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Umweltrprojekte

Erstes boden:ständig-Projekt nach 15 Jahren abgeschlossen

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Mia Goller
am Donnerstag, 27.08.2020 - 10:21

Er gilt als Ursprung für die „Initiative boden:ständig“, als Quelle der Inspiration für viele weitere Projekte und als Mammutaufgabe für die Beteiligten: Der Schwimmbach bei Marklkofen.

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15 Jahre sind vergangen, seit die ersten Pläne zur Verbesserung der Situation gefasst worden sind. Bei einem Treffen der Beteiligten inmitten von blühenden Wildblumen wurde jetzt klar: Die Geduld hat sich gelohnt. Es ist eine gut durchdachte Naturoase entstanden, von der die Bürger ebenso profitieren wie die anliegenden Bauern. Viele Erkenntnisse konnten hier gewonnen werden, die in ganz Bayern relevant wurden. „Es macht mich glücklich, hier stehen zu können und zu sehen, was wir alle gemeinsam geschafft haben“, sagt Altbürgermeister Martin Geltinger.

Der Name deutet schon darauf hin: Der Schwimmbach ist kein Gewässer, das sich an seine Grenzen hält. Noch dazu wurde er im vergangenen Jahrhundert begradigt, was ihn noch schneller werden ließ. Das Einzugsgebiet ist riesig, von 4600 Hektar ist die Rede. „An manchen Tagen war der Bach überschwemmt, obwohl es in Marklkofen gar nicht geregnet hatte. Wir hatten hier Hochwasser ohne Vorwarnung und über Nacht“, erinnert sich Geltinger.

Jahrzehntelang waren die Landwirte mit Überschwemmungen und Erosionen konfrontiert. Die Gemeinde musste alle Jahre aufs Neue Schäden beseitigen. So richtig zufrieden war dabei niemand. Als das Amt für Ländliche Entwicklung sich des Problembachs annahm, war vom Projekt boden:ständig noch nicht die Rede. Aber mit der Planung wurde klar, dass es die Initiative braucht, um die Landwirte mit einzubeziehen.

Startprojekt brachte viele wichtige Erfahrungen

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Planer Martin Karlstetter war von Anfang an dabei: „Wir hatten hier durch sehr kurzfristige Hochwasserereignisse auch große Mengen an Sedimenten und Nährstoffen im Bach, der in den Vilstal-Stausee mündet. Mit den Maßnahmen konnten wir die Bachaue auf eine Länge von 1,4 Kilometern naturnah gestalten. Retentions- und Sedimentationsräume wurden revitalisiert. Wir haben am Beispiel Schwimmbach viel gelernt für unsere weitere Arbeit. Hier lag ein Brennpunkt für Überdüngung und Bodenerosion. Nun ist eine Naturoase entstanden, mit der auch die Landwirtschaft in Einklang lebt.“

„Ich war damals schon als Gemeinderat begeistert von dem Projekt. Jetzt bin ich Bürgermeister und froh, dass sich mein Vorgänger so engagiert hat. Wir sind hier auf einem richtig guten Weg, gemeinsam mit der Landwirtschaft etwas für gesunde Gewässer und Böden zu erreichen“, erklärte Peter Eisgruber-Rauscher.

Vertrauen ist die Basis für Erfolg

Die Zusammenarbeit mit den Bauern sieht er als besonderen Mehrwert von boden:ständig. Und damit das klappt, brauche es gute Verbündete, wie den Vorsitzenden der Teilnehmergemeinschaft Franz Ertl vom Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern. „Der kommt einfach klar mit den Grundbesitzern, hat seine Wurzeln in der Landwirtschaft und weiß, worum es geht. Das merken die Menschen und fassen Vertrauen“, sagt der Rathauschef.

Die Arbeit Ertls ist natürlich sensibel. Er spricht mit den Bauern über den möglichen Tausch oder Kauf einzelner Flächen, muss auch sein Verhandlungsgeschick einsetzen. Bereiche, die regelmäßig überwemmt werden, sollten im besten Fall in öffentlicher Hand sein.
Ertl hat Grundsätze: Gegen den Willen der Eigentümer geht nichts. „Wir wollen die Menschen mitnehmen, die Betroffenen zu Beteiligten machen und immer mit offenen Karten spielen. Das kann schon mal etwas länger dauern, aber es lohnt sich. Das sehen wir heute, wenn wir hier stehen können und gemeinsam genießen, wie schön alles geworden ist. Und das wissen wir, wenn wir das Ergebnis bei Starkregen betrachten. Der Bach bleibt, wo er soll. Die Parallelmulden funktionieren, die Felder sind weit genug weg, damit der Humus auch auf der Fläche bleibt. Auch der Feldweg, den wir verlegt haben, bleibt frei von Erosionen.“

Einfaches Prinzip mit enormer Wirkung

Boden:ständig ist eine Initiative des Landwirtschaftsministeriums mit den Ämtern für Ländliche Entwicklung in Bayern. Das Prinzip ist einfach und hat eine enorme Wirkung: Externe Fachleute, regionale Berater und die Menschen vor Ort erarbeiten gemeinsam Projekte, um Erosionen zu vermeiden, die Bodenqualität zu verbessern und ungewollte Einträge in das Gewässer zu verhindern. Wasser soll in der Fläche gehalten werden. Dabei trifft das Team immer wieder auf Akteure, die gerne anpacken, die Ideen haben und die andere mitreißen können. Das Ziel: Gemeinsam das Beste für ihre Region zu erreichen.