Cham - Für heftige Diskussionen in den Medien, und auch auf vielen bäuerlichen Betrieben, hatte die Chamer Goldsteig Käserei Bayerwald GmbH mit einem Schreiben an ihre Milchlieferanten gesorgt: das Milchverarbeitungsunternehmen hatte vor vier Jahren die Anwendung des Totalherbizids für die Erzeugung ihres Wiesen- und Ackerfutters untersagt – jetzt sollte es plötzlich wieder erlaubt werden.
Doch der Druck, den die Milchlieferanten bereits unmittelbar nach der Entscheidung der Unternehmensspitze ausübten, hat Wirkung gezeigt: Goldsteig revidiert die geplante Änderung, in Zukunft ist der Verzicht auf Glyphosat wieder verpflichtend für die Landwirte.
Das Unternehmen hatte die Entscheidung, das die Lieferanten für einen nicht näher bestimmten Zeitraum das Herbizid wieder verwenden dürfen, mit den Folgen des Ukraine-Krieges als auch mit den „mittelfristigen Folgen verschiedener Teuerungswellen“ begründet. Diese Faktoren hätten die Lage auf den Beschaffungsmärkten zugespitzt. „Um in diesem Umfeld einen Entlastungsbeitrag zu leisten, haben sich die zuständigen Gremien der Goldsteig GmbH einstimmig entschlossen, das vor vier Jahren eingeführte Verbot von Glyphosat bis auf Weiteres auszusetzen“, hatte es in dem Schreiben geheißen. Das Mittel könne, so die GmbH, bei Bedarf wieder verwendet werden.
Druck der Landwirtschaft zeigt schnelle Wirkung
Diese Entscheidung wurde jetzt allerdings nur wenige Tage später revidiert – der Druck aus den Reihen der Milchlieferanten war offenbar zu stark geworden. Denn die Entscheidung der Goldsteig Käsereien Cham fand tatsächlich bei vielen Bäuerinnen und Bauern nicht die Gegenliebe, auf die man bei Goldsteig offenbar gesetzt hatte – im Gegenteil: Es gab massiven Protest, Lieferanten drohten damit, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen, um dann per Abstimmung die Entscheidung der Geschäftsleitung zu kippen. Es gab sogar eine Art Ultimatum gegen das Unternehmen, denn: „Diese Entscheidung ist falsch“, betonte der Landwirt Josef Hackl aus Ebertsried im Landkreis Regen im Gespräch mit dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Er weiß aus vielen Gesprächen: „Eine Mehrheit der Mitglieder war gegen die Freigabe von Glyphosat durch Goldsteig“ – Hackl stellte auch klar, dass man in Kreisen der Erzeuger der Argumentation des Molkerei-Unternehmens nicht zustimmen könne.
Für Milcherzeuger Hackl steht fest: es besteht kein Bedarf an der Glyphosat-Genehmigung, im Gegenteil: „Es droht uns ein schwerer Imageschaden. Das Vertrauen der Verbraucher, auf das wir so stolz sind und das sich Goldsteig mit seinen Milchlieferanten erarbeitet hat, könnte Schaden nehmen“, lautet seine Warnung. Er selbst wolle alles tun, um Schaden abzuwenden, denn: „Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen wissen, dass wir hinter ihnen stehen. Die Kunden sollen sehen, dass die Bauern hinter den Verbrauchern stehen.“
Welche Rolle spielt die tschechische Konkurrenz?
Für viele Lieferanten von Goldsteig stand steht fest, dass sich das Unternehmen in seiner ursprünglichen Entscheidung weniger von einer Unterstützung der eigenen Lieferanten leiten ließ, sondern schlicht aus Sorge um die angelieferte Milchmenge, die auch bei Goldsteig rückläufig ist, aktuell um 2,5 Prozent. Denn jenseits der Grenze entsteht in Tschechien ein neuer Betrieb eines Mitbewerbers: „Unsere Molkerei hat nur Angst gehabt, dass ihnen jetzt die Landwirte abspringen, weil die Konkurrenz in Tschechien die Glyphosat-Auflage nicht macht“, so ein Landwirt, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Im Jahr 2018 hat sich die Molkerei dazu entschieden, den Einsatz von Glyphosat zu verbieten. Ein Video von damals sehen Sie hier:
Goldsteig-Geschäftsführer Andreas Kraus machte in einer Stellungnahme deutlich, dass der Schritt, das Glyphosatverbot aufzuheben, nicht leichtfertig vollzogen worden sei. „Die Produktionsbedingungen für unsere Lieferanten sind durchaus sehr unterschiedlich. Für die einen ist das Verbot, dass wir vor vier Jahren eingeführt haben, kein Thema, für andere ist es eine spürbare und dauerhafte Einschränkung“, hält er fest. Goldsteig müsse aber alle Lieferanten berücksichtigen, „egal ob Genossen, Vertragslieferanten oder diejenigen im reinen Milchzukauf“, so das Statement. Dies gelte umso mehr, da Milchmengen derzeit „mehr als knapp sind“, heißt es in der Stellungnahme der Geschäftsführung.
Man nehme jedoch die deutliche Kritik an dieser Entscheidung sehr ernst: „Wir räumen ein, die Haltung der Verbraucherinnen und Verbraucher und die einiger Milcherzeugerinnen und Milcherzeuger, die keinen oder nur wenig Ackerbau betreiben, falsch eingeschätzt zu haben.“
Goldsteig habe daher beschlossen, auf die vielfach geäußerten Verbraucherwünsche, die Kritik von Naturschützern und auch aus Teilen der Landwirtschaft, einzugehen. Es gelte daher mit sofortiger Wirkung: das Glyphosat-Verbot bleibt generell und grundsätzlich in der bisherigen Form bestehen. „Wir hoffen sehr, mit der schnellen Rücknahme dieser Maßnahme die Flexibilität unseres Unternehmens nachhaltig unter Beweis gestellt zu haben“, heißt es am Ende der Stellungnahme. Man bitte weiterhin um das Vertrauen von Erzeugern und Verbrauchern.