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Welternährung

Ukrainekrieg: Jungbauern fordern Aussetzen der Flächenstilllegung

Josef Koch
Josef Koch
am Freitag, 11.03.2022 - 08:28

Österreichs Jungbauernschaft bekennt sich zu den Green Deal-Zielen, hält aber Flächenfreigaben aktuell für nötig.

Reiter-Carina-Jungbauernschaft Österreich

Österreichs Jungbauern fordern die EU-Kommission auf, sicherzustellen, dass 2022 alle vorhandenen Flächen nutzbar werden. „Dazu gehört auch, die geplante Stilllegung von fruchtbaren Anbauflächen zu hinterfragen“, so die Jungbauern-Obfrau Carina Reiter.

Ihrer Ansicht nach ist der Krieg in der Ukraine eine humanitäre Katastrophe und bedroht die Ernährungssicherheit nicht nur in der Ukraine selbst, sondern auch in deren Exportländern im Nahen Osten und Nordafrika. Sie seien schon derzeit nicht mehr in der Lage, die hohen Weizenpreise zu begleichen. Es müsse alles getan werden, eine globale Ernährungskrise zu verhindern.

Glauben Sie, dass sich mit einem Verzicht auf Stilllegung und weiteren Extensivierungen Hungerkatastrophen im Nahen Osten und in afrikanischen Ländern vermeiden lassen?

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Reiter: Stilllegungen können wir uns nicht leisten

Die Zahl der unterernährten Menschen ist während der Corona-Pandemie weltweit auf rund 811 Mio. Menschen gestiegen. Durch den Ausfall der Getreideproduktion in Russland und der Ukraine fehlen voraussichtlich 30 % des global gehandelten Weizens. Seit Kriegsausbruch steigen die Rohstoffpreise stark und Agrarökonomen sehen noch kein Ende dieser Entwicklung.

Reiter betont, für Hofübernehmerinnen und Hofübernehmer seit Klimaschutz ein großes Anliegen und sie stünden stehen zu den Klimazielen der EU. Der europäische Green Deal will die landwirtschaftliche Produktion durch Außernutzungsstellung und verstärkten Umweltschutz transformieren. Wertvolle Ackerflächen stillzulegen, gefährdet nach Ansicht der Jungbauern jedoch die Versorgungssicherheit.

„Da können wir uns gerade jetzt einfach nicht leisten“, ist die Obfrau überzeugt. Die österreichische Jungbauernschaft unterstützt vor diesen Hintergründen klar die Forderung, die 4 % Flächenstilllegung auszusetzen und den Anbau von Eiweißpflanzen mit Pflanzenschutzmitteleinsatz auf Vorrangflächen für 2022 zuzulassen.

Bauernbund setzt auf Krisenstab

Der Bauernbund Österreich setzt angesichts der stark gestiegenen Preise auf den Agrar- und Betriebsmittelmärkten auf den Einsatzstab im Landwirtschaftsministerium.  Dieser beobachtet und bewertet die Lage auf den Agrarmärkten, die Handelsströme und die Lebensmittelversorgung genau. Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) steht laut Bauernbundpräsident Georg Strasser dabei im ständigen Austausch mit Vertretern aus der Wirtschaft und den Verbänden. „Wo nötig und möglich werden rasch stabilisierende Maßnahmen gesetzt", so Strasser.

Bereits vor den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine waren die Preise für Treibstoffe, Futter- und Düngemittel laut Bauernbund bereits existenzbedrohend für viele Bäuerinnen und Bauern. Jetzt werden frühere Höchstpreise noch einmal übertroffen. Der Bauernbund plädiert wie Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger für ein vorübergehendes Aussetzen der 4%igen Flächenstilllegung.

jk

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