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Bayerischer Bauernverband

Green Deal: Immer mehr Bevormundung

Die Teilnehmer des Pressegesprächs: BBV-Kreisgeschäftsführer Josef Wittmann und die Landwirte Dominik Bäumel. Thomas Bauer und Andreas Sußbauer.FOTO Markus Bauer
Markus Bauer
am Montag, 31.10.2022 - 08:17

Bei einem Pressegespräch des BBV Regensburg gaben drei Landwirte zu unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen Auskunft.

Regensburg - Zum „Green Deal“ der Europäischen Union bzw. zum aktuellen Geschehen und zu den Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft und die Versorgungssicherheit gaben bei einem Pressegespräch des BBV Regensburg drei Landwirte aus unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen Auskunft.

Die „Sorgen, wie es weitergehen soll angesichts dieser Einschränkungen“ nannte Josef Wittmann, der Geschäftsführer des BBV-Kreisverbandes Regensburg, in seiner Einführung. „Will man die Landwirtschaft noch haben – und in welcher Form?“, fragte er und stellte die drei Landwirte, die ihre Erfahrungen schilderten, kurz vor: Dominik Bäumel aus Obertraubling, Thomas Bauer aus Mariaort und Andreas Sußbauer aus Grafenried.

Green Deal und Bevölkerungswachstum passen nicht zusammen

Übereinstimmend stellten die drei Bauern fest, dass die durch den Green Deal bedingten Beschränkungen der weltweiten Bevölkerungszunahme und damit dem höheren Bedarf an Nahrung entgegenstehen. Sußbauer verwies auf die Hofnachfolge, die bei Reduzierungen von Viehbestand und Fläche unsicher werde – ganz abgesehen von für die Tierfütterung notwendigen Grünland- bzw. Ackerflächen.

Das Thema Pflanzenschutz griff Bäumel auf. „Wir sind offen für neue und bessere Sachen, aber irgendwann ist das Ende erreicht. Bei 50 % Verbot sind wir bei gewissen Kulturen bald am Ende“, machte der Landwirt deutlich und nannte Schädlinge beim Kartoffelanbau, die nicht mehr wirksam bekämpft werden könnten. „Die Kartoffeln sind dann nicht mehr zum Verzehr geeignet“. Schwierig werde bei einer Reduzierung der Pflanzenschutzmittel auch der Anbau von Zwiebeln. Der Verbraucher erhalte dann Gemüse aus Fernost mit weitaus geringeren Standards.

Ähnlich sah es auch Bauer, der beim Nahrungsmittelanbau den höchsten Standard in Deutschland und Europa dem Import aus Drittländern (z.B. Flächen nach Abholzung von Regenwald in Südamerika) gegenüberstellte. Zudem rückte er die Hunger-Regionen in Afrika in den Fokus, deren Selbstversorgung schwieriger werde. Ein Herunterfahren der Produktion in Europa sei daher zu hinterfragen.

Landwirtschaft wird an die Wand gefahren

Die grundlegende Ausbildung und regelmäßigen Fortbildungen der Landwirte im Thema Pflanzenschutz nannte Dominik Bäumel, Geschäftsführer Wittmann betonte den Einfluss des Wetters beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und wurde deutlich: „Man ist auf dem besten Weg, die Landwirtschaft an die Wand zu fahren“. Dabei stehe fest: „Pflanzenschutz geht auch mit Umweltschutz“, verdeutlichte Bäumel mit Verweis auf Maßnahmen wie Randstreifen, Blühflächen usw.

Auch entsprechende Methoden und moderne Technik können, so Wittmann, zum Pflanzenschutz beitragen. Schwieriger werde es jedoch in ausgewiesenen Schutzgebieten. „Da wird über Existenzen entschieden, man wird zum Zwangsökobetrieb“, stellte Thomas Bauer klar – „kalte Enteignung“ nannte es Wittmann. „Man macht keine Folgenabschätzung, es geht in erster Linie um Ideologie. Es ist schade, wenn auch Deutschland diesen Weg unterstützt“, vertiefte der Geschäftsführer.

Reduzierte Düngung liefert nur Qualität von Futtergetreide

Die Aspekte rund um die Viehhaltung erläuterte Andreas Sußbauer. Er stellte in Frage, ob bei einer Halbierung des Viehbestandes freiwerdendes Futtergetreide für die Ernährung der Menschen zur Verfügung steht.

Außerdem seien Aspekte wie etwa die Fruchtfolge oder Reste beim Anbau der Früchte (z. B. Rapsschrot, Biertreber, Zuckerrübenschnitzel) nicht bedacht. „Beim Rückfahren der Düngung kann nur Futtergetreide produziert werden“, zeigte Sußbauer auf, was letztlich auch eine Reduzierung der Brotsorten bedeuten würde.

Die Reduzierung des Viehbestandes hätte zudem Auswirkungen auf den Tierkreislauf, Schwalben, Fledermäuse und Insekten etc. gingen verloren – vom Grünland ganz zu schweigen.

Holznutzung wird nun auch noch bevormundet

Zum jüngsten EU-Beschluss zur Holzverbrennung nahm Josef Wittmann Stellung. Es sei nicht hilfreich sei, „wenn das Holz nur begrenzt verwendet wird“. Die Beschränkungen und Vorgaben sind für den BBV-Geschäftsführer nicht nachvollziehbar. „Man möchte offensichtlich alles regeln und bevormunden“, wurde Wittmann deutlich. Markus Bauer