
Langweilig wird es einem Landwirt so schnell nicht. Und genauso wenig einer Landfrau. Das haben Gerhard Stadler und Irene Waas bei ihrer großen Abschiedsfeier in Niederwinkling (Lks. Straubing-Bogen) ganz deutlich unterstrichen. Der ehemalige niederbayerische BBV-Präsident, zehn Jahre im Amt, und die Ex-Bezirksbäuerin, fünf Jahre ehrenamtlich unterwegs, haben dennoch mit Freude und durchaus auch ein wenig Wehmut auf ihre Amtszeiten und die vielen angestoßenen Themen, Aktionen und Initiativen zurückgeblickt.
Gleich zwei Staatsminister – Christian Bernreiter (CSU) und Hubert Aiwanger (FW) – bedankten sich bei den beiden engagierten Ehrenamtlichen, ebenso wie eine Fülle von weiteren Partnern, Weggefährten, Ansprechpartnern und nicht zuletzt Freunden.
Ein Rückblick auf viele schöne Erfolge
Ihre Geschicke sind schon übergeben. Auf Gerhard Stadler folgt, wie berichtet, Siegfried Jäger und die Nachfolgerin von Irene Waas heißt Claudia Erndl. Auch sie hatten bei der großen Abschiedsfeier Gelegenheit, sich vorzustellen. Sowohl bei Stadler als auch bei Irene Waas herrscht große Zufriedenheit, dass ihre Ämter in solch gute Hände geraten sind. Stadler legte den Nachfolgern ans Herz, sich gerade für das Thema Lebensmittelsicherheit stark zu machen: „Es gehört längst im Grundgesetz verankert.“
Beide hatten Gelegenheit zu einem ausführlichen Rückblick. Irene Waas sagte, besonders die Öffentlichkeitsarbeit sei für sie immer sehr wichtig gewesen: „Die Ernährung wieder unter die Bevölkerung zu bringen.“ Ideal dafür sei das seit 20 Jahren laufende Projekt „Landfrauen machen Schule“. Und ein großer Erfolg sei auch gewesen, das Schulfach „Alltagskompetenz“ im Rahmen einer Projektwoche „Schule fürs Leben“ endlich im Landtag auf den Weg gebracht zu haben. „Es ist angelaufen und wird eine gute Sache werden“, zog die Wallersdorferin Bilanz.
Eines der eindrucksvollsten Erlebnisse sei das Kenia-Projekt gewesen. Dabei geht es darum, dass bayerische Bäuerinnen den kenianischen Berufskolleginnen dabei helfen, mehr aus ihrer Landwirtschaft herauszuholen. „Die Arbeit zeigt schon Früchte“, sagte sie. Für sie schließe sich eine Tür, eine andere öffne sich. Mehr Zeit für die Familie, steht jetzt auf dem Plan. „Aber es war eine schöne Zeit, danke, dass ich eure Bezirksbäuerin sein durfte“, verabschiedete sich Irene Waas.
Es gibt immer auch schwierige Zeiten
Auch Gerhard Stadler blickte auf zehn Jahre zurück und stellte die Öffentlichkeitsarbeit als sehr wichtig heraus. Man müsse dabei auch dafür werben, was Landwirte für den Umwelt- und Naturschutz tun, sagte er, und zwar schon lange vor dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Diese Diskussion habe die Bauern tief getroffen: „Nur die Landwirtschaft wurde an den Pranger gestellt.“ Ein großer Einschnitt sei schon zuvor das Hochwasser 2013 gewesen, das auch die Landwirte im Landkreis Deggendorf tief geschädigt habe: „Viele haben viel verloren, mancher war aber dankbar, mit dem Leben davongekommen zu sein.“
Auch der Bereich Bildung sei ihm immer sehr wichtig gewesen. „Unsere Betriebsleiter sind sehr gut ausgebildet, deshalb muss man nicht alles regulieren“, übte er sanfte Kritik. Weitere Problemfällen seien Sturmschäden wie bei „Kolle“ gewesen, das Thema Ausgleichszulage, das Niederbayern massiv getroffen habe, die Düngeverordnung, die Engerling-Schäden, und ganz besonders auch immer der Bereich Tierhaltung.
Was aber jetzt tun mit der freien Zeit? „Man vergisst, dass ich einen Hof zu bewirtschaften habe“, so der Niederwinklinger. Außerdem ist Zeit für die Familie geplant, gerade erst waren die Stadlers in Rom. Und dann gibt es auch noch die Straubing Tigers. „Ich habe eine Eishockey-Dauerkarte und hab immer viele Spiele versäumt.“ Das soll sich nun ändern.
Zu Gast war auch BBV-Präsident Walter Heidl, der sagte, er habe sich vor zehn Jahren keinen besseren Nachfolger in Niederbayern wünschen können: „Es ist beeindruckend, wie intensiv und fleißig du unterwegs warst. Als praktizierender Bauer weißt du, worüber du sprichst. Und du bist sofort in die Breite der Themen hineingesprungen“, lobte Heidl. Landesbäuerin Anneliese Göller dankte Irene Waas für die „hervorragende Arbeit und die vielen Ideen, die du auf den Weg gebracht hast.“