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Vermarktung

Der Dorfladen auf Rädern

Mobiler Laden
Lorenz Märtl
am Mittwoch, 11.12.2019 - 09:09

Beim 14. Oberpfälzer Direktvermarktertag in Reuth wurde das Tirschenreuther Gemeinschaftsprojekt „Die Bauernkiste“vorgestellt.

Reuth - Regionale Lebensmittel liegen bei immer mehr Verbrauchern voll im Trend – nicht nur im Landkreis Tirschenreuth. Beim 14. Oberpfälzer Direktvermarktertag des Netzwerkes Diversifizierung mit dem Schwerpunkt Direktvermarktung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Oberpfalz in der Zoiglgaststätte „Zum Rechersimmer“ in Reuth verwies der örtliche Behördenleiter Wolfgang Wenisch auf aktuell 70 direktvermarktende landwirtschaftliche Betriebe mit einer enormen Vielfalt an Lebensmitteln.

Während viele Kunden den persönlichen Kontakt schätzen und direkt im Hofladen einkaufen möchten andere einen bequemen Einkauf ohne weite Wege und zusätzlichen Aufwand, am besten mit großer Angebotspalette und mit Parkplatz vor der Tür. Daneben gibt es auch viele Verbraucher, die zwar nicht mehr mobil sind, sich aber trotzdem regionale Produkte wünschen. Auch dafür gibt es Lösungen, die an diesem Tag im Mittelpunkt standen: Die Lebensmittel kommen zum Kunden, mit dem Dorfladen auf Rädern oder in der Bauernkiste.

Ganz ohne Vorschriften geht es nicht

Dass es aber auch hier nicht ohne ständig neue Vorschriften, Verordnungen und gesetzliche Vorgaben geht verdeutlichte Michaela Weiglein aus Würzburg rund um das Thema Kassen. „Dokumentieren, digitalisieren und sichern“, empfahl die Expertin, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.

Das Projekt „Meine Bauernkiste“ mit Produkten aus der Region entstand in Zusammenarbeit von BRK, Maschinenring dem Direktvermarkterverein im Landkreis Tirschenreuth als Lösung des Problems „Einkaufen für ältere Menschen“. Bianca Wührl, die den Bereich betreut, zeigte den Weg von der Bestellung bis zur Abrechnung auf. Wer eine Bauernkiste will erledigt die Bestellung regionaler Erzeugnisse von 15 Erzeugern telefonisch an den Maschinenring, der diese an den Anbieter (einer verpackt die Produkte der beteiligten Erzeuger) weiterleitet. Die Auslieferung besorgt dann einmal wöchentlich das BRK. Für die Direktvermarkter, die zum größten Teil einen eigenen Hofladen haben sei dies eine weitere Vermarktungsmöglichkeit, wobei die Nachfrage (derzeit wöchentlich rund zehn Kisten) noch steigerungsfähig ist. Der Mindestbestellwert ist 20 €, für die Lieferung werden 3,50 € berechnet.

Dorfleben

Nahversorgung stärken

Wie sich das Vorhaben der Steinwald-Allianz, einer der zwei Öko-Modellregionen des Landkreises zur „Einführung eines mobilen Bauernmarktes“ durch das bayerische Wirtschaftsministerium, entwickelt hat, erörterte der Geschäftsführer der Steinwald-Allianz, Martin Schmid. Ziel ist die Stärkung der Nahversorgung und der regionalen Wirtschaft sowie die Erforschung digitaler Potentiale. Das Vorhaben wurde in der Konzeption um digitale Komponenten wie die Möglichkeit der Online-Bestellung und des Bargeldabhebens erweitert. Seit August 2018 tourt nun ein mobiler Dorfladen mit rund 500 Artikeln des täglichen Bedarfs an sechs Tagen in der Woche nach einem festen Routenplan durch insgesamt 31 Ortschaften der Steinwald-Allianz. 
Dem Warenangebot regionaler Erzeuger kommt beim Sortiment eine große Bedeutung zu. Knapp 30 Betriebe beliefern mit zum Teil nur saisonal verfügbaren Produkten den mobilen Dorfladen, die auch auf den Touren aufgenommen werden. Ob das Modellprojekt zur Dauereinrichtung wird ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.

Auf die wachsende Bedeutung der Diversifizierung wiesen Dr. Anja Hensel-Lieberth aus dem Landwirtschaftsministerium, Angelika Spitzer von der Regierung der Oberpfalz sowie der Oberpfälzer BBV-Vizepräsident Ely Eibisch hin. Seinen Weg der Diversifizierung vom einstigen Milchbauern zum erfolgreichen Gastronomen der Zoigl­gaststätte „Zum Rechersimer“ schilderte Hans Käß. Das Konzept mit Zoigl-Bier und regionaler Küche kommt hervorragend an. „Es könnte nicht besser laufen“, brachte er es auf den Punkt.