Wer auf vergangenes Jahr zurückblickt, hat vielleicht noch die Bilder im Kopf, als nicht vermarktungsfähiger Spargel direkt auf die Felder zurückwanderte und eingearbeitet wurde. Das war zwar eher die Ausnahme als die Regel, sorgte aber für ein großes mediales Echo. Gründe für den schleppenden Absatz waren die Nachwehen von Corona und die stark steigenden Energie- und Lebensmittelpreise.
Sie sorgten dafür, dass die Verbraucher jeden Euro zweimal umdrehten. Bei Spargel und Erdbeeren hielten sie sich besonders zurück. Und wenn, dann griffen sie verstärkt zu Billigware aus dem Ausland. Das sorgte dafür, dass die als Frühlingsboten geltenden Kulturen Spargel und Erdbeere bei ihren Erzeugern schnell die Frühlingsgefühle verfliegen ließen. Wie die Erwartungen für dieses Jahr aussehen, hat das Wochenblatt in drei wichtigen Anbauregionen nachgefragt.
Abensberger erwarten positiven Marktverlauf

Wie stark die Kaufzurückhaltung 2022 zum Tragen kam, hing vom Betrieb ab. Für Susanne Pollner aus Siegenburg hielten sich Auswirkungen in Grenzen. Das führt sie auf ihre Betriebsgröße und ihren Kundenkreis zurück. Mit 3 ha weißem und 1 ha grünem Spargel zählt sie zu den kleinen Erzeugern. Ihre Ware setzt sie nahezu vollständig über Direktvermarktung ab.
Die Kunden, die Spargel bei ihr kaufen, setzen auf Frische und Qualität. Insofern ist für sie Konkurrenz durch ausländische Ware nur von untergeordneter Bedeutung. Probleme, so ihre Erfahrung, hatten vor allem größere Betriebe, die über Supermärkte verkaufen. Vor der diesjährigen Vermarktungssaison hat sie keine Angst, aber Respekt, wie sie selbst sagt. Die gestiegenen Energiekosten und die höheren Löhne für die Saisonarbeitskräfte werden dazu führen, dass die Preise für den Spargel steigen müssen. Entscheidend wird sein, ob der Kunde bereit ist, den Weg mitzugehen, also höhere Preise akzeptiert. „Wir wissen nicht genau, auf was wir uns dieses Jahr einstellen können“, so ihr Fazit.
Eine Einschätzung, die Andreas Prücklmayer, 2. Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft Abensberger Qualitätsspargel, teilt. Mit 7,5 ha ist seine Anbaufläche etwas größer, aber er ist immer noch den kleineren Betrieben zuzuordnen. Allerdings vermarktet er einen Teil seiner Ware über Supermärkte. Vergangenes Jahr blieb er zwar nicht auf seinem Spargel sitzen, aber er hatte mit Preisabschlägen zu kämpfen. Da kommt dann durchaus das Billigangebot aus dem Ausland zu tragen. Liegt der griechische Spargel im Regal direkt nebenan, dann muss man da preislich mitgehen, so seine Einschätzung.
Im Laufe des Winters hat er bereits Gespräche mit seinen Abnehmern geführt. Sie zeigten Verständnis dafür, dass sich die gestiegenen Kosten auch in höheren Preisen widerspiegeln müssen. Deshalb geht er zunächst einmal mit positiven Erwartungen in die anstehende Saison. Die Nagelprobe steht aber noch aus.
Die 1. Vorsitzende, Petra Högl, setzt vor allem auf den Qualitätsgedanken im regionalen Anbau und auf die Inhaltsstoffe des Spargels. „Mit unserem frischen Spargel aus der Region sorgen wir für einen gesunden Genuss im vollen Umfang. Und: Das im frischen Spargel enthaltene Asparagin fördert die Produktion von Glückshormonen. Von denen kann man ja sowieso nie genug haben.“
Schrobenhausener sind gedämpft optimistisch
Für Peter Strobl, Geschäftsführer des Spargelerzeugerverband Südbayern, steht ebenfalls der Qualitätsgedanke ganz oben: „Schrobenhausener Spargel g.g.A. ist ein Qualitätsprodukt. Wir hoffen, dass unser Produkt gegenüber anderen Herkünften, auch aus dem Ausland, bevorzugt wird.“ Die Anbauflächen haben sich gegenüber dem Vorjahr nicht viel verändert. Allerdings erfolgten in diesem Jahr weniger Neuanlagen.
Bei der Preisentwicklung zeigt er sich zurückhaltend. Das müsse man abwarten. Der Kostendruck bei den Erzeugerbetrieben ist durch die Erhöhung des Mindestlohns gestiegen. Bei der Preisgestaltung rät er aber zu erhöhtem Fingerspitzengefühl, um die Nachfrage nicht abzuwürgen. Der Euro sitze aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Situation nicht mehr so locker. Es gebe für jeden Geldbeutel Spargel, ermutigt er den Verbraucher, und verweist auf die II-er Sortierungen. Zur Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräfte hat er bislang aus den Mitgliedsbetrieben keine negativen Rückkopplungen bekommen. Also geht er von einer ausreichenden Zahl aus. Den Markt schätzt er als „wir sind gedämpft optimistisch!“ ein.
Zuversicht bei den Franken
Die fränkischen Spargelbauern schauen zuversichtlich und optimistisch auf die neue Saison. „Vergangenes Jahr blickte man mit viel mehr Fragezeichen und Unklarheiten auf die Saison 2022. Hier waren durch Energiepreise bei den Verbrauchern ganze Existenzen auf dem Spiel gestanden. Damit musste an allen Ecken und Enden gespart werden. Diese Kaufzurückhaltung der Kunden wird erwartungsgemäß heuer nicht mehr so ausgeprägt sein. Insofern freuen wir uns auf eine gute Ernte 2023“, schätzt Miriam Adel, Vorsitzende des Spargel-Erzeugerverbands Franken die Situation ein.
Die Fläche ist insgesamt etwas zurückgegangen, da ältere Anlagen aufgegeben wurden und etwas weniger neue hinzukamen. Dieser Trend ist seit einigen Jahren zu beobachten. Der Selbstversorgungsgrad um die 80 bis 90 Prozent für Spargel dürfte in Bayern aber erhalten bleiben. Zu den Preisen kann Adel derzeit noch keine Angaben machen. Wichtig wird sein, wie in den drei Segmenten Direktvermarktung, Gastronomie und Einzelhandel sich die Situation entwickelt.
Die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften ist gut, hier gab es bereits letztes Jahr keine Probleme mehr. Nur in Corona-Zeiten war die Einreise der teils langjährigen und erfahrenen Arbeitskräfte erschwert.
Die ausländische Konkurrenz betrachtet die Vorsitzende als ein großes Thema, bei dem der Verbraucher gefragt ist. Das Versprechen der bayerischen Erzeuger lautet, regionale, saisonale und frische Produkte anzubieten. Hinzu kommen eine persönliche Kaufberatung und verschiedene Sortierungen sowie soziale Aspekte. Mitarbeiter werden fair bezahlt, die Umwelt geschont. Damit sichert man mit dem Kauf heimischer Ware langfristig den heimischen Spargelanbau sowie regionale Wirtschaftskreisläufe. Südeuropäischer, peruanischer und chinesischem Spargel hat aufgrund geringerer Standards einen Kostenvorteil. Ob heimische Ware konkurrenzfähig bleibt, entscheidet der Verbraucher mit seinem Einkauf.