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Bauerntag

Bauern fordern Schluss mit Diffamierung!

Niederbayernschau
Gerd Kreibich Portrait
Gerd Kreibich
am Montag, 14.10.2019 - 10:31

Egal ob Umwelt-, Klima- oder Tierschutz, Landwirte wehren sich gegen permanente Schuldzuweisungen.

Ein volles Festzelt, zwei engagierte Referenten und gleich vier Produktköniginnen zu Besuch: Der Niederbayerische Bauerntag im Rahmen der Niederbayernschau in Landshut war eine eindrucksvolle Demonstration des Bauernstandes im Regierungsbezirk Niederbayern.

Begrüßt wurden die Bäuerinnen und Bauern, die aus ganz Niederbayern nach Landshut gekommen waren, vom Bezirkspräsidenten des Bayerischen Bauernverbandes in Niederbayern, Gerhard Stadler.

Und der machte gleich deutlich, welche Probleme den bäuerlichen Betrieben auf den Nägeln brennen, insbesondere griff er die aktuellen Debatten rund um den Umwelt-, Klima- und Tierschutz auf. „Es muss jetzt endlich Schluss damit sein, immer dann, wenn es ein Problem gibt, den Grund dafür in der Landwirtschaft zu suchen“, stellte er klar. Die Gesellschaft mache es sich zu leicht, wenn sie den „Schwarzen Peter“ besonders gern an die Bäuerinnen und Bauern abgeben wolle.

Stadler stellte klare Forderungen an die Politik ebenso wie an die Kundinnen und Kunden, die Lebensmittel einkaufen: „Man kann nicht ständig neue Auflagen machen, die der heimischen Landwirtschaft ein vernünftiges Wirtschaften fast schon unmöglich machen, auf der anderen Seite aber Handelsabkommen befürworten, die dazu beitragen, uns mit billigem Fleisch aus Südamerika zu überschwemmen“, so der BBV-Präsident.

Wer will ein Ende der Lebensmittelproduktion?

Werde die Landwirtschaft weiterhin diffamiert, dann werde es immer schwerer werden, ausreichenden beruflichen Nachwuchs und Betriebsübernehmer zu finden. „Das würde letztendlich die Lebensmittelproduktion in unserem Land in Gefahr bringen – kann man das wirklich wollen?“, fragte Stadler und machte auch deutlich: „Wir sind in Bayern heute schon so weit, dass wir mehr Lebensmittel importieren als exportieren.“ Diese Entwicklung hält der BBV-Präsident für sehr besorgniserregend.

Weiterer Redner des Bauerntages war der Vizepräsident des Europäischen Bauernverbandes, Franz Reisecker. Er unterstützte die Aussagen Stadlers ausdrücklich und machte klar, dass die in Bayern bestehenden Probleme auch in anderen Ländern den Bäuerinnen und Bauern das Leben schwer machen. 

Landwirtschaft muss politisch noch aktiver sein

Niederbayernschau

Die Landwirtschaft müsse jetzt aktiv werden, vor allem in der Politik, um dabei zu sein, wenn Weichen gestellt werden, so Reisecker. Hoffnung mache ihm dabei auch das Wahlergebnis der jüngsten Nationalratswahlen in Österreich: Sebastian Kurz,der voraussichtlich auch nächster Kanzler des Landes werde, sei ein erklärter Unterstützer der Landwirtschaft, nicht nur in Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene.

Mit gewohnt deftigen Sprüchen sorgte Bayerns stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger für Stimmung im Festzelt: Für ihn sei die Landwirtschaft ein unentbehrlicher Teil des Wirtschaftsraumes Niederbayern: „Wir sind altes traditionelles Bauernland, hier gibt es Gurken ebenso wie BMW, bei uns ist der gesunde Menschenverstand zuhause.“

Umso schlimmer sei es, dass die Landwirtschaft in das Visier von Kritikern gekommen ist, „die von der Landwirtschaft rein gar nichts verstehen“. Es müsse deshalb beispielsweise dem Umstand, dass landwirtschaftliche Tierhalter immer stärker angegriffen werden, endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Das illegale Installieren von Kameras in Ställen durch „selbsternannte Tierschutzorganisationen“ bezeichnete Aiwanger als „Stasi-Methoden“. Wenn derartige Stimmungsmache gegen die Landwirte nicht aufhöre, dann „werden wir auf der Niederbayernschau bald keine Würschtl mehr aus Bayern essen können“, warnte der Minister. Eindringlich nahm er die Politik in die Pflicht, die Wertschätzung der Landwirtschaft in der Gesellschaft wieder zu verbessern.