
Staatsminister Albert Füracker, und die neue Oberpfälzer BBV-Spitze, bestehend aus Bezirksbäuerin Rita Götz und Bezirkspräsident Ely Eibisch sind sich einig: Die augenblickliche Situation verlangt den Bauern und Bürgern sehr viel ab. „Dabei ist das Schlimmste die Ungewissheit darüber, wo die Reise überhaupt hingeht“, waren sich Götz und Eibisch vor ihren erste großen politischen Gespräch nach den BBV-Wahlen auf Bezirksebene einig.
Gesprächspartner war der bayerische Staatsminister für Finanzen und Heimat Albert Füracker – er ist selbst Oberpfälzer und vor allem auch gelernter Landwirt, und steht eigenem Bekunden nach hinter der Landwirtschaft seiner Heimat. Auch ohne Ukraine- und Coronakrise gäbe es genügend „Baustellen“, zeigte sich Ely Eibisch im Gespräch, das in Regenstauf stattfand, überzeugt.
Der Fischotter treibt den Blutdruck nach oben
Und er hatte entsprechende Beispiele mitgebracht, die vor Ort bei den Oberpfälzer Bäuerinnen und Bauern Ärger und Sorgenfalten verursachen. „Im Augenblick brennt uns neben den hohen Energie- und Düngerkosten vor allem das pauschale Reduktionsziel für Pflanzenschutzmittel in Schutzgebieten unter den Nägeln“, betonte Bezirkspräsident Eibisch. Weite Teile der Oberpfalz seien beispielsweise in einem Landschaftsschutzgebiet gelegen oder haben einen Natura-2000-Status.
„Greifen die geplanten Reduktionsziele der EU wie geplant in diesen Gebieten, dann haben die Betriebe dort einen klaren Wettbewerbsnachteil, weil höhere Produktionskosten und geringere Erträge die Folge sind. Das lehnen wir klar ab!“, erklärte Eibisch deutlich.
Auch beim Thema „Fischotter und Biber“ steige der Blutdruck bei den Landwirten im Raum. Peter Beer, Kreisobmann aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach, berichtet von Totalausfällen in den Fischteichen durch den Fischräuber und hohen Schäden bei seinen Teichanlagen durch den Biber. Der stellvertretende Bezirkspräsident Michael Gruber weist auf den hohen Verbissdruck durch Rehwild und die Auswirkungen auf die sowieso schon gestressten Wälder hin.
Stellvertretender Kreisobmann Franz Obeth aus dem Landkreis Regensburg bringt noch das Thema Düngeverordnung und Rote Gebiete vor: „Wie können wir angesichts einer Ernährungskrise eine fachlich fragwürdige Ausweisung von Roten Gebieten vorantreiben? Das macht für mich keinen Sinn! Dabei stehen wir Bauern zu einem verursachergerechten Grundwasserschutz. So wie die Ausweisung der Roten Gebiete jetzt vollzogen wird, ist das allerdings rechtlich nicht haltbar und werden wir überprüfen lassen“, so die Argumentation von Franz Obeth.
EU-Agrarpolitik muss nachvollziehbar sein
Albert Füracker kennt als ausgebildeter Landwirt die Sorgen der Landwirte und ergänzt die Liste sogar noch mit Problemstellungen. „Bayern setzt sich in Berlin und Brüssel dafür ein, dass die Gemeinsame EU-Agrarpolitik angesichts der Ernährungskrise angepasst werden muss. Stellt man sich vor, dass wir durch die Pflicht zur Flächenstilllegung auf 49 Millionen Tonnen Getreide in Deutschland einfach so verzichten, verstehe ich das Zögern des Bundeslandwirtschaftsministers zur Freigabe dieser Flächen nicht wirklich“, erklärte Minister Füracker.
Es sei vielmehr notwendig, hier im Sinne der Nahrungsmittelsicherheit den Bauern mehr Spielräume zu geben. Christian Doleschal, Mitglied des Europaparlaments wies auf die schwierigen Mehrheitsverhältnisse in Brüssel hin, welche die Bemühungen der EVP oft zuwiderlaufen.
Es gibt auch Chancen für die Landwirtschaft
Verständnis zeigte Doleschal für die Kritik an der überarbeiteten Erneuerbaren-Energien Richtlinie RED III, die vorsieht, dass Holz aus Wäldern nicht mehr als erneuerbare Energien anerkannt und somit nicht mehr gefördert würden. „Bei dem Thema müssen wir sehen, dass die EVP erreicht hat, dass die Mehrheit des Europäischen Parlaments dafür stimmte, dass Holzenergie weiterhin zu 100 Prozent auf die Erneuerbare-Energien-Ziele anrechenbar bleibt“, so Christian Doleschal im Gespräch.
„Bei all den Schwierigkeiten, mit denen wir es zu tun haben, dürfen wir aber nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern müssen nach vorne blicken. Schließlich bergen die erneuerbaren Energien mit Biogas und Photovoltaik neben der Ernährungssicherung durch Ackerbau und Tierhaltung auch große Chancen für unsere Oberpfälzer Landwirtschaft“, bilanziert Bezirkspräsident Eibisch. Bezirksbäuerin Rita Götz bedankte sich bei Albert Füracker: „Lasst uns im Gespräch bleiben, denn das Thema Landwirtschaft ist zu wichtig für unsere Gesellschaft. Das ist auch der Grund, warum wir Landfrauen uns für das Thema „Schule fürs Leben stark machen“, so Götz. Es sei mehr denn je nötig, das Thema Landwirtschaft den Jüngsten in der Gesellschaft ans Herz zu legen, so Götz.
Staatsminister Albert Füracker seinerseits sagte der neuen Bezirksspitze des Bauernverbandes in der Oberpfalz zu, ihre Anliegen, Probleme und Anregungen nicht in der Schublade abzulegen, sondern aktiv in die Landespolitik einzubringen.