Coronabedingte Einschränkungen bei der Schlachtung und Verarbeitung von Schweinefleisch und der damit einhergehende wochenlange Rückstau in den Betrieben, die offenen Fragen rund um die Anbindehaltung und natürlich auch die Diskussion um Düngeverordnung sowie die roten und gelben Gebiete: Es gab viel zu besprechen bei den Gesprächen der BBV-Bezirksverbände Niederbayern und Oberpfalz mit dem Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes, Walter Heidl. Doch auch für diese Diskussionen galten die Pandemie-Regeln: persönliche Treffen waren nicht möglich, die Gesprächsrunden wurden virtuell durchgeführt, was der Teilnehmerzahl aber keinen Abbruch tat.
„Die Probleme rund um die Schlachtung treibt viele Schweinehalter zur Verzweiflung“, berichtete Niederbayerns Bezirkspräsident Gerhard Stadler. Dazu noch hohe Futterkosten und Tiefstpreise beim Fleisch, mit denen die anfallenden Kosten bei weitem nicht gedeckt werden können – die Lage spitze sich zu in niederbayerischen Betrieben, warnte Stadler. „Und als ob das nicht reichen würde, hat der Lockdown auch noch dazu geführt, dass Gastronomiebetriebe als wichtige Abnehmer von Schweinefleisch wegfallen“, machte Stadler deutlich. Der Fund von ASP-infizierten Wildschweinen in Brandenburg hatte dann mit den folgenden empfindlichen Handelsbeschränkungen mit wichtigen Abnehmern wie China „gerade noch gefehlt“. Stadlers bitteres Fazit: „Es ist kein Wunder, wenn auf den Betrieben Untergangsstimmung herrscht“, so Stadler.
Der Handel muss seine Verantwortung tragen
Präsident Heidl forderte in diesem Zusammenhang, dass schwer betroffene Betriebe schnellstens in das Corona-Hilfspaket aufgenommen werden. „Die Voraussetzungen müssen jetzt so gestaltet werden, dass dieser Schritt schnell möglich wird“, so Heidl. Es würden bereits intensive Gespräche geführt, ergänzten Gerhard Stadler und der BBV-Präsident der Oberpfalz, Josef Wutz. Darüber hinaus werden große Anstrengungen unternommen, um Ausfälle bei den Schlachtkapazitäten möglichst zu vermeiden und den Rückstau abzubauen. „Wenn hier nicht bald eine Entlastung kommt, werden sich viele weitere Betriebe aus der Schweinehaltung verabschieden“, dies betonten auch mehrere der zugeschalteten Landwirte.
Die Zukunft der Betriebe sichern
„Die regionale Lebensmittelversorgung stellt ein hohes Gut auch für Bayern dar, deshalb muss es ein gesellschaftliches Anliegen sein, dies auch für die Zukunft zu sichern“, argumentierten die beiden BBV-Bezirkspräsidenten. Der Lebensmitteleinzelhandel sei für die Landwirte ein wichtiger Partner, so Präsident Heidl, „er trägt aber auch eine hohe Verantwortung und hat sicherlich eine Schlüsselfunktion, wenn es darum geht für unsere Betriebe die Zukunft zu sichern“.
Einzelne Bekenntnisse reichen nicht aus, zumal es gerade im Fleischbereich zu einer deutlichen Ausbreitung der Spannen zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis gekommen ist. „Wir brauchen hier ein klares Bekenntnis und auch klare Regeln, wie dies in der Richtlinie über unlautere Handelspraktiken zwischen Unternehmen der Agrar- und Lebensmittelkette vorgesehen ist“, argumentierte der BBV-Präsident. Gefordert sei die ganze Wertschöpfungskette.
Viel Ärger um das Investitionsprogramm
Bäuerinnen und Bauern sind bereit, in umweltfreundliche Technik zu investieren. Dies zeigte sich deutlich an der starken Nachfrage für das neue Investitionsprogramm, bilanzierte Walter Heidl. Das erste Antragsdatum habe allerdings bei denjenigen Betrieben sehr viel Ärger verursacht, wo man vergeblich versucht habe, in einem Zeitfenster bis zur Schließung von nicht einmal fünf Stunden einen Antrag einzubringen.
„Wir als Verband waren hier in die Ausgestaltung nicht eingebunden und für mich war es gut gemeint, aber schlecht gemacht“, ergänzte Gerhard Stadler. Das Ministerium müsse jetzt neue Überlegungen anstellen, damit die Teilnahme „nicht einem Lotteriespiel gleicht, sondern eine gerechte Verteilung ermöglicht wird“, forderte Josef Wutz. Dazu sollen später vorgesehene Antragstermine nun vorgezogen werden.
Düngeverordnung bleibt ein heikles Thema
Ein wesentliches Thema des Oberpfälzer Präsidenten Josef Wutz war die Ausweisung der Roten und Gelben Gebiete bei der Düngeverordnung. Insbesondere bei den roten Grundwasserkörpern, bei denen bisher keine Regionalisierung stattgefunden hat, muss dieser Schritt umgehend nachgeholt werden, forderte Walter Heidl. „Bereiche mit unbelasteten Messstellen sind dabei schnellstmöglich aus der roten Gebietskulisse auszunehmen“, lautete seine klare Forderung. Mit den Teilnehmern der virtuellen Sitzung war er sich darin einig, dass auch die Herausnahme von Einzelflächen ermöglicht werden muss, wenn eine gewässerschonende Bewirtschaftung anhand von einzelbetrieblichen Daten belegt werden kann.
Kombinationshaltung als sinnvolle Alternative?
Präsident Wutz wies darauf hin, dass es in der Oberpfalz nach wie vor viele, insbesondere kleinere Milchviehbetriebe mit Anbindehaltung gibt. Zwar werden seit vielen Jahren nur noch Laufställe gebaut, dennoch kann nicht jeder Betrieb diese hohen Investitionen leisten und bei manchen Betrieben fehlen auch die baulichen Möglichkeiten.
Im Netzwerk Facebook hatte sich Walter Heidl schon zu den Schweinepreisen geäußert. Für regionale Erzeugung braucht es seiner Meinung nach auskömmliche Preise. Hier sehen Sie das Video:
Auch wichtige Erfolge konnten erzielt werden
Von den Diskussionsteilnehmern wurden große Probleme durch Biberschäden angesprochen. Es wurde berichtet, dass auch viele Teichwirte in der Oberpfalz mit erheblichen Ausfällen durch Fischotter zu kämpfen haben. Präsident Walter Heidl verdeutlichte, dass diese Themen vom Bayerischen Bauernverband immer wieder aufgegriffen und auch sehr intensiv in die politische Diskussion eingebracht werden. „Hier geht es darum, verträgliche Lösungen und einen fairen Interessensausgleich zu finden“, so der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes.