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Wolf und Biber

Jägerstammtisch: Keimzelle für gute Zusammenarbeit

Großer Aufmarsch beim Jägerstammtisch in Weng: (vorne v. l.) Diakon Georg Hifinger, Hermann Etzel, BBV-Kreisobmann Pfarrkirchen, Landtagskandidat Stefan Meyer, Niederbayerischer Bauernpräsident Siegfried Jäger, Landrat Raimund Kneidinger, Organisator Martin Krautstorfer, MdB Max Straubinger, MdL Martin Wagle, Axel Kuttner, Regierungsbezirksvorsitzender (BJV), Reg. Jagdberater Hans Parhofer, Landrat Michael Fahmüller (Rottal-Inn), (hinten v. l.) Inspektionsleiter PHK Michael Brummer und PHK Franz
Birgit Auer
am Donnerstag, 19.01.2023 - 08:18

Biber, Wolf und die Schweinepest: Am Stammtisch in Weng besprechen Jäger und Landwirte ihre gemeinsamen Themen. Aktuell sind sie alle.

Bad Griesbach/Lks. Passau Ein Treffen mit prominenter Besetzung zum Jahresbeginn: Einmal mehr haben hohe Vertreter von Politik, Jagd- und Landwirtschaftsverbänden beim großen Jägerstammtisch in Weng Zusammenarbeit und Einigkeit beschworen. Regen fachlichen Austausch gab es zu den Themen Wolf und Biber, Waffenrecht, Afrikanische Schweinepest sowie der hohen Zahl an Wildunfällen im Straßenverkehr.

Martin Krautstorfer und Fritz Frankenberger gaben bei ihrer Begrüßung im Gasthaus Madl die Richtung vor: Gerade in der heutigen Zeit werde es immer wichtiger, dass Politik, Jäger, Landwirte und Waldbesitzer an einem Strang ziehen, sagten sie. Tradition ist es beim Jägerstammtisch, dass aktuelle Jagd- und Landwirtschaftsthemen diskutiert werden.

Biber-Situation hat sich gebessert

So waren unter anderem der Umgang mit dem Biber und den großen Beutegreifern Schwerpunkte des Austausches. Hieß es beim letzten Jägerstammtisch noch, im Landkreis Rottal-Inn müssten mehr Anträge für eine Biber-Entnahme gestellt werden, konnte Rottal-Inn-Landrat Michael Fahmüller nun schon von einer Verbesserung der Situation sprechen. „Wenn wir informiert werden, schauen wir, dass wir helfen können.“

Dass das mehr als notwendig sei, machte Bayerbachs Bürgermeister Günter Baumgartner klar: „Wir haben ein großes Problem damit. Die Biber richten so große Schäden an, dass das bald für eine Kommune nicht mehr leistbar ist. Es sind nicht nur Gewässer 3. Ordnung betroffen, sondern auch kleinste Augräben. Wenn das so weiter geht, haben wir bald keine Biotope mehr.“

Wolfsbestand wächst enorm

Neben dem Biber wurde auch der Wolf immer wieder in den Grußworten angesprochen. Noch sei er kein Problem: Bewahrheiten sich aber die Prognosen, wachse der Bestand in den kommenden zehn Jahren enorm an. „Das wäre das Ende unserer bayerischen Kulturlandschaft mit Weidehaltung“, fürchtete Martin Krautstorfer.

„Im Bauernverband wird konträr diskutiert, ob der Wolf bejagt werden soll“, berichtete der niederbayerischen BBV-Bezirkspräsident Siegfried Jäger. Es bestünde einerseits bereits die Pflicht, Herdenschutz-Maßnahmen zu betreiben. Andererseits sei auch klar, dass jeder weitere Zaun nicht gut für das Wild sei. „Ich vertraue da aber auf die praktikablen Rahmenbedingungen, die wir in Bayern haben.“

Verschärfungen beim Waffenrecht

Ein regulierendes Wolfmanagement forderte dagegen Max Straubinger. Der Bundestagsabgeordnete äußerte sich zudem zum Thema „Waffenrecht“. Auch hier sei die Ausgangslage schwierig. Entsprechende Gesetze müssen der allgemeinen Sicherheit dienen. Entsprechende Verschärfungen bis hin zu Schießnachweisen würden die Arbeit der Jäger aber nicht leichter machen. „Wenn der Waffenschein eingezogen wird, weil sich jemand was zu Schulden kommen hat lassen, ist das absolut okay. Aber eine medizinisch-psychologische Untersuchung für Erstantragsteller werden wir ablehnen.“

Auf eine Thematik, die derzeit nicht so präsent in den Medien vertreten ist, verwies Josef Hopper, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes in Passau: „Die Afrikanische Schweinepest ist immer noch da.“ Bei aktuell 300 000 Mastplätzen im Landkreis Passau wäre ein Fall verheerend. Ein Problem sah er vor allem darin, dass die in Deutschland vorgeschriebene Umzäunungspflicht bei einem Ausbruch im Nachbarland Polen nicht gegeben sei. Weil es für die ASP noch keine Impfung gibt, empfahl er, die Hygiene-Maßnahmen in Landwirtschaft und Ställen ständig zu optimieren.

Enge Kooperation mit dem Landkreis

Dass die Zusammenarbeit bereits bestens klappt, dafür hatte Regierungsjagdberater Hans Parhofer einige Beispiele parat, darunter die Sammelstellen von Schwarzwild-Aufbruch zur ASP-Prävention. „Der Landkreis Passau bezahlt die Entsorgung. Das haben wir gemeinsam auf die Beine gestellt.“ Landrat Raimund Kneidinger sei dafür ein ebenso guter Ansprechpartner wie es sein Vorgänger war. In enger Kooperation wurde zum Beispiel eine Ausnahmegenehmigung für die Krähenjagd geschaffen, wie Robert Schnellhammer anmerkte. Als Behördenleiter des Landwirtschaftsamts in Passau nutze er gerne die Gelegenheit, Themen aufzugreifen und in die allgemeine Diskussion einzubringen.

Als „Keimzelle“ für die gute Zusammenarbeit wurde der Jägerstammtisch betitelt. „Wir kämpfen nicht gegeneinander von großen Bühnen herab, sondern treffen uns hier zum persönlichen Austausch“, lobte Hermann Etzel, BJV-Kreisobmann von Pfarrkirchen. „Wir alle machen Naturschutz und leisten einen Beitrag für die nächste Generation.“ Dass dies auch entsprechend nach außen getragen werden soll, betonte MdL Martin Wagle: „Wir brauchen gemeinsam ein gutes Standing in der Gesellschaft, damit man am Ende auch Gehör für gute Argumente findet.“