Die klimatischen Veränderungen fordern unsere Bäuerinnen und Bauern sehr und verlangen von ihnen mehr Anpassungsvermögen als von jeder anderen gesellschaftlichen Gruppe. Insbesondere die ungünstige Niederschlagsverteilung und immer stärker werdende Wetterkapriolen machen ihnen zu schaffen. „Der sinnvolle Umgang mit dem wenig vorhandenen Wasser und es vor allem dann verfügbar zu haben, wenn es die Pflanzen brauchen, ist sicherlich eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Unser oberstes Gebot ist daher die wassersparende Bewirtschaftung unserer Felder, um Wasser so gut wie möglich im Boden zu speichern“, erklärt Lorenz Mayr, Landwirtschaftskammer NÖ-Vizepräsident und Obmann des Vereins „Boden.Leben“.
Bodenbedeckung entzieht zwar Feuchtigkeit, schützt aber den Boden
Auch auf das heurige Jahr trifft das ganz besonders zu. Beim Anbau der Frühjahrskulturen war wassersparendes Vorgehen gefragt. Kurzzeitig waren Flächen mit intensiver Mulchauflage im Nachteil, weil das für die Keimung notwendige Wasser von den Pflanzenresten aufgesaugt wurde. Hier kam manchen Betrieben Zweifel, ob ihre Bewirtschaftung die richtige ist. Doch spätestens mit Einsetzen der zum Teil heftigen Niederschläge, die in kurzer Zeit enorme Wassermengen brachten, waren Flächen mit hohem Bodenbedeckungsgrad und guter Wasseraufnahme im Vorteil und konnten mehr Wasser vor dem Abfließen schützen.
Auch bei den Erntearbeiten im Sommer und bis in den Spätherbst zeigten Flächen mit einer guten Bodenstruktur, die in jahrelangem Bemühen aufgebaut wurde, eine bessere Befahrbarkeit. Gerade jetzt im feuchten Herbst ist Augenmaß gefragt, welche Bearbeitung dem Boden zugemutet werden kann, um längerfristige Beeinträchtigungen zu vermeiden. Der Boden hat ein langes Gedächtnis, daher gilt meistens: „Weniger ist mehr“. „Wir brauchen die Ertragskraft unserer Böden. Denn nur dann ist es möglich, die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln sicherzustellen“, so Mayr.
Weiterbildung durch Webinare
Der Aufbau eines gesunden Bodens ist ein wesentliches Ziel des Vereins „Boden.Leben“ und steht auch bei den Seminaren und Veranstaltungen des Vereins im Mittelpunkt. Da aufgrund der Covid-19-Pandemie viele Präsenztermine abgesagt werden mussten, hat auch der Verein „Boden.Leben“ sein Online-Angebot ausgebaut. In einer interessanten Webinar-Reihe wurden Themen wie Humusaufbau, satellitengestützte Vegetationskontrolle, Wirtschaftsdüngeraufbereitung, Mob Grazing oder Mikrobiom behandelt. Erfahrungsberichte zu Bodenaufbau, Regenwürmer, Begrünungsmanagement und Mulchlegen rundeten das Programm ab. Auch in den kommenden Monaten wartet auf alle Interessierten ein vielfältiges Angebot an Webinaren.
Gemeinsame Seminare
Deutschland, Österreich und die Schweiz veranstalten gemeinsam vom 17. bis 19. Juni 2021 einen Feldtag, bei dem der Schwerpunkt auf die Auswirkungen des Klimawandels und mögliche Anpassungen und Lösungsansätze in der Bewirtschaftung gelegt wird. Neben hochkarätigen Vortragenden aus allen Ländern und zahlreichen internationalen Ausstellern zum Thema Bodenfruchtbarkeit, Zwischenfrüchte, Direktsaat und Humusaufbau soll auch Zeit für einen Erfahrungsaustausch der Landwirte untereinander sein. Details dazu unter www.soilevolution.com