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Ceres Award

Hähnchenmäster im Rampenlicht

Landwirt Erwin Beisl aus Marklkofen setzt auf Tierwohl und ist erst zufrieden, wenn es seinen Tieren richtig gut geht.
Melanie Bäumel-Schachtner
am Freitag, 07.10.2022 - 09:36

Lange hat Erwin Beisl mit einem Freund getüftelt, der Maschinenbauer ist. 2018 hat er sich entschlossen, für noch mehr Tierwohl im Stall seinen Masthähnchen erhöhte Podeste anzubieten, die sie über rutschfeste Rampen erreichen können. Ein ganz neuer Weg, den er hier beschritten hat. Mehr Platz und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten.

Die Mühe hat sich für die Tiere voll und ganz gelohnt und auch für den Landwirt aus Marklkofen (Landkreis Dingolfing-Landau). Er ist unter den drei Finalisten im Bereich Geflügelhaltung des Ceres-Awards.

Andrea Tölle, Redakteurin beim Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt, hat die Familie Beisl erst dazu gebracht, sich beim Ceres-Award zu bewerben und somit das Ganze angestoßen. Sie hat ausführlich über den Einsatz von erhöhten Ebenen, einen Schwerpunkt des bundesweiten MuD-Projekts, berichtet und fand bei einem Betriebsbesuch den Einsatz von Erwin und Martina Beisl so beispielgebend, dass sie vorschlug, die beiden sollten ihre Ceres-Bewerbung einreichen.

MuD-Projekt: Kooperation von LMU und Uni Rostock

Die beiden nehmen teil an diesem Projekt, das ausgeschrieben „Verbesserung des Tierschutzes in Modell- und Demonstrationsbetrieben in der Masthühnerhaltung“ heißt. Es wurde von Wissenschaftlern des Lehrstuhls für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Ludwig-Maximilians-Universität München in Kooperation mit der Professur Tiergesundheit und Tierschutz der Universität Rostock durchgeführt.

Bereits 2018 fiel der Entschluss des Landwirt-Ehepaars aus Niederbayern, die Fläche ihres Stalles für rund 70 000 Masthähnchen in Marklkofen durch erhöhte Podeste im Stall zu vergrößern und für noch mehr Tierwohl im Stall zu sorgen. Vor vier Jahren gab es noch keine derartigen Podeste für die Geflügelhaltung auf dem Markt. Es musste also eine echt „handgemachte“ Lösung her.

Zusammen mit seinem Freund, dem Maschinenbauer, tüftelte Erwin Beisl sehr lange. „Wir hatten etliche Prototypen, die wir wieder weggeworfen haben, weil sie nicht geeignet waren“, blickt er zurück.

Doch irgendwann kam der Durchbruch und das Angebot für die Hähnchen wurde installiert und Schritt für Schritt weiter optimiert. Die Lösung: Die Plateaus sind nun 1,10 Meter lang und 60 Zentimeter hoch. Darunter können die Tiere auch tummeln und die Menschen können zur regelmäßigen Kontrolle darunter blicken. Die Rampen sind aus geriffeltem Blech, damit die Broiler nicht abrutschen.

Ein großes Problem musste aber noch gelöst werden: die Reinigung. Es hätte einen immensen Aufwand bedeutet, die Plattformen und Rampen sauberzumachen, wäre nicht Erwin Beisl irgendwann auf die Idee gekommen, Wellpappe als Unterlage einzusetzen. Seither klappt es gut mit dem Saubermachen, bedeutet allerdings immer noch einen Mehraufwand. Das ist es den Beisls allerdings vollauf wert: „Die Tiere nehmen die Plattformen schon nach maximal sieben Tagen an. Und man sieht, sie fühlen sich sehr wohl. Für uns war das der richtige Weg, der uns bis heute überzeugt.

Mit Spannung und großer Freude geht’s nach Berlin

Die Überraschung war dennoch riesig, als bekannt wurde, dass die Beisls unter den drei Finalisten im Bereich Geflügelhaltung beim Ceres-Award waren. „Wir konnten es überhaupt nicht glauben“, erzählt der Landwirt. „Wir sehen uns auch nicht auf der Siegerstraße, für uns ist es schon Wahnsinn, dass wir so weit gekommen sind. Wir fahren mit Spannung nach Berlin und freuen uns, bei der Verleihung dabeizusein.“ Er sei übrigens schon beim Herrenausstatter gewesen, erzählt der 42-Jährige lächelnd, und seine Frau habe auch schon eingekauft.