäßig alle zwei Tage sämtliche Mitarbeiter zu einer Unterweisung über die Sicherheitsvorkehrungen zusammen.

Diese Saison bleibt ganz sicher in Erinnerung

„Heuer erleben wir eine Saison, die wir wahrscheinlich nie vergessen werden“, gibt der 38-jährige Betriebsleiter Auskunft und blickt auf die Entwicklung zurück. Zunächst startete das Jahr wie immer im Januar mit zehn Saisonarbeitskräften zur Vorbereitung der Ernte. „Ich hatte allerdings schon eine geraume Zeit Bauchweh und beobachtete den Verlauf der Virus-Ausbreitung sehr genau“, erklärt er. Normalerweise beschäftigt der Spargelanbauer jährlich insgesamt 100 Helfer, die er Schritt für Schritt nach Bedarf anfordert.

Arbeitskräfte kamen diesmal mit dem Flugzeug

Dann kam kurz vor Erntebeginn Mitte März die Nachricht, dass die Grenzen geschlossen werden. „Dieser Zeitpunkt war für uns natürlich das allerschlimmste“, meint der Unternehmer, der sofort handelte und dem es schließlich gelang, quasi über Nacht 25 Saisonarbeitskräfte aus Rumänien per Flugzeug zu sich einfliegen zu lassen. Kurz darauf folgten vor der Grenzschließung nochmals 20 Leute mit dem Flugzeug.
Inzwischen dürfen wieder Saisonarbeitskräfte einreisen und Stefan Blümel konnte für seinen Hof weitere elf Personen gewinnen. Allerdings überlegte er sich diese Lösung sehr genau, denn damit ist ein riesiger Mehraufwand mit anspruchsvollen Vorschriften verbunden. Das Ergebnis: „Wir müssen nun mit gut der Hälfte der üblichen Mannschaft die komplette Saison stemmen.“ Für den Unternehmer steht dabei der Spargel an erster Stelle, die Ernte der Erdbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren spielt eine untergeordnete Rolle.

Blümelhof mit Tradition im Spargelanbau

Stefan Blümel übernahm den elterlichen Betrieb im Jahr 2007 mit 20 ha Spargel und 2 ha Erdbeeren. Nun bewirtschaftet der gelernte Elektriker, der eine Reihe von Bila-Kursen absolvierte, zusammen mit seiner Frau Marina neben 15 ha Ackerbau knapp 50 ha Spargel, 15 ha Erdbeeren, 1 ha Heidelbeeren und 0,5 ha Himbeeren. Vater Johann startete mit dem Spargelanbau bereits in den 70er-Jahren und stieg nach einer längeren Pause Ende der 80er-Jahre erneut in diese Schiene ein. Damals war der Betrieb noch mitten in der Ortschaft angesiedelt. Als der Vater in Rente ging, übernahm Sohn Stefan den Blümel-Hof.

Während Stefan Blümel gemeinsam mit zwei Festangestellten und einer 450 €-Kraft für die Außenwirtschaft sowie Anbau, Produktion und Vermarktung an den Lebensmitteleinzelhandel zuständig ist, managt seine Frau als gelernte Bürokauffrau die Direktvermarktung sowie mit einer Festangestellten und Teilzeitkraft Büroorganisation und Personalplanung. 35 bis 40 Prozent des Absatzes erfolgt über die Direktvermarktung ab Hof und Verkaufsstände. Der Rest verteilt sich auf Verkaufsstände im Umkreis von 60 km, Lebensmitteleinzelhandel und Gaststätten, die in diesem Jahr allerdings geschlossen sind. Der 2012 eröffnete, 100 Quadratmeter große Hofladen mit Sommercafé ist in der Saison durchgehend von 7 bis 19 Uhr geöffnet. Der Absatz läuft zufriedenstellend, das kann der Landwirt bestätigen.

Qualität und Ehrlichkeit sind Teil des Erfolges

Zum Erfolgsrezept des Betriebsleiters gehören neben Qualität Bodenständigkeit, Ehrlichkeit und Kundenorientierung. „Wir richten uns nach den Wünschen der Kundschaft, probieren viel aus und sind dabei sehr flexibel. Auch wenn wir dabei natürlich auch schon Lehrgeld bezahlt haben“, sagt der sehr investitionsbereite Blümel.
Für die Zukunft setzen sich Stefan und Marina Blümel zum Ziel, einen zukunftsfähigen Betrieb für die Kinder auf die Beine zu stellen: „Egal ob wir bis dahin noch Spargel anbauen oder uns in eine andere Schiene entwickeln.“

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