Rund 100 prächtig herausgeputzte Pferdegespanne lockten trotz frostiger Temperaturen rund 20 000 Besucher zum traditionellen Berchinger Rossmarkt, Bayerns größtem Wintervolksfest. Nach dem Auftrieb der Pferde gehörte die Bühne dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der eine Zeitenwende in der Landwirtschaft forderte: Ein Bekenntnis zur Tierhaltung, mehr Flächennutzung und weniger Kontrolldichte. „Kontrolle ja, aber sinnvoll“, sagte Söder.
Der Ministerpräsident kritisierte, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb „fast so viel kontrolliert wie eine Chemiefabrik oder ein Atomkraftwerk. Sinnvoll natürlich kontrollieren, aber nicht übertreiben." Diese Forderung hatte Söder schon bei mehreren Veranstaltungen vor Landwirten wiederholt, etwa bei der Landesversammlung des vlf.
Der Berchinger Rossmarkt hat eine 300-jährige Tradition und war ursprünglich eine tierärztliche Rossbeschau. 1722 hat der Rat der Stadt die Pferdebesitzer verpflichtet, ihre Tiere vorzuführen. Der Erlass hatte einen triftigen Grund: Mit der – ab dann jährlichen – Tierbeschau wollten die Stadtväter Seuchen verbeugen. Das war übrigens nicht der erste Erlass in dieser Richtung, schon 1678 gab es eine erste Vorschrift für Pferdehalter. Der heutige Rossmarkt geht auf das Jahr 1920 zurück. Damals fasste der Magistrat den Beschluss jährlich zwei Pferde- und Fohlenmärkte abzuhalten, die dann in den 1960er Jahren in eine Pferdeschau mündeten.
Markus Söder besuchte den Rossmarkt bereits zum dritten Mal. Franz Josef Strauß und Horst Seehofer halten mit je fünf Besuchen den Rekord in Berching. Gegner eines dritten Nationalparks demonstrierten am Rand der Kundgebung gegen die Pläne der Staatsregierung.