Grafling/Lks. Deggendorf Die Waldbauern sind seit Jahren arg gebeutelt, da trösten auch die derzeitigen Holzpreise wenig darüber hinweg. Sturmschäden, der Borkenkäfer und der Klimawandel sind Herausforderungen für sie. Auch ein importierter Schädling bringt Sorgen. Das „Weiße Stengelbecherchen“, ein Pilz, setzt auch in der Vorwaldregion ausgerechnet den Eschen zu, die wesentlicher Bestandteil des Waldumbaus sein sollten.
Anton Stettmer ist nicht nur Graflings Bürgermeister, sondern auch der Vorsitzende der Waldbauernvereinigung Deggendorf. Er bewirtschaftet 60 ha Wald: zumeist Fichte, Tanne, Buche, Ahorn und Esche. Über den leer gefegten Holzmarkt und die steigenden Preise kann er sich für seine Mitstreiter nur bedingt freuen. Alt-Käferholz bringt pro Festmeter 50 bis 60 €, Frischholz 100 bis 115 €, berichtet er.
Erste Irritationen haben sich jetzt schon erledigt
Seit 22. April gilt die Einschlagsbeschränkung, erklärt Forstdirektor Walter Schubach aus Deggendorf. Der reguläre Fichteneinschlag wird auf 85 % gegenüber dem Fünf-Jahres-Durchschnitt beschränkt – bis zum 30. September dieses Jahres. Besonders vom Schadaufkommen betroffenen Waldbesitzern sollte damit ein besserer Marktzugang ermöglicht werden, weitere Störungen des Holzmarktes sollten abgewendet werden

Zunächst stieß der Erlass auf Skepsis, ja sogar von Enteignung war die Rede, erläutert Wolfgang Mayerhofer, Geschäftsführer der Waldbauernvereinigung Deggendorf, die rund 1600 Mitglieder hat. Die Waldbauern konnten in den letzten Jahren mit ihrem Wald nicht den Ertrag ernten, den sie benötigen. Es gab am Anfang erhebliche Irritationen bei Waldbesitzern und auch Förstern, bestätigt auch Schubach, der auch stellvertretender Behördenleiter des AELF Deggendorf und Bereichsleiter Forsten ist.
Inzwischen hat sich aber der Wind gedreht. „Ja, es ist richtig“, sagt Schubach zu der vom Bundeslandwirtschaftsministerium erlassenen Beschränkung. „Seit dem Jahr 2015 erleben wir ein Witterungsextrem nach dem anderen“, so der Forstdirektor. In vielen Gegenden Deutschlands wurde das Wasser zum knappen und teuren Gut. Bisheriger Höhepunkt war das Jahr 2018/2019.
„Das Resultat waren auch in unserer Region nicht nur paradiesische Zustände für den Borkenkäfer, sondern großflächige Schäden in Fichtenbeständen“, blickt der Experte zurück. Käferholz musste entsorgt werden, war teilweise unverkäuflich. Immerhin war das vergangene Jahr preislich das schlechteste seit 30 Jahren, so WBV-Geschäftsführer Mayerhofer.
Die Zeit ist gut zu überbrücken
„Wir in Bayern hätten die Holzeinschlagsbeschränkung in den vergangenen beiden Jahren dringend gebrauchen können. Jetzt stellt sie insbesondere für Zimmereien, aber auch Einschlagsunternehmen und Holzfrächter oftmals eine immense wirtschaftliche Herausforderung dar“, sagte Mayerhofer. Er sei jedoch der Ansicht, dass durch die Erleichterung für den Kleinprivatwald mit der Bagatellgrenze von 75 fm erlaubtem Fichteneinschlag und den gerade aufkommenden Borkenkäferanfällen die kurze Zeit bis Oktober gut zu überbrücken sei.
Jetzt beginnt die Borkenkäfer-Hochphase, frische Fichtenholzeinschläge wären nun ohnehin eher selten. Kalamitätsholz bleibt von der Einschlagsbeschränkung unberührt. „Außerdem sehen wir gerade weitere Preisanstiege für Holz, das sicher auch der Verknappung des Rohstoffes geschuldet ist,“ so der Geschäftsführer.
Immerhin gibt es einen kleinen Trost für die Waldbauern: Wer dringend auf Einnahmen aus dem Holzverkauf angewiesen ist, kann einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung wegen „unbilliger Härte“ stellen. Bis jetzt liegt aber laut dem Forstamtsdirektor noch kein Antrag beim AELF Deggendorf vor.
Die Märkte sind leer gefegt durch die riesige Nachfrage aus China und den USA. Doch wird nicht nur der Rohstoff Holz derzeit knapp – auch andere Baumaterialien. Jetzt sei der Preis auf einem fairen Niveau, sind sich Stettmer, Mayerhofer und Schubach einig. Inflationsbereinigt ist der Preis im Vergleich zu einstigen Erfolgsjahren allerdings kein Allzeithoch.
Endlich kommt das Geld beim Waldbesitzer an
Endlich aber kommt die Vergütung auch bei den Waldbauern an und bleibt nicht nur im Sägewerk oder an anderen Stellen hängen. Ob das nach dem Boom so bleibt, ist fraglich.