Neuhaus/Pegnitz - Ein Sketch des bekannten Comedian Günter Grünwald hat einen Schlagabtausch ausgelöst. Die Hauptdarsteller: Der bekannte Comedian und ein fränkischer Landwirt. Bauer Georg Regn ist über den Sketch empört. Doch von vorne. Darum geht es: Eine Verkäuferin einer offenbar hochpreisigen Parfümerie bekommt ungewöhnlichen Besuch: Die Tür geht auf, ein Mann, von oben bis unten verdreckt, kommt herein, mit matschigen Schuhen hinterlässt er eine Schmutzspur auf dem blitzeblanken Boden - und dann verlangt er in krachertem Bairisch, dass man ihm ein Parfum verkaufen möge. Und, auf Frage der Verkäuferin, was es denn für ein Duft sein soll, macht er deutlich: Das Parfum darf nicht nach Kuhscheiße, es soll nach Schweinescheiße riechen. Das ist, kurz zusammengefasst, der Inhalt eines kleinen Filmchens, den der Comedian Günter Grünwald in seiner regelmäßigen Sendung im Bayerischen Fernsehen gezeigt hat.
Das Grundkonzept ist dabei nicht neu: Dummer Bauer fährt in die Stadt, er stinkt und ist dreckig und er platzt plump in die Welt der Schönen und Reichen. Grünwald-Fans haben bestimmt gelacht, doch Georg Regn, Landwirt in Neuhaus/Pegnitz, findet das gar nicht witzig. Was sich Herr Grünwald hier geleistet habe, das übersteige das Maß des Zumutbaren, schimpf Regn.
Landwirt aus Neuhaus kann über Sketch nicht lachen
Er behielt seine Meinung nicht für sich – sondern er schrieb einen geharnischten Brief an das Management des Comedians. „Er verunglimpft und beleidigt einen Berufsstand, der über 365 tage im Jahr für die Ernährung unserer Gesellschaft und den Erhalt unserer Kulturlandschaft sorgt“, schrieb er an die Künstleragentur mit der Bitte, dies auch dem Künstler mitzuteilen. „Dass sich ein Kabarettist auf so eine Ebene begeben muss, ist einfach traurig.“ Grünwald tritt immer mal wieder als „Huaberbauer“ auf. Den aktuellen Sketch findet der fränkische Landwirt aber gar nicht lustig.
Hier sehen Sie das Video. In der Beschreibung zum Video heißt es: „Carina arbeitet schon lange in ihrer Parfümerie und hat bisher noch jeden Kunden zufriedengestellt. Bis der Huaberbauer erscheint.“
Landwirt Regn würde, so schreibt er, Günter Grünwald raten, „trotz seines fortgeschrittenen Alters ein Seminar für den Umgang mit seinen Mitmenschen zu besuchen“. Es sei auch unverständlich, „dass der BR solche primitiven Beiträge sendet“. Der Landwirt betont: „Ich habe mich furchtbar geärgert, weil hier jemand wieder versucht, auf Kosten unseres Berufsstandes wirklich unterirdisch schlechte Witze zu machen. Nur, damit sich ein paar Leute, die immer schon der Überzeugung waren, dass Bauern nach Kuhstall riechen und sich nicht waschen, ein paar Schenkelklopfer machen“, sagt Georg Regn im Gespräch mit dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Auf eine Antwort habe er eigentlich gar nicht gehofft, „ich wollte nur klar machen, dass ich so ein Herabziehen der Bauern in die Lächerlichkeit nicht richtig finde und vielleicht hätte sich Herr Grünwald dann ein paar Gedanken über meine Meinung gemacht und in Zukunft ein bisserl mehr auf sein Niveau geachtet“, bekräftigt Regn.
Das schreibt Günter Grünwald an den Landwirt
Und tatsächlich: Günter Grünwald hat sich offenbar tatsächlich Gedanken gemacht – allerdings nicht so, wie das Georg Regn im Sinn hatte. Ein Brief landete bei ihm und der, so Regn, hat „dann dem Fass doch den Boden ausgeschlagen“. Den Brief von Grünwald hat er auch dem Wochenblatt gezeigt. In dem Schreiben heißt es: „Es tut mir leid, Ihnen zu viel zugemutet zu haben. Sie sind mir aber auch ein Mimöschen“, beginnt Grünwald und er rät Regn, eine „Fortbildung im Umgang mit Humor zu machen“. Danach folgt ein längerer Exkurs über die von Grünwald aufgestellte Behauptung, dass es nicht möglich sei, einen Sketch zu entwickeln, „der lustig ist und in dem niemand verunglimpft oder beleidigt wird“, dies sei Humorforschern auf der ganzen Welt noch nicht gelungen, so Günter Grünwald in dem Brief.

Den Sketch mit dem stinkenden und schmutzigen Bauern in der Parfümerie vergleicht er mit dem berühmten Loriot-Sketch vom Jodel-Diplom, dass eine Hausfrau erwerben will: Hier werde sich über eine Frau lustig gemacht, die sich sicher aufopfernd um ihre Familie kümmert „und dann wird sie als Vollidiotin dargestellt. Skandal!“, übt sich Grünwald in Ironie. Es gebe Tausende von Sketchen, in denen viele verschiedene Berufe als „behämmert“ dargestellt werden, so Grünwald, der auch die Frage stellt, warum er sich bei Bauern zurückhalten solle.
Dann geht Grünwald auch noch konkret darauf ein, dass Georg Regn von der Pflege der Kulturlandschaft durch die Landwirtschaft geschrieben hatte. „Wenn Sie sich anschauen, wie viele Bauern alle ihre Hecken und somit den Lebensraum von Vögeln und Insekten abgeholzt haben, damit sie größere Felder haben und diese riesigen Monokulturen dann zu Tode düngen, dann haben auch viele Bauern die Kulturlandschaft ordentlich in die Scheiße geritten“, so Grünwald wörtlich. Zum Schluss hat der Fernsehunterhalter dann noch einen „versöhnlichen“ Rat an Georg Regn: „Schauen Sie sich in Zukunft nur noch das Wort zum Sonntag und den Fernsehgarten an. Ich denke, das ist eher Ihre Kragenweite.“
Günter Grünwald spielt im Bayerischen Fernsehen öfters die Rolle des Huaberbauer. Hier sehen Sie einem weiteren Sketch:
Georg Regn braucht er das nicht zwei Mal zu sagen: „Ich bin mir sicher, dass ich Herrn Grünwald nicht mehr einschalten werden. Diesen Humor, wenn er es dafür hält, so weit unter der Gürtellinie, das ist sicher nichts, was ich mir antun muss“, ist er überzeugt. „Nur schade, dass diese Verunglimpfung des Bauernstandes auch noch aus Fernsehgebühren bezahlt wird“, sagt er abschließend. Was sagt der Comedian zur Kritik von Landwirt Georg Regn und dem Antwortschreiben an den Landwirt? Eine Stellungnahme von Günter Grünwald zu seinem Schreiben an Landwirt Georg Regn war bislang nicht zu erhalten.
Günter Grünwald und „Grünwald Freitagscomedy"
Im Jahr 2003 lief die erste Folge von „Grünwald Freitagscomedy" im Bayerischen Fernsehen. Der in Ingolstadt aufgewachsene Grünwald ist monatlich mit seiner Late-Night-Show im BR zu sehen.