München/Wien Der Wolf sorgt in Bayern, Österreich und der Schweiz zunehmend für Probleme. In der Nähe des oberbayerischen Schleching (Lks. Traunstein) wurden kürzlich ein Schaf und eine Ziege gerissen. Proben für eine DNA-Untersuchung wurden genommen und eine Untersuchung der Kadaver beauftragt. Ob es ein Wolf war, steht noch nicht fest.

Der Vorfall ereignete sich unweit eines stark frequentierten Wanderweges. Erbost ist der Traunsteiner BBV-Kreisobmann Sebastian Siglreithmayer: „Ich frage mich, was noch passieren muss, damit die Politik endlich handelt!“ Dr. Michael Honisch, Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu, sagte dem Wochenblatt, dass es im Hinblick auf den Wolf in seinem Bereich noch „überraschend ruhig“ gewesen sei. Angrenzende Länder im Alpenraum hätten da weniger Glück.
In diesem Jahr wurden in Österreich die meisten Wölfe aufgrund von Rissen in den Bundesländern Tirol, Salzburg und Kärnten nachgewiesen. Besonders betroffen war Tirol, wo nach Kenntnisstand der Behörden auf Almen rund 300 Schafe und vereinzelt auch Rinder, darunter Kälber und eine Mutterkuh, von großen Beutegreifern gerissen wurden. Zudem sind Dutzende Tiere vermisst und verletzt. Die Mehrzahl der Risse ist Wölfen zuzurechnen, für rund 50 Risse sind Bären verantwortlich. In Tirol wurden bislang neun Wölfe aus der italienischen Quellpopulation sowie ein Wolf aus der nördlichen Population nachgewiesen.
Verfrühte Almabtriebe in Österreich
In Folge der Übergriffe entschieden sich mehrere Almbauern zu verfrühten Almabtrieben. Insgesamt wurden von zehn Almen rund 2500 Schafe verfrüht ins Tal gebracht. Auf der Peer-Alm in Navis in Tirol wurde eine 30 ha große Almfläche eingezäunt, um große Beutegreifer abzuweisen. Rund 120 Schafe und Ziegen weiden auf dieser Fläche, weitere 50 bis 80 Schafe sollen im Jahr 2022 hinzukommen. Auch in Navis wurden jedoch von den 450 gealpten Schafen schon im August 210 Schafe wieder ins Tal abgetrieben.
Im Salzburger Land wurden heuer bisher sechs Wolfsrisse mit insgesamt 78 toten Schafen mittels DNA-Analyse bestätigt. Auch stammen die Wölfe mehrheitlich aus Italien. Dort habe die Rudelbildung stark zugenommen und abwandernde Tiere treten häufig zuerst in Tirol oder Salzburg auf“, so Expertin Gundi Habenicht von der Salzburger Veterinärdirektion.
Den Abschuss erleichtert
Das Land Salzburg dokumentiert auf www.salzburg.gv.at die Wolfsnachweise im Land. In Tirol und Salzburg haben die Regierungen Regelungen verabschiedet, die es ermöglichen den Abschuss von Problemwölfen zu erleichtern, wenn auch unter strengen Rahmenbedingungen. Wie die Landwirtschaftskammer Kärnten berichtet, wurde Ende August nach zahlreichen Nutztierrissen im Kärntner Gailtal eine Abschussgenehmigung erteilt. Dort rissen Wölfe nachweislich auf drei Almen 56 Nutztiere. Die Abschussgenehmigung ist bis 30. September befristet.
Im Gespräch mit dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt drängt Oberbayerns BBV-Bezirkspräsident Ralf Huber auf eine schnelle Reaktion der Politik in der Wolfsproblematik:
Der BBV lädt unter dem Motto „Ausgebimmelt? Gemeinsam für den Schutz der Weidetiere“ am 2. Oktober zu einer Großveranstaltung in München ein. Unterstützer sind Partnerverbände und Organisationen aus ganz Deutschland sowie den angrenzenden alpinen Nachbarländern.