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Ostern

Eier: Aus der Region ins Nest

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Christiane Hertelendy
am Mittwoch, 08.04.2020 - 09:39

Hochsaison läuft: Ludwig und Petra Reil produzieren Freiland-Ostereier

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Bis aus einem Ei ein echtes Osterei wird, muss es noch einige Schritte durchlaufen – zumindest wenn es aus Ludwig Reils Familienbetrieb in Wurmannsquick im Kreis Rottal-Inn stammt. Ein Viertel seiner monatlich knapp 24 000 erzeugten Eier wird zur Osterzeit zu den bunten Kinderlieblingen und auch die restlichen Eier finden zu Ostern noch mehr Absatz als sonst. Nun überlegen Petra und Ludwig Reil, den Fokus ausschließlich auf die Hühnerhaltung zu legen.

Mobiler Stall dient auch als Werbeträger

Bereits bei der Einfahrt zum Hof der vierköpfigen Familie Reil, der zwischen Wurmannsquick und Zeilarn gelegen ist, kommen einem die ersten freilaufenden Hühner entgegen, weitere laufen auf dem Hof und der angrenzenden Wiese. Das „Reil-Ei 1“, Reils mobiler Stall, macht, gut sichtbar von der Bundesstraße aus, Werbung für den eigenen Eierfrischdienst. Seit über zwanzig Jahren vertreibt Ludwig Reil die Eier nun bereits. Aus den anfänglichen 50 Legehennen sind mittlerweile knapp 1200 geworden, die innerhalb zweier Ställe und seit 2017 auch in dem Mobilstall leben.
Beliefert werden vor allem Privatpersonen, Metzgereien, Bäckereien, Wirtshäuser, aber auch Naturkost- und Dorfläden. Wie zu seinen Anfängen wird die Hälfte der Produktion aber immer noch über den Eggenfeldener Bauernmarkt vertrieben.

Das Eierjahr beginnt nach den Sommerferien

„Das Eierjahr beginnt mit dem Ende der Sommerferien und endet Samstagmittag nach Karfreitag“, lacht Ludwig Reil. Dann würden die Menschen vorerst genug von Eiern haben. Insbesondere in den drei Wochen vor Ostern sei Hochphase, vor allem für die bunten Eier, so Reil, während er die Klappen des mobilen Stalls öffnet und die darin lebenden 349 Hühner herauslässt. Dieser mobile Stall sei eine gute Entscheidung gewesen, sagt der Landwirt. Er diene nicht nur als Blickfang von der Bundesstraße aus, sondern überzeuge auch durch den geringeren Arbeitsaufwand. Die Idee der mobilen Geflügelhaltung sei besonders für Direktvermarkter eine sinnvolle Option, nicht zuletzt, weil Legehennen in der Freilandhaltung dazu neigen, die Auslaufflächen intensiv abzuweiden, was sich negativ auf den Boden auswirken kann.
„Durch die mobile Hühnerhaltung können die Hennen regelmäßig versetzt werden und somit Schäden der Auslaufnutzung reduziert werden“, erklärt Reil. Und Auslauffläche zur Nutzung haben die Hühner auf dem Anwesen genug – knapp ein Hektar der 17 Hektar großen landwirtschaftlichen Nutzfläche steht ihnen zur Verfügung.

Eier direkt vom Laufband

Im Vorraum des mobilen Stalls kann Ludwig Reil nicht nur die Belüftung oder das Öffnen der Klappen steuern, sondern die Eier direkt vom Laufband aufsammeln. Dabei erklärt der Landwirt, dass er bei seinen Hühnern ausschließlich auf Freilandhaltung setze. Er habe Bedenken, durch eine Umstellung auf „Bio“ die Direktvermarktung zu beeinträchtigen. „Durch die höheren Preise für die Verbraucher wäre wohl nur noch die Hälfte der Eier regional vermarktbar“, sagt der Landwirt. Er möchte den Fokus deshalb lieber auf die regionale Vermarktung setzen, erklärt der 50-Jährige.

In Zukunft möchte sich Ludwig Reil sich noch mehr auf die Hühnerhaltung konzentrieren und dafür auf die noch verbliebenen 18 Milchkühe verzichten. Deren Stall könne man in diesem Zuge umbauen, um den steigenden Bedarf an Eiern zudecken, erklärt er: „Der Absatz ist sehr gut, unser Eierfrischdienst ist vom Start weg gut gelaufen“, berichtet er nicht ohne etwas Stolz: „Man sieht daran, dass man auch als Direktvermarkter die Möglichkeit hat, ein respektables finanzielles Ergebnis zu erzielen.“
Die 800 bis 1000 Eier, die Reil jeden Morgen sammelt, werden anschließend in der eigenen Sortieranlage weiterverarbeitet und gestempelt. Seit 2013 sind Ludwig und Petra Reil im Besitz dieser Anlage. Wenn man nur zu zweit ist, dann ist das Sortieren und Verpacken durchaus viel Arbeit – besonders, da Petra Reil nebenher noch als Krankenschwester arbeitet, und so nur an vier bis fünf Nachmittagen aushelfen kann. Dennoch: Das Teamwork von Ludwig und Petra Reil funktioniert hervorragend.

Die Farbe auf die Eier gibt es im Partnerbetrieb

Nach Anlaufen der Maschine und Anlegen der Schutzkleidung können die Eier gestempelt, sortiert und in die Verpackungen gegeben werden, bevor die fast fertigen Ostereier noch eine Station – wenn nicht sogar die an Ostern wichtigste – durchmachen. Denn gefärbt wird nicht in Wurmannsquick, sondern seit 15 Jahren im Partnerbetrieb Obermeier in Niederbergkirchen. „Wir sind sehr froh, dass wir mit dem Betrieb zusammenarbeiten können“, freut sich auch Petra Reil. Die Anschaffung einer eigenen Anlage würde sich aus Kostengründen für kaum einen Betrieb lohnen, daher sei es auch schwierig einen zu finden, der das Färben von Eiern vornimmt.

Besprühen ist besser als Untertauchen

Auch die Kleineier ihrer Jungtiere werden bei ihrem Partnerbetrieb Obermeier zu Nudeln verarbeitet und anschließend wieder über den Vermarkter vertrieben. Und noch einen Vorteil hat das Färben dort, wie Ludwig Reil erklärt: „Unsere Ostereier sind nicht so hart wie die handelsüblichen im Supermarkt“. Dies liege an der Verarbeitung der Eier. Anstatt in die Farbe eingetaucht zu werden, wie meist üblich, würden die Reil-Eier gedämpft und anschließend mit der Farbe besprüht, „dadurch sind sie unser Meinung nach auch geschmacklich besser“, sagt Petra Reil. Rund 10 000 bunte Ostereier werden produziert und verkauft, bis Familie Reil zumindest nach Ostern wieder etwas mehr Ruhe finden kann.