
Nach sieben gerissenen und weiteren sieben vermissten Schafen auf der Roßwildalm auf Kelchsauer Gemeindegebiet (Region Westendorf/Tirol) am vergangenen Wochenende haben die betroffenen Bauern beschlossen, die verbleibenden 98 Tiere ins Tal zu bringen.
Betroffen sind fünf Betriebe, welche die Tiere nun auf den Heimflächen weiden lassen, was langfristig keine Lösung sein kann, wie der Hopfgartner Schafzuchtverband betont. Insgesamt sind heuer in der betroffenen Region Westendorf/Kelchsau bereits über 70 gerissene und vermisste Schafe zu beklagen. Die Situation sei verheerend.
"Nach und nach verwaisen die Almen trotz bester Futtergrundlage und optimaler Bedingungen für die Tiere. Auch auf Rinderalmen geht die Angst um, schließlich wurden in anderen Regionen heuer auch schon Kälber gerissen", erklärte Josef Fuchs, Bezirksobmann des Hopfgartner Schafzuchtverbandes.
Abschuss noch diesen Sommer verlangt
Aus seiner Sicht handelt es sich hier um einen Wolf, der wesentlich mehr Tiere tötet als er zum Überleben braucht, man kann also von einem Problemwolf sprechen. Deshalb fordert der Bezirksobmann im Sinne des Erhalts der Landwirtschaft einen Abschussbescheid, um die noch bewirtschafteten Almen zu schützen.
Diese Forderung unterstützt auch Vereinsobmann Josef Hechenberger. "Aktuell werden bereits vier Almen in Westendorf beziehungsweise der Kelchsau nicht mehr beweidet. Wenn es nicht noch mehr werden sollen, muss - sobald die gesetzlichen Änderungen in Kraft sind - gehandelt werden, um noch diesen Sommer zu einem Abschuss zu gelangen", fordert Hechenberger.
Genetische Analysen bestätigen große Beutegreifer
Wie das Land Tirol mitteilte, wurde bei den heuer im Verwalltal im Gemeindegebiet von St. Anton am Arlberg (Bezirk Landeck) gerissenen Schafen bereits die DNA von einem Bären und zweimal die DNA von einem Wolf nachgewiesen. Jüngste DNA-Analysen von Proben, die am 16. Juli im Zuge von Schafsrissen genommen wurden, ergaben einen weiteren genetischen Nachweis eines Bären, so die Behörde. Zudem wurde in Matrei in Osttirol sowie in Prägraten anhand von Proben von den betroffenen Schafen jeweils die DNA von einem Wolf aus der italienischen Population bestätigt. Um welche Individuen es sich bei den neuen Nachweisen genau handelt, kann erst bei Vorliegen der Untersuchungsergebnisse zur Bestimmung des Individuums (Genotypisierung) festgestellt werden.
Weitere amtstierärztliche Begutachtungen von sieben toten Schafen im Gemeindegebiet von Hopfgarten im Brixental - konkreter Wolfsverdacht - sowie vier toten Schafen im Gemeindegebiet von Jerzens - Verdacht auf einen Bären - haben darüber hinaus stattgefunden. Proben für eine weitere genetische Untersuchung wurden entnommen. Im Gemeindegebiet von Matrei in Osttirol wurde bereits anhand einer Probe ein Wolf nachgewiesen. Im Pitztal, Gemeinde St. Leonhard, wurde in diesem Jahr ebenfalls bereits ein Bär genetisch bestätigt, berichtet das Land Tirol.